Personendaten


Holländer Nanette

Nachname
Holländer
Vorname
Nanette
Geburtsdatum
15.10.1873
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Hermann und Karolina Stern geb. Poppermann
Geschwister: Selma verh. Hartmann, Heinrich
Ehemann: Hermann Holländer
Kinder: Manfred und Sanibert

Adresse

Maxstraße 24 (heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Kauffrau
Emigration/Deportation

Mai 1942 Zwangsverlegung ins Jüdische Altersheim Würzburg
September 1942 deportiert von Würzburg nach Theresienstadt

Sterbeort/Sterbedatum
Theresienstadt - 03.12.1942

Biografie


Nanette Holländer geb. Stern wurde am 15. Oktober 1873 als zweites von drei Kindern des Kaufmanns Hermann Stern und seiner Frau Karolina in Bad Kissingen geboren. Die alteingesessene Kissinger Familie betrieb in der Stadt ein Kurzwarengeschäft und wohnte in ihrem Haus Maxstraße 23 a (heute Nr. 24).

Mit dreißig Jahren heiratete „Nanni“, wie sie von allen genannt wurde, im August 1903 den fünf Jahre jüngeren Kaufmann Hermann Holländer aus dem Landkreis Hildburghausen. Das Paar hatte zwei Kinder, die Söhne Manfred (* 1905) und Sanibert (* 1906). Die Familie lebte in Nannis Elternhaus, wo sie auch einige Zimmer für Kurgäste vermietete. Als weitere wirtschaftliche Grundlage diente das Kurzwarengeschäft der Familie Stern und eine Autovermietung mit mehreren Fahrzeugen, die Hermann Holländer aufgebaut hatte.

Durch die antisemitische Gesetzgebung, die 1933 einsetzte, wurde der Familie nach und nach ihre wirtschaftliche Existenz entzogen. Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 brachte für Nanni Holländer die wirtschaftliche und persönliche Katastrophe: Die Autohalle mit den Mietfahrzeugen wurde vom Nazi-Mob in Brand gesetzt und samt Autos vollkommen vernichtet. Ihr Mann erlitt bei den Löscharbeiten einen Zusammenbruch und starb nur drei Tage später am 12. November 1938. Einige Monate zuvor war ihr Sohn Manfred, der mit seiner jungen Familie ebenfalls im Haus gelebt hatte, in die USA ausgewandert. Als im August 1939 auch der jüngere Sohn Sanibert das Land verließ, blieben Nanette Holländer von ihrer Familie nur noch ihre Schwester Selma und ihr Schwager Theo. Alle mussten im Haus bald eng zusammenrücken, denn das Anwesen wurde zu einem sogenannten „Judenhaus“, in dem auch andere Kissinger Juden zusätzlich einquartiert wurden. Anfang April 1942 mussten Nanni und ihre Schwester das Haus verkaufen, wenige Tage später wurden Schwester und Schwager nach Krasniczyn deportiert. Kurz darauf verkaufte Nanni die ihr verbliebenen Möbel und musste am 21. Mai in das jüdische Altenheim nach Würzburg umsiedeln.

Von dort wurde sie am 23. September 1942 unter der Evakuierungsnummer 276 ins KZ Theresienstadt deportiert. Vorher hatte man ihr bei der Leibes- und Gepäckvisitation noch ihren letzten Besitz abgenommen - zwei Esslöffel, eine Gabel und drei Messer. Wenige Wochen nach ihrem 69. Geburtstag starb Nanette Holländer am 3. Dezember 1942 im KZ Theresienstadt.  

(Barbara Thiele)

Nanette-Hollander-bei-der-Zeitungslektüre
Nanette Holländer bei der Zeitungslektüre
Hochzeitsfoto-Nanette-and-Herman-Hollander
Hochzeitsfoto Nanette und Hermann Holländer, 1903
Nanette-and-Herman-Hollander-walking-Kopie
Nanette Holländer und ihr Ehemann Hermann


Quellenangaben


Bildnachweise


© Naomi Sandberg



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