Personendaten


Jutkowski Adelaide

Nachname
Jutkowski
Geburtsname
Bamberger
Vorname
Adelaide
Geburtsdatum
21.12.1905
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Dr. Seckel und Nannette Bamberger
Geschwister: Sarah, Kehla, Seligmann Bär, Iyras verh. Adler, Simcha Simon, Moses Löb
Ehemann: Rudolf (Israel) Jutkowski
Kinder: Yitzhak, Israel Meir, Eliezer, Shaul Yutav  

Adresse

Promenadestraße 17 (heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

emigriert im September 1934 nach Palästina

Sterbeort/Sterbedatum
Israel - 13.10.1966

Biografie


Adelaide Jutkowski geb. Bamberger war die Tochter des vorletzten Kissinger Rabbiners Dr. Seckel Bamberger, der zwischen 1902 und 1932 dreißig Jahre lang dieses Amt bekleidete. Seine Frau Nannette hatte am 21. Dezember 1905 eine Tochter mit dem Namen Adelaide geboren. Adelaide ging nach der Volksschule zunächst auf das Institut der Englischen Fräulein und trat dann im September 1919 nach Ende der 3. Klasse in die 4. Klasse der Kissinger Realschule ein, meisterte den Übertritt problemlos mit guten Noten und war das erste Mädchen, das an dieser Schule 1922 den Abschluss absolviert hat.

Anschließend legte sie an der Sophienschule in Würzburg ihr Abitur ab und studierte in Marburg Mathematik, Physik und Hebräische Literaturwissenschaft. Während ihres Studiums lernte sie ihren späteren Ehemann Rudolf (Yisrael) Jutkowski kennen, der aus dem niederschlesischen Militsch (Milicz), einer 60 km nördlich von Breslau gelegenen Kleinstadt stammte. Dieser wanderte als überzeugter Zionist bereits im April 1933 nach Palästina aus. Adelaide, die seit ihrer Marburger Studienzeit ebenfalls zionistisch eingestellt war, folgte ihm im nächsten Jahr, nachdem sie ihr Examen abgelegt hatte. Sie hielt sich im Sommer 1933 und zwischen Februar und September 1934 noch einmal bei ihren Eltern in Bad Kissingen auf, bevor sie Deutschland verließ und in Palästina Rudolf Jutkowski heiratete, mit dem sie vier Söhne hatte. 

Als Adelaides Mutter Nannette ihre Tochter 1938 (noch vor der Pogromnacht) in Palästina besuchte, drängten die Jutkowskis darauf, dass sie nicht mehr nach Deutschland zurückgehen, sondern bei ihnen in Palästina bleiben sollte. Aber Nannette Bamberger lehnte dies mit der Begründung ab, dass sie eine Tochter in Palästina, aber sechs Kinder in Deutschland habe. Zudem war sie sich sicher, dass sich die Lage in Deutschland bald wieder normalisieren würde. Die Mutter von Israel Jutkowski forderte ihren Sohn auf, Nannette Bamberger notfalls mit Gewalt von ihrem Vorhaben abzuhalten, doch war diese weiterhin fest entschlossen, nach Deutschland zurückzukehren. In der Pogromnacht 1938 musste sie dann erfahren, dass sie die Situation völlig falsch eingeschätzt hatte. Zusammen mit ihrer unverheirateten Tochter Kehla wurde Nannette Bamberger im April 1942 aus Bad Kissingen nach Krasniczyn deportiert und in der dortigen Umgebung ermordet.

Angesichts solcher Erfahrungen wollten Adelaide Jutkowski und ihr Mann nie wieder nach Deutschland zurückkehren oder es besuchen. Sie haben Deutschland trotz des harten Lebens in den ersten 20 Jahren in Palästina nie vermisst. Adelaides Mann arbeitete als Lehrer zunächst vorwiegend an Grundschulen und später an der Höheren Schule, und Adelaide kümmerte sich um die Erziehung ihrer vier Kinder, die zwischen 1935 und 1941 zur Welt kamen. Die Familie lebte zuerst für kurze Zeit in Tel Aviv, dann zehn Jahre in Pardes Hanna im Bezirk Haifa und nachfolgend zwölf Jahre in Petah Tikva, einem östlichen Vorort von Tel Aviv. Ende der 1950er Jahre zogen die Jutkowskis zurück nach Tel Aviv, wo sie zum ersten Mal  in einer komfortablen Wohnung lebten. Doch Adelaide Jutkowski konnte die besseren Lebensverhältnisse ncht lange genießen. Sie wurde ernsthaft krank und starb im Oktober 1966 im Alter von 61 Jahren. Ihr Mann überlebte sie noch um zwei Jahrzehnte, er starb 1987 mit 81 Jahren.

232_Adelaide-Jutkoswki
Adelaide Jutkowski geb. Bamberger im Familienkreis


Quellenangaben


Biographische Datenbank Jüdisches Unterfrankenexterner Link
Datenbank Genicomexterner Link
Schülerakte Jack-Steinberger-Gymnasium
Meldeunterlagen Stadt Bad Kissingen
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S.431, 441
Informationen Dr. Shaul Yutav, Tel Aviv, Mail vom 14.10.2020 und vom 29.03.2021

Bildnachweise


© Dr. Shaul Yutav, Tel Aviv



Zurück zur Liste