Personendaten


Bamberger Nannette

Nachname
Bamberger
Geburtsname
Bamberger
Vorname
Nannette
Geburtsdatum
30.01.1870
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Moses Löb und Sara Bamberger geb. Ettlinger
Ehemann: Dr. Seckel Bamberger
Kinder: Kehla, Seligmann Bär, Iyras verh. Adler, Simcha Simon, Adelaide verh. JutkowskiMoses Löb, Sarah verh. Neuwirth

Adresse

Promenadestraße 17

Beruf/Ämter
Kurhalterin
Emigration/Deportation

April 1942 deportiert von Bad Kissingen nach Krasniczyn

Sterbeort/Sterbedatum
Umgebung Lublin - Todesdatum unbekannt

Biografie


Nannette Bamberger wurde am 30. Januar 1870 in Bad Kissingen geboren. Sie war die Tochter des Kissinger Rabbiners Moses Löb Bamberger (1838-1899) und seiner ersten Ehefrau, der Rabbinertochter Sara Ettlinger (1842-1871). Ihre Brüder Simon und Simon Aron starben bereits in sehr jungen Jahren.

Nannette heiratete ihren Cousin, den Rabbiner Dr. Seckel Bamberger, der nach Aussage seiner Gemeindemitglieder „einer der orthodoxesten und gelehrtesten Rabbiner seiner Epoche“ war. Dieser trat am 8. November 1902 als Amtsnachfolger seines Schwiegervaters in Bad Kissingen an und hatte als neuer Distriktrabbiner 28 jüdische Gemeinden zu betreuen. Das Ehepaar Bamberger hatte sieben Kinder, wovon zwei Söhne die Familientradition als Rabbiner in Stuttgart und Mainz fortsetzten. Zusammen mit ihrer Tochter Kehla betrieb Nannette Bamberger in der „Villa Adelaïde“ in der Promenadestraße 5c (heute Nr.17), in der Nähe des jüdischen Gemeindehauses und der Synagoge, eine Pension. Das großzügige Haus, das nach ihrer Schwiegermutter benannt worden war, hatte die Familie im Jahr 1908 selbst erbaut. Etwa 1920 gab sie mit ihrem Cousin Simon Unna (1864-1931) ein originelles biblisches Quartettspiel im Selbstverlag heraus. Mit dem Quartettspiel, das „gehaltvolle Sätze aus der heiligen Schrift, die meist sittliche Lehren enthalten“, bot, versuchten sie auf spielerische Weise „das ‚Buch der Bücher’ der heranwachsenden Jugend näher zu bringen“, wie es im Begleittext hieß.

Als Nannette Bamberger ihre Tochter Adelaide und deren Familie im Jahr 1938 noch vor der Pogromnacht in Palästina besuchte, drängten die Tochter und deren Ehemann Israel Jutkowski darauf, dass sie nicht mehr nach Deutschland zurückgehen und bei ihnen in Palästina bleiben solle. Aber Nannette Bamberger lehnte mit der Begründung ab, dass sie nur eine Tochter in Palästina, aber sechs Kinder in Deutschland habe. Zudem war sie sich sicher, dass sich die Lage in Deutschland bald wieder normalisieren würde. Die Mutter von Schwiegersohn Israel forderte diesen auf, Nannette Bamberger notfalls mit Gewalt von ihrem Vorhaben abzuhalten, doch war diese fest entschlossen, nach Deutschland zurückzukehren. Erst nach der Pogromnacht und deren Folgen musste sie erkennen, dass sie die Situation völlig falsch eingeschätzt hatte. Während 1939 auch ihre übrigen Kinder emigriert waren (Simon und Iyras nach Palästina, Moses Löb nach England, Sarah in die Niederlande und Seligmann nach Amerika), blieb sie mit ihrer unverheirateten Tochter Kehla in der Heimat. Anfangs war der Pensionsbetrieb der Bambergers im Jahre 1938 zwar noch nicht von der Schließung bedroht, wie sonst die meisten vergleichbaren jüdischen Kureinrichtungen in diesem Jahr. Doch in den folgenden Jahren sah sich Nannette immer mehr den wachsenden Restriktionen des NS-Regimes ausgesetzt. 1938 sah sich die Witwe gezwungen, das stattliche Anwesen "Villa Adelaide" zu verkaufen. So musste sie mit Tochter Kehla ihr Haus in der Promenadestraße verlassen und in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Hemmerichstraße 29 (heute 12) ziehen. Offensichtlich plante sie im Jahr 1940 noch, nach Palästina zu emigrieren, ihr Umzugsgut hatte sie bereits nach Triest verschickt, doch aus nicht bekannten Gründen scheiterten die Auswanderungspläne.

Am 24. April 1942 wurde Nannette Bamberger mit den meisten anderen in Kissingen verbliebenen Juden über Würzburg nach Krasniczyn deportiert, wo sie in einem der benachbarten Vernichtungslager den Tod fand.  

(Hans-Jürgen Beck und Thomas Künzl; mit Ergänzungen)


Quellenangaben


Bildnachweise


© Dr. Shaul Yutav, Tel Aviv



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