Moritz Kissinger wurde als drittes Kind des Kaufmanns und Schneidermeisters Max Kissinger und seiner Frau Ernestine geb. Frank im Januar 1880 in Bad Kissingen geboren. Sein Vater besaß ein florierendes Herrenkonfektionsgeschäft mit Maßschneiderei am Marktplatz. Zwischen 1890 und 1896 besuchte Moritz die Kissinger Realschule und verließ die Schule mit einem hervorragenden Abschlusszeugnis.

„Anschließend ging er nach Nürnberg, wo er bei der renommierten Bekleidungsgroßhandelsfirma „Lang & Mainz“, einem Geschäftspartner seines Vaters, eine kaufmännische Lehre absolvierte. Nach Beendigung seiner Lehrzeit um 1899 reiste Moritz Kissinger im Auftrag seiner Firma durch ganz Süddeutschland, um die Kunden von „Lang & Mainz“ zu betreuen und Bestellungen aufzunehmen. Im Alter von 19 Jahren begegnete er Frida Lust aus Bamberg (1881-1966), verliebte sich sofort in sie und beschloss, sich selbstständig zu machen und eine Familie zu gründen. 1905 heirateten die beiden. Moritz Kissinger arbeitete hart und baute mit viel Geschick und Intelligenz seine Firma immer weiter aus. Der Erste Weltkrieg brachte diese positive Entwicklung abrupt zum Stillstand. Moritz wurde eingezogen und leistete seinen Kriegsdienst beim Landsturm ab. Es gelang ihm dann aber nach einiger Zeit, in einen halbzivilen Bereich der Armee versetzt zu werden: In Brüssel war er drei Jahre lang für die Versorgung der Truppe mit Kleidung zuständig. 1919 wurde Moritz aus dem Kriegsdienst entlassen. Sein Versuch, sein Geschäft wieder auf Erfolgskurs zu bringen, erwies sich auf Grund der galoppierenden Inflation schwieriger als gedacht. Es dauerte mehrere Jahre, bis seine Firma 1923 wieder einigermaßen rentabel war. Es folgten bis zum Beginn der Hitler-Diktatur einige durchaus gute Jahre für ihn.

1935 besuchte er zusammen mit seiner Frau Frida und seiner Tochter Erna Palästina und fasste den Entschluss, dorthin auszuwandern, wenn sich eine Gelegenheit böte. Da er aber bereits 1936 in Nürnberg starb, kam es nicht mehr zu der von ihm geplanten Emigration. Seine Frau griff diesen Plan jedoch auf und ging im August 1937 mit ihren Kindern Erna und Martin nach Palästina. Sie starb 1966 in Israel. Ihr Sohn Martin (1909-1997) war in Israel wie sein Vater im Bekleidungsgeschäft tätig.“ Ihrer Tochter Charlotte gelang die Emigration nach England.