Personendaten


Ben David Suse

Nachname
Ben David
Geburtsname
Ehrlich
Vorname
Suse (Schoschanna)
Geburtsdatum
11.03.1915
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Ludwig und Margarete (Grete) Ehrlich
Geschwister: Felix (Phil), Hans Josef (Joske)
Ehemann: Asahel Ben David
Kinder: Menachem, Onn, Chayi, Gur

Adresse

Ludwigstraße 17 (heute 10)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

1934 emigriert nach Palästina

Sterbeort/Sterbedatum
Rishon Lezion (Israel) - 11.11.2008

Biografie


Suse Ben David geb. Ehrlich wurde am 11. März 1915 als ältestes Kind von Ludwig und Margarete Ehrlich in Bad Kissingen geboren. Ihr Vater war Mitinhaber des renommierten Modegeschäfts Ehrlich in der Ludwigstraße und so verlebte Suse zunächst eine schöne und unbeschwerte Kindheit zusammen mit ihren Geschwistern und Cousinen, die alle in dem geräumigen Haus an der Ecke Ludwigstraße/Kurhausstraße wohnten. Sie war eine begeisterte Sportlerin, vor allem Leichtathletin, die schon mit fünf Jahren an Sportwettkämpfen teilnahm. Auch eine gute Skifahrerin scheint sie gewesen zu sein, wie Erzählungen ihres Bruders über gemeinsame Skiurlaube der Familie in St. Anton zum Ausdruck bringen.

Sie trat im April 1925 in die Kissinger Realschule ein, die sie sie mit guten Noten erfolgreich 1931 abschloss. Anschließend fuhr sie täglich mit der Bahn nach Schweinfurt zur Schule, wo sie ihr Abitur ablegte. Im April 1934 ging sie nach Breslau und besuchte eine Hauswirtschaftsschule. Sie schloss sich dort der zionistischen Bewegung an und lernte Asahel Ben David kennen, der aus Palästina kam, in Rischon Lezion geboren war und im Auftrag der Jewish Agency in Breslau war. Sie beschloss mit ihm nach Palästina zu gehen, wo sie im September 1936 heirateten. Ihre Eltern waren zunächst nicht von der Palästinaidee begeistert. Allmählich überzeugten Suse, die sich jetzt Schoschanna nannte, und ihr Mann den Rest der Ehrlich-Familie, dass die Emigration nach Palästina der richtige Weg sei. 1937 kam Schoschannas und Asahels Sohn Menachem zur Welt. Schoschanna arbeitete zunächst als Arbeiterin in der Landwirtschaft.

1938 reisten Suse und ihr Mann Asahel mit ihrem Baby Menachem nach Toulouse, um eine Ausbildung in Landwirtschaft zu machen. Sie studierte an der Fakultät für Landwirtschaft und erhielt den Titel "Agronomist" (Diplomlandwirt). 

„In der Familie erzählt man sich immer, wie Menachem seine Großeltern gerettet habe. Im November 1938 beschlossen meine Eltern nämlich, nach Toulouse zu fahren, um ihren ersten Enkel Menachem, der 1937 geboren worden war, zu besuchen. Für sie war es eine günstige Gelegenheit, denn die Reise nach Palästina war zu weit. Sie brachen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 - der „Kristallnacht“ - nach Frankreich auf. Wenn die Geschichte stimmt, die mir meine Mutter erzählt hat, dann war das das erste Mal, dass mein Vater wirklich Verstand bewies: Als sie am Kölner Bahnhof in den Zug nach Toulouse umsteigen wollten, kam eine Durchsage über Lautsprecher: „Herr Ehrlich - ans Telefon!“ Die SS beschattete zu dieser Zeit Juden, vor allem Angehörige der Oberschicht, um sie und ihren Besitz in Deutschland zurückzuhalten. Mein Vater folgte dem Aufruf nicht, ging nicht ans Telefon, sondern setzte die Reise wie geplant fort. Ich weiß nicht mehr, ob der Anruf von Hausmeister Hofmann oder der Köchin daheim kam. Jedenfalls lautete die Botschaft: Kehren Sie nicht zurück, die SS sucht Sie, sie haben das Haus und den Laden auf den Kopf gestellt… Meine Eltern kehrten nicht nach Deutschland zurück und so hat der Enkel seine Großeltern gerettet“ (Joske Ereli, S. 66f).

Auch bei der Einreise ihrer Eltern nach Palästina nach dem Krieg waren ihnen Schoschannas Mann Asahel eine große Hilfe. Schoschanna arbeitete zunächst als Arbeiterin in der Landwirtschaft, ging dann mit ihrem Mann Asahel nach Toulouse, studierte an der Fakultät für Landwirtschaft und erhielt den Titel „Agronomist“ (Diplomlandwirt). Nach dem Unabhängigkeitskrieg, als ihr Mann eine leitende Stellung im Landwirtschaftsministerium erhielt, zog die Familie 1949 nach Jerusalem. Hier betätigte sie sich als Ausbilderin an einer Ausbildungsfarm. Seit 1950 kümmerte sich Schoschanna ehrenamtlich um neue Einwanderer und brachte ihnen in einem Übergangslager in Jerusalem Lesen und Schreiben bei (vgl. Rishon Le-Zion Digital Family Album). Ein schwerer Schicksalsschlag für Schoschannas Familie - die Ben Davids hatten inzwischen vier Kinder - war der Tod ihres Sohnes Menachem im Jahr 1957, der auf dem Weg nach Petra in Jordanien getötet wurde.

Schoschanna Ben David starb am 11. November 2008 in Rishon Lezion im Alter von 93 Jahren.

76_Felix Ehrlich mit seinen Geschwistern Hans Josef und Suse
Suse Ehrlich mit ihren Geschwistern Hans Josef und Felix
Ehrlich-familientreffen-2000
Familientreffen der Familie Ehrlich im Sommer 2000 in Bad Kissingen - vor dem früheren "Modehaus Ehrlich" in der Ludwigstraße, Suse (stehend 2.von links)


Quellenangaben


Joske Ereli, Von Hampie Ehrlich zu Jossl Ereli - Meine Lebensgeschichte
Schülerakte Jack-Steinberger-Gymnasium
Rishon Le-Zion Digital Family Albumexterner Link

Bildnachweise




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