Personendaten


Reins Johanna

Nachname
Reins
Geburtsname
Adler
Vorname
Johanna (Hanna)
Geburtsdatum
02.06.1914
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Hirsch und Therese Adler geb. Rosenthal
Geschwister: Karl (Kalman), Lotte verh. Lamm, Suse Adler
Kinder: Tirza verh. Cohen

Adresse

Theresienstraße 10 (heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

1939 emigriert nach England
1945 ausgewandert nach Palästina

Sterbeort/Sterbedatum

Biografie


Johanna Reins geb. Adler kam im Juni 1914 als zweites Kind des Manufakturwarenhändlers Hirsch Adler und dessen Frau Therese geb. Rosenthal in Bad Kissingen zur Welt. Sie hatte einen älteren Bruder (Karl *1910) und noch zwei  Schwestern (Lotte *1913, Suse*1920). Wie ihre Schwestern besuchte Johanna nach der Anton-Kliegl-Volksschule das "Institut der Englischen Fräulein" in der Hartmannstraße, wo sie unter ihren nichtjüdischen Mitschülerinnen viele Freundinnen fanden. Da am Schabbat zahlreiche Tätigkeiten für orthodoxe Juden verboten sind, waren ihnen ihre Freundinnen am Samstag in der Schule behilflich, indem sie für sie mitschrieben und ihnen die Schultaschen trugen. Johanna und ihre Geschwister verbrachten in der Kurstadt eine schöne und unbeschwerte Kindheit. Das Ehepaar Adler erzog seine Kinder in der jüdischen Tradition, sie sollten sich aber auch gleichzeitig als loyale deutsche Staatsbürger fühlen.

Umso schlimmer traf die Adlers das massive Anwachsen des Antisemitismus in Bad Kissingen zu Beginn der 30er-Jahre. Mit dem Geschäftsboykott vom 1. April 1933 veränderte sich für sie die Lage schlagartig von einem Tag auf den anderen. Sie sahen sich mit einer Vielzahl antisemitischer Agitationen und Restriktionen konfrontiert. Wirtschaftlich setzte der Familie der Boykott ihres Geschäftes besonders zu. Das Leben und Überleben wurde für sie immer schwerer.

Johanna Adler verließ Bad Kissingen bereits 1935 und zog nach Berlin. 1939 besorgten ihr ihre Eltern dann gefälschte Papiere, mit denen sie eine Arbeitserlaubnis für England erhielt. Nach ihrer Ankunft fand sie dort eine Arbeitsstelle in einer Krawattenfabrik, zudem arbeitete sie als Hausmädchen bei einem jüdischen Arzt in Golders Green, einem Vorort von London. So überstand sie den Krieg und die NS-Zeit in Sicherheit, aber auch sehr einsam und niedergeschlagen. Zumal sie erfahren musste, dass ihre jüngere Schwester Suse und ihre Eltern dem NS-Terror zum Opfer fielen und ermordet wurden. In London lernte sie ihren Mann Eliyahu Reins, einen niederländischen Soldaten, kennen. Sie heirateten 1945 und gingen beide nach Palästina, wo sie zunächst in Sde Ilan, dann in Moschaw Kfar Pines lebten. In Israel kamen auch ihre beiden Kinder Tirza und Yehuda zur Welt.

1999 besuchte Johanna Adler-Reins zusammen mit ihrer Tochter Tirza ihre Geburtsstadt Bad Kissingen ein letztes Mal. Sie freute sich sehr über die freundliche Aufnahme durch Oberbürgermeister Christian Zoll und konnte sich unter anderem mit einigen ihrer Mitschülerinnen aus dem Institut der Englischen Fräulein treffen. Trotz dieser positiven Erfahrungen blieben die dunklen Schatten der Vergangenheit für sie aber während ihres Besuchs immer präsent.


Quellenangaben


leicht gekürzt übernommen aus: H.-J. Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 957ff) 
(Informationen basieren auf: Tirza Cohen (Jerusalem), The Story of the Adler Family of Bad Kissingen, unveröffentlichtes Manuskript vom August 2010; Übersetzung Hans-Jürgen Beck (Tirza Cohen ist die Tochter Johanna Reins)



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