Personendaten
Nothenberg Alice
Eltern: Julius Rosenthal und Rosamunde (Linda) geb. Hammer
Geschwister: Walter Gerhard
Ehemann: Prof. Dr. Fritz Heimann, Max Markus Nothenberg
Kinder: Evelyn und Hans Dieter
Biografie
Alice Rosenthal kam am 5. Mai 1893 als erstes Kind des Arztes Dr. Julius Rosenthal und dessen Ehefrau Rosamunde (Linde) geb. Hammer in Breslau zur Welt. Fünf Jahre später wurde dort ihr jüngerer Bruder Walter geboren. Alices Vater war im oberschlesischen Oppeln geboren. Er war zunächst Arzt in Frankenstein/Niederschlesien. Seit 1890 war er als praktischer Arzt und Badearzt in Bad Kissingen tätig und besaß den Titel „Geheimer Sanitätsrat“. Er erkannte schon früh die Bedeutung Bad Kissingens für Herzkranke. Seine Wohnung und seine Praxis befanden sich in der Theresienstraße 3. Die Familie wohnte wohl während der Kursaison, in der Dr. Rosenthal in der Badestadt praktizierte, in Bad Kissingen und in den Wintermonaten in Breslau.
Alice Rosenthal heiratete im März 1917 in Breslau Dr. Fritz Heimann, der einer der angesehensten Gynäkologen der Stadt war. Er wurde 1882 als Sohn eines Kaufmanns in Brieg geboren, hatte in Heidelberg, München und Breslau Medizin studiert und 1908 seine Promotion in Leipzig eingereicht. Im Anschluss hieran arbeitete er als Assistenz-, später als Oberarzt an der Universitäts-Frauenklinik in Breslau und wurde schließlich 1917 zum außerordentlichen Professor ernannt. Er war mit einem Lehrauftrag für gynäkologische Strahlentherapie betraut und leitete die Röntgenabteilung an der Universitäts-Frauenklinik. Eine Vielzahl von Publikationen bestätigt seinen außergewöhnlichen Ruf auf dem Gebiet der Röntgendagnostik und -therapie. Außerdem war er langjähriger Vorsitzender der Breslauer Röntgenvereinigung und Mitglied in der ärztlichen Staatsprüfungskommission.
Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland wurde Heimann in seinem wissenschaftlichen Wirken zunehmend eingeschränkt und musste diese Ämter niederlegen.
Das Ehepaar Heimann hatte zwei Kinder: 1920 kam die Tochter Evelyn zur Welt und 1924 wurde Sohn Dieter geboren. Alices Ehemann Fritz starb mit nur 55 Jahren im März 1937 auf einer Erholungsreise in Budapest. Alice Heimann hat nach dem Tod ihres Mannes den 15 Jahre älteren Kurzwarenhändler Max Markus Nothenberg geheiratet. Die Angaben über ihr weiteres Schicksal sind noch näher zu klären. Es finden sich hier sehr unterschiedliche Angaben in den Datenbanken, Gedenkbüchern und der Familienüberlieferung. Laut Angaben Klaus Peter Rosenthals wurde seine Tante 1942 nach Treblinka deportiert und ermordet. Auch ihre beiden Kinder wurden Opfer der NS-Gewaltherrschaft. Evelyn Heimann habe wie ihre Mutter 1942 in Treblinka den Tod gefunden und Dieter Heimann wurde im gleichen Jahr in Berlin erschossen (Ebd.). Die näheren Umstände sind nicht bekannt. In den Gedenkbucheinträgen zu Alice Nothenberg des Bundesarchivs Koblenz und Yad Vashem wird dagegen als Deportationsziel Izbica angegeben. Demnach wurde sie am 13. April 1942 von Breslau nach Izbica deportiert und ermordet. Zu Evelyn Heimann und Hans Dieter Heimann (abweichende Geburtsdaten zu oben!) finden sich in den Gedenkbüchern Einträge. Demnach wurde Evelyn Heimann nach Trawniki (ein Außenlager des KZ Majdanek) deportiert und Hans Dieter mit dem gleichen Transport wie seine Mutter im April 1942 nach Izbica.
Alices zweitem Ehemann Max Markus Nothenberg gelang dagegen noch die Flucht aus Deutschland. Vielleicht blieb seine Frau Alice in Deutschland, weil sie ihre fast 80-jährige Mutter nicht allein zurücklassen wollte. Max Nothenberg weigerte sich lange, dem Drängen seiner Schwiegertochter Jeanette und seines Sohnes Kurts, die 1939 nach Shanghai emigriert waren, nachzugeben und Deutschland zu verlassen. Auf dem Landweg über die Sowjetunion erreichte er (vermutlich 1940) mit der Transibirischen Eisenbahn China und wanderte 1947 nach San Francisco aus.
Quellenangaben
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Datenbank Ancestry, Östliche preußische Provinzen, Polen, Personenstandsregister 1874-1945, Östliche preußische Provinzen, Polen, Personenstandsregister 1874-1945
Andreas Reinke, Judentum und Wohlfahrtspflege in Deutschland - Das jüdische Krankenhaus in Breslau 1726-1944 in: Schriftenreihe der Gesellschaft zur·Erforschung der Geschichte der Juden e.V. und des Arye Maimon-Instituts für Geschichte der Juden, Abteilung A: Abhandlungen Band 8 (Hrsg. Alfred Haverkamp), S. 213f
Nachruf und Todesanzeigen Dr. Fritz Heimann,Breslauer Jüdisches Gemeindeblatt, 31.03.1937, S.2 und 14
Persönliche Mitteilung Klaus Peter Rosenthal, Mailand, Brief vom 30.11.2019
INFORMATION - The Association of Jewish Refugees, Missing Persons, Personal Inqiries, S.14
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenz, Eintrag Alice Nothenberg geb. Rosenthal verwitwete Heimann
Zentrale Datenbank Yad Vashem
Datenbank Ancestry, Suchergebnisse
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenz, Eintrag Hans Dieter Heimann
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenz, Eintrag Evelyn Heimann
Kevin Ostoyich, The Unbroken Past: From Germany to Shanghai to San Francisco, American Institute for Contemporary German Studies, November 2019
Bildnachweise
© Klaus Peter Rosenthal
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