Personendaten


Rosenthal Klaus Peter

Nachname
Rosenthal
Vorname
Klaus Peter (Pietro Nicola)
Geburtsdatum
11.05.1933
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Walter Gerhard Rosenthal und Ilse geb. Callomon
Geschwister: Inge Lore
Ehefrau: Natalina geb. Rusconi
Kinder: Jean Luc  

Adresse

Bismarckstraße 18 (heute 14)

Beruf/Ämter
Unternehmer
Emigration/Deportation

September 1933 emigriert nach Mailand
1938 emigriert in die Schweiz
Juli 1946 ausgewandert in die Lombardei

Sterbeort/Sterbedatum

Biografie


Klaus Peter Rosenthal stammte aus einer Familie mit schlesischer Herkunft, die aber seit Jahren in Bad Kissingen lebte. Sein Großvater war fast vier Jahrzehnte lang während der Sommermonate als praktischer Arzt und Badearzt in der fränkischen Kurstadt tätig. Klaus Peters Vater war also teilweise in Bad Kissingen aufgewachsen, denn die Familie lebte während der Kursaison meist in der Kurstadt. Seine Ehefrau Ilse Callomon hatte Walter Rosenthal wohl als Medizinstudent oder junger Arzt in Breslau kennengelernt und war nach der Hochzeit mit ihr nach Bad Kissingen gezogen, wo er eine eigene Praxis eröffnete.

In der fränkischen Kurstadt wurde am 19. Juni 1925 Klaus Peters ältere Schwester Inge Lore geboren, Klaus Peter folgte acht Jahre später im Mai 1933. Er lebte nur wenige Monate in Bad Kissingen, denn im September 1933 - also ein halbes Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten - verließen die Rosenthals mit dem vier Monate alten Säugling Klaus Peter die Kurstadt.

Ausschnitt Bismarckhaus
Hier im Bismarck-Haus befanden sich Wohnung und Praxis der Familie Walter Rosenthal
           
Kissinger-Hof-mit-Bismarkhaus
Das Bismarck-Haus befindet sich rechts neben Rosengarten-Klinik Heiligenfeld.

Nachdem ihr Vater von einem Patienten davor gewarnt worden war, in Deutschland zu bleiben, entschlossen sich die Eltern frühzeitig zur Emigration. Die junge Familie Rosenthal emgrierte nach Mailand, wo sich Klaus Peters Vater eine bescheidene Existenz aufbaute. Es muss eine schwierige Zeit für die Familie gewesen sein. Für den Vater war es nicht einfach, eine angemessene Beschäftigung zu finden, so dass die Familie in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte. Besonders die Mutter litt unter der Situation in der Fremde und fühlte sich entwurzelt. Im Kreis der Familie unterhielt man sich - wie  Klaus Peters Schwester Inge Lore erzählt - auch weiterhin auf Deutsch.  

Auch in Italien waren die Rosenthals nicht sicher. 1938 zwangen die nun auch hier stärker aufkommenden antisemitischen Tendenzen die Familie erneut zur Emigration. Die Rosenthals flohen in die Schweiz, wo sie insgesamt acht Jahr blieben und in Zürich lebten. Die Lebensumstände der Familie waren dort deutlich besser. Klaus Peters Vater bekam Unterstützung durch Kollegen, die ihm Vertretungen verschafften, so dass die Familie gut versorgt war. Dr. Rosenthal engagierte sich in der jüdischen Gemeinde Zürichs und deren Filialen und kümmerte sich um jüdische Patienten. Die jüdische Religion spielte in der Familie selbst keine Rolle.

1940 bekam die Familie in Zürich prominenten Besuch: Der weltberühmte Geigenvirtuose Bronislaw Huberman war nämlich zu Beginn seiner musikalischen Karriere von Klaus Peters Großmutter Rosamunde in seiner Ausbildung gefördert worden und schenkte aus Dankbarkeit ihrem Enkel Klaus Peter, der damals das Violinspiel lernte, eine Geige. Bronislaw Hubermann wurde in Tschenstochau (ca. 70 km von Rosamunde Rosenthals Geburtsstadt Katowice entfernt) geboren und galt bereits früh als musikalisches Wunderkind. Er wurde zu einem der berühmtesten Geiger des 20. Jahrhunderts und gründete später das "Israel Philharmonic Orchestra". Die Geige befindet sich noch heute im Familienbesitz der Rosenthals (Persönliche Mitteilung Klaus Peter Rosenthal, Brief vom 30.11.2019).

Nach dem Krieg zog die Familie dann im Juli 1946 aus Zürich weg und kehrte nach Italien zurück. Nach Aussage von Inge Lore Rosenthal hätten sie auch in Zürich bleiben können, doch Professor Bianchi, der Direktor der chirurgischen Universitätsklinik in Mailand, der Dr. Rosenthal aus den 1930er-Jahren kannte und schätzte, überredete Dr. Rosenthal zur Rückkehr. Erst später erfuhr die Familie, dass sie auch in die USA hätten auswandern können. Mitglieder der jüdischen Studentenverbindung "Salia", in der Dr. Rosenthal Mitglied war, hatten für die Familie nämlich ein Affidavit besorgt.

Die Familie wohnte zunächst in Mandello del Lario am Comer See, wo Dr. Rosenthal wieder als Arzt tätig war. Im Januar 1950 zog die Familie in die nur wenige Kilometer entfernte Gemeinde Malgrate um und 1953 weiter nach Lecco, wo Klaus Peters Vater eine ärztliche Praxis hatte. In den 1950er-Jahren erhielten auch nach und nach alle Familienmitglieder die italienische Staatsbürgerschaft, Klaus Peter als erster, weil er zum Wehrdienst in Italien herangezogen wurde. Klaus Peter Rosenthal, der sich in Italien Nicola Pietro nannte, heiratete im September 1962 Natalina Rusconi aus Valmadrera (bei Malgrate am Comer See), mit der er einen gemeinsamen Sohn hatte. Das Ehepaar zog im April 1967 nach Mailand, wo Nicola Pietro Rosenthal als Unternehmer tätig war. Seine Eltern und die ältere Schwester lebten bis Anfang 1967 in Lecco und zogen dann nach Cormano in der unmittelbaren Umgebung von Mailand. Dort starb Klaus Peters Vater im Januar 1967 im Alter von 68 Jahren.

In den 1950er- oder 1960er-Jahren hatte Dr. Walter Rosenthal mit seinen beiden Kindern noch einmal Bad Kissingen besucht. Klaus Peters Mutter, die zeitlebens unter dem Trauma der Vertreibung litt, war nicht mitgefahren. Sie wollte nicht mehr nach Deutschland zurück. Klaus Peters Schwester erinnert sich noch genau an die traurige Situation, als ihr Vater weinend vor dem Haus stand, in dem er jahrelang praktiziert und mit seiner Familie gelebt hatte. Der Besuch war für die drei eine bedrückende, schmerzhafte Erfahrung (Ebd.). 

Trotzdem hat Klaus Peter Rosenthal mit seiner Frau noch mehrmals Deutschland und auch seine Geburtsstadt Bad Kissingen besucht. Das Interesse an den Wurzeln der Familie in Deutschland ist bei ihm bis heute wach geblieben. So besitzt er neben dem italienischen auch wieder einen deutschen Pass.

Inge+Io
Inge Lore und ihr fünf Jahre jüngerer Bruder Klaus Peter
                                             
papà +io
Klaus Peter mit seinem Vater Walter nach der Emigration nach Oberitalien

 

Jean Luc Rosenthal, Rossana Concadro, Eric Walter, Rebecca Maira img022 copia
Familie des 2010 verstorbenen Sohnes Jean Luc Rosenthal; v.l.n.r. Eric Walter, Rossana Concadro, Rebecca Maira, Jean Luc Rosenthal


Quellenangaben


Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Korrespondenz Dr. W. Rosenthals mit dem Intergouvernementalen Komitee für die Flüchtlinge in Genf, CM/1 Formulare und Begleitdokumente von DP´s in der Schweiz, sowie Schriftwechsel von IRO-Dienststellen in Deutschland, Österreich und dem Nahen Osten mit dem IRO-Hauptquartier in Genf, Arolsen Archives onlineexterner Link
Anja Huber, Stadtarchiv Zürich, Auskunft und Scan der Meldekarte der Familie, Mail vom 06.08.2019
Zentralkartei des VSJF, Betreutenkarten der Familienangehörigen , ETH Zürich, Archiv für Zeitgeschichte, Hirschengraben 62, 8092 Zürich, IB VSJF-Archiv/R.502
Informationen Commune Mandello, Mail vom 29.08.2019
Informationen Commune Malgrate, Mail vom 19.09.2019
Informationen Commune Lecco, Mail vom 25.09.2019
Informationen Commune Cormano, Mail vom 27.09.2019
Persönliche Mitteilung Klaus Peter Rosenthal, Brief vom 30.11.2019
Erinnerungen Inge Lore Rosenthal, Telefongespräch vom 07.12.2019

Bildnachweise


© Stadtarchiv Bad Kissingen, Postkarten-Sammlung Josef Bötsch Postkarte Nr. 13-203
© Klaus Peter Rosenthal



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