Personendaten


Schröder Eva

Nachname
Schröder
Geburtsname
Apolant
Vorname
Eva (Luise)
Geburtsdatum
19.03.1898
Geburtsort
Posen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Edgar und Emma Apolant geb. Wolff
Geschwister: Edgar jun.
Ehemann: Heinrich Wilhelm Schröder  
Kinder: Helga, Heinrich, Gerhard Herbert
 

Adresse

Menzelstraße 8

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

 Februar 1945 deportiert nach Theresienstadt
überlebt

Sterbeort/Sterbedatum
- Oktober 1987

Biografie


Eva (Luise) Schröder geb. Apolant kam am 19. März 1898 als zweites Kind von Edgar Apolant und dessen Ehefrau Emma geb. Memmelsdorf in Posen zur Welt.  

1903 zog die Familie nach Bad Kissingen und bereits drei Jahre später ließ Evas Vater das nach ihm benannte Kurhaus "Dr. Apolant" in der Menzelstraße erbauen, ein luxuriöses Sanatorium für innere Erkrankungen und Diätkuren, das nur in den Sommermonaten zwischen März und Juni betrieben wurde. Im Winter wohnte die Familie weiterhin in Berlin, wo Evas Vater als Arzt in Berlin-Wilmersdorf praktizierte.

Eva besuchte nach der Volksschule von 1905 bis 1910 das Institut der Englischen Fräulein in Bad Kissingen. In den Jahren 1910-12 ging sie dann im Winter auf eine Privatschule in Berlin, während sie im Sommer Privatunterricht in Bad Kissingen erhielt. Eine Zeitlang besuchte sie eine Privatschule in England. 1915/16 ließ sie sich in den Wintermonaten in Berlin als Laborantin und Sekretärin (u. a. im Labor der Charité) ausbilden, während sie im Sommer in ihrem Elternhaus in Bad Kissingen berufliche Erfahrungen sammeln konnte. Anfang November 1918 verlieh ihr der bayerische König Ludwig III. das König-Ludwig-Kreuz für ihre Heimatverdienste während des Ersten Weltkrieges. Danach arbeitete sie während der Kursaison im Sanatorium Apolant, dessen wirtschaftliche Leitung sie einmal übernehmen sollte, zunächst in der Küche und dann bis Oktober 1937 als Sekretärin. In der letzten Saison 1937 war sie die Privatsekretärin von Dr. Benno Latz, der nach dem Weggang ihres Bruders von 1936 bis 1938 die medizinische Leitung des Hauses übernommen hatte.

Eva Apolant lebte mit kurzen Unterbrechungen in Bad Kissingen und heiratete im Oktober 1924 den aus Waldniel bei Düsseldorf stammenden Diplom-Ingenieur Heinrich (Heinz) Wilhelm Schröder. In den nächsten Jahren wechselte das junge Ehepaar - vermutlich berufsbedingt - häufig den Wohnsitz. 1925 wurde in Augsburg ihre Tochter Helga geboren, ein Jahr später erblickte Sohn Heinrich in Bad Kissingen das Licht der Welt und das jüngste Kind Gerhard Herbert kam 1928 in Darmstadt zur Welt.

Die Schröder-Apolants sahen sich in der NS-Zeit der Verfolgung durch das Regime ausgesetzt. Heinz Schröder war 1934 in Hannover von der Gestapo verhaftet worden, weil er Goebbels öffentlich als „Ruin Deutschlands“ bezeichnet hatte. Nach zwei Monaten wurde er zwar aus der Haft wieder entlassen, verlor aber seinen Arbeitsplatz, so dass er mit seiner Familie nach Wolfen bei Bitterfeld umzog, wo er eine Anstellung bei der IG Farben fand.

„Auch hier“, so Eva Schröder-Apolant, „hat uns die Partei bald wieder entdeckt und die Angriffe auf mich und meine Familie wurden fortgesetzt. Den Leidensweg der Juden habe ich von A-Z in Wolfen durchgemacht; meine Kinder mussten von heute auf morgen die höhere Schule verlassen und jegliche Ausbildung war ihnen untersagt. Mein Mann wurde auf auswärtige Baustellen abkommandiert; mir selbst wurde alles verboten und Kleiderkarte, sämtliche Sonderzustellungen etc. wurden mir entzogen. Ich durfte den Ortsbereich von Wolfen nicht verlassen und keiner durfte sich mit mir unterhalten und verkehren. Mein Sohn Gerhard kam als Arbeiter ins OT- Zwangsarbeitslager Sitzendorf/Thüringen [Die "Organisation Todt" war eine nach Fritz Todt - dem Reichsminister  für Bewaffnung und Munition - benannte Organisation, die während des Zweiten Weltkriegs durch das Zusammenwirken von Bauverwaltung, privaten Firmen und Reichsarbeitsdienst und unter immer stärkerem Einatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen zur Instandhaltung und Wiederherstellung kriegswichtiger Anlagen eingesetzt wurde]. Meine Tochter wurde in schwere körperliche Arbeit bei einer Steinzeugfabrik eingesetzt. Dieser für mich sehr schwere seelische Zustand wurde noch vergrößert dadurch, dass ich Anfang Februar 45 vom Kochtopf weg, wie ich ging und stand, ins KZ- Theresienstadt geschafft wurde“ (Staatsarchiv Würzburg: Nachlass Deeg, Akte 95).

Eva-Luise Schröder musste im Konzentrationslager Theresienstadt bis zu ihrer Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945 extrem anstrengende körperliche Arbeit in der Wäscherei verrichten. Dadurch zog sich die einstmals so sportliche Frau, die in ihrer Jugend mehrfach die Kissinger Tennismeisterschaft gewonnen hatte und zur bayerischen Tennisspitze gehört hatte, eine Reihe von chronischen Krankheiten zu, die sie stark schwächten. Ihr Mann, der nur wenige Tage nach ihrer Verhaftung seine Stelle verloren hatte, erhielt nach Kriegsende die Leitung der Stadtbaudirektion in Leipzig angeboten, wohin die Familie dann auch zunächst übersiedelte. Doch die Schröders sahen für sich keine Perspektive in der sowjetisch besetzten Zone und so flohen sie schließlich nach Bad Kissingen: Als erster kam Heinz Schröder am 20. Dezember 1948 in die Saalestadt wieder zurück. Am 14. Januar 1949 folgten ihm dann seine Frau und seine drei Kinder hierher.

Erst nach jahrelangen Wiedergutmachungsverhandlungen ging das Sanatorium im März 1953 schließlich an die Familie Apolant zurück. Eva-Luise Schröder und ihr Mann übernahmen die Leitung des Sanatoriums, das aber durch die verschiedenen Zwangsnutzungen stark heruntergewirtschaftet war und dringend renoviert werden musste. Zudem war ein Großteil des Inventars durch Diebstahl oder Plünderung verloren gegangen. Die Schröders ließen das heruntergewirtschaftete Familienunternehmen renovieren und erweiterten den Gebäudekomplex  Mitte der 1950er Jahre durch einen weiteren Neubau. Im Jahr 1958 starb Eva Schröders Mann Heinz mit 63 Jahren.

In den 1970er-Jahren entschloss sich die Familie zum Verkauf des traditionsreichen Sanatoriums, das inzwischen immer weiter zur Bauruine verfällt. Eva Schröder-Apolant starb im Oktober 1987 im Alter von 89 Jahren.


Quellenangaben


Der Text der Kurzbiografie wurde leicht gekürzt und verändert übernommen aus: Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat 
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Nils Aschenbeck, Peter Deeg- Verstrickt im 20. Jahrhundert. Der Mordfall Waltershausen und die Folgen,München 2016, S. 335 f 



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