Personendaten


Tuteur Ernestine

Nachname
Tuteur
Geburtsname
Kissinger
Vorname
Ernestine
Geburtsdatum
21.09.1851
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Loeb und Marianne Kissinger geb. Schwedt
Geschwister: Maier, Koppel, David, Max
Ehemann: Benjamin Tuteur
Kinder: Ida, Anna verh. Becker, Clara verh. Lehmann, Moses Eduard, Ludwig, Richard, Emma verh. Mayer

Adresse
Beruf/Ämter
Emigration/Deportation
Sterbeort/Sterbedatum
Mannheim (begraben in Kaiserslautern) - 27.01.1940

Biografie


Ernestine Tuteur geb. Kissinger wurde 1851 als fünftes und jüngstes Kind von Loeb Kissinger und seiner Frau Marianne geb. Schwedt  in Bad Kissingen geboren.           

Sie heiratete 1876 in Bad Kissingen den sechs Jahre älteren Lederwarenfabrikanten Benjamin Tuteur aus Kaiserslautern und zog mit ihm nach Kaiserslautern. Die Familie Tuteur stammte aus dem nahe gelegenen Winnweiler, wo Benjamin 1845 geboren wurde. Um ca. 1865 war er mit zwei seiner Brüder nach Kaiserslautern gezogen. Aus der Ehe Ernestines und Benjamins gingen sieben Kinder hervor. Die Tochter Clara und der Sohn Ludwig wurden mit ihren Familien Opfer der Shoa wie auch der ältere Sohn Moses Eduard. Die übrigen Kinder starben vorher oder überlebten die NS-Zeit. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1916 übernahm der älteste Sohn Eduard Moses die Lederwarenfabrik, die Gamaschen und Schäfte für Schuhe herstellte und 1930 etwa 60 Arbeiter beschäftigte.

Ernestine Kissinger-Tuteur erlebte noch die Ausgrenzung und Verfolgung des Hitler-Regimes. Im Dezember 1938 zog sie zu ihrer Tochter Clara nach Mannheim, die dort mit ihrem Mann Salomon Lehmann lebte. Auch Ernestines Sohn Moses und dessen Familie, deren Wohnung in der Pogromnacht wahrscheinlich zerstört worden war, fanden dort ab Anfang 1939 Unterschlupf.

Ernestine Tuteur starb am 27. Januar 1940 im Alter von 89 Jahren, wenige Monate bevor die in Mannheim lebenden Juden nach Gurs deportiert wurden.  Begraben wurde sie in Kaiserslautern.

Ihr Sohn Eduard Moses, dessen Frau Tillie und ihr damals gerade 14-jähriger Sohn Karl-Heinz sowie Tochter Clara und ihr Mann Salomon wurden im Oktober 1940 nach Gurs im Südwesten Frankreichs deportiert. Die Erwachsenen wurden zwei Jahre später vom Sammellager Drancy nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ernestines Enkel Karl-Heinz, der ebenfalls nach Gurs deportiert wurde, wurde von Frankreich nach La Roche in die Schweiz gerettet, wo er den Krieg überlebte. Das Schweizer Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen wie die Quäker konnten jüdische Kinder dadurch retten, dass sie Kinderheime errichteten, wo sie in Sicherheit leben konnten.

Eva-Hanna-Ernestine-Kissinger
Ernestine Tuteur mit ihren Enkelinnen Eva und Hanna (Töchter ihres Sohnes Moses Eduard Tuteur)
Kissinger_Ernestine-80th-Birthday-from-Michael-T
Ernestine Tuteur an ihrem 80. Geburtstag im Kreise ihrer Enkelkinder


Quellenangaben


Angaben größtenteils aus: Stolpersteine in Kaiserslauternexterner Link)
E. Levy, The Kissinger family, S.34f
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 506ff
Meldeunterlagen der Stadt Kaiserslautern, Mail vom 03.08.2018
 

Bildnachweise


© Elizabeth Levy (Die Fotos wurden mir freundlicherweise von Hans-Jürgen Beck weitergeleitet)



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