Personendaten


Wolff Else

Nachname
Wolff
Geburtsname
Neumann
Vorname
Else
Geburtsdatum
10.08.1895
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Karl Neumann und Klara geb. Löwenthal
Bruder: Julius Neumann
Ehemann: Dr. Edwin Wolff
Kinder: Erich und zwei Töchter

Adresse

Ludwigstraße 3 (heute 9)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

1938 ausgewandert nach Neuseeland

Sterbeort/Sterbedatum
Karori/Wellington City (Neuseeland) - 06.02.1950

Biografie


Else Wolff geb. Neumann kam am 10. August 1895 als Tochter des angesehenen Modehändlers Karl Neumann (1860 - 1942) und dessen Frau Klara geb. Löwenthal (1869 - 1915) in Bad Kissingen zur Welt. Ihr Vater kam aus dem westpreußischen Jastrow und lebte seit Oktober 1893 in der fränkischen Kurstadt. Er heiratete Klara Löwenthal, die aus einer alteingesessenen jüdischen Familie der Kurstadt stammte. Ihre beiden Kinder Julius und Else erblickten 1894 und 1895 das Licht der Welt. Seit 1902 wohnte die Familie in der Ludwigstraße, wo Karl Neumann ein florierendes Herrenkonfektionsgeschäft eröffnet hatte. 1913 ließ er dort vom Nürnberger Architekten Albert Mayer ein imposantes viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus im Spätjugendstil errichten (Wikipedia-Artikel „Ludwigstraße 9 Bad Kissingen“externer Link), das heute zu den Bad Kissinger Baudenkmälern gehört.

Else Wolffs Lebensweg ist nur teilweise bekannt. Spätestens Ende des Ersten Weltkriegs war sie verheiratet mit Dr. Edwin Wolff, der aus Körlin in Westpommern stammte. Er hatte in Berlin und München Tiermedizin studiert und wurde vom Königlichen Veterinär-Kollegium Berlin 1910 promoviert. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Soldat und wurde für seine Tapferkeit ausgezeichnet. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst in einer Gemeinschaftspraxis in Ostdeutschland. Else Wolff war 1919 nochmals für einen längeren Besuch mit ihrem Sohn Erich bei ihren Eltern gemeldet und verließ Bad Kissingen nach Körlin (Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen). Else Wolff und ihr Mann hatten noch zwei Töchter. Seit ca. 1924 lebte die Familie in Hamburg, wo Dr. Wolff eine tierärztliche Klinik betrieb und Inhaber einer  kleinen pharamazeutischen Fabrik (Firma "J. J. Köpcke, Chemisch Pharmazeutische Fabrik, Hamburg") war.

Als ihr Bruder Julius Neumann 1933 in „Schutzhaft“ genommen wurde, setzte Else Wolff sich für dessen Freilassung ein und nahm ihn daraufhin in ihrer Wohnung in Hamburg auf. Familie Wolff konnte sich noch rechtzeitig der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik entziehen, im Jahr 1938 emigrierte die Familie nach Neuseeland und lebte in Lower Hutt, wo Dr. Wolff wieder eine tierärztliche Praxis eröffnete. Er genoss großes Ansehen bei seinen Kunden und bei seinen Kollegen, die ihn wegen seiner hohen ethischen Maßsstäbe und seines großen Einsatzes beim Lösen veterinärer Fragen schätzten. 

Auch Elses Vater und ihr Bruder bemühten sich angesichts zunehmender Diskriminierung und Entrechtung durch die NS-Behörden seit 1938 um eine Auswanderung nach Neuseeland, doch verurteilten bürokratische Hürden diesen Plan zum Scheitern. (vgl. H.-J-Beck, Kissingen war unsere Heimat, S.510ff).

Nach dem Krieg machten Else und nach ihrem Tod ihr Mann Edwin Wiedergutmachungsansprüche für das Erbe ihres Vaters/Bruders in Bad Kissingen geltend. Ihr Vater Karl war von den örtlichen Nazis nach der Pogromnacht gezwungen worden, einen Kaufvertrag mit dem Ehepaar Almstedt zu unterzeichnen und das stattliche Anwesen in der Ludwigstraße 9 (heutige Zählung) erheblich unter Wert zu verkaufen. Da für den Verkauf auch die Zustimmung  des Sohnes Julius Neumanns erforderlich war, der zu diesem Zeitpunkt im KZ Dachau inhaftiert war, fuhr der Bruder von Frau Almstedt, ein örtlicher Parteifunktionär, nach Dachau und ließ sich von Neumann die nötige Vollmacht unterschreiben. Als Kaufpreis für das viergeschossige Geschäfts- und Wohnhaus (mit drei Läden und drei 9-Zimmer-Wohnungen) wurden 115 000 RM vereinbart. Tatsächlich zahlte der neue Besitzer 86 000 RM auf ein Konto der Vereinsbank ein, das für Neumann aber nicht zugänglich war. Nach der Deportation von Karl und Julius Neumann wurde der Betrag vom Bad Kissinger Finanzamt konfisziert.

Else Wolff forderte 1949 im Wiedergutmachungsverfahren das Haus ihres Vaters/Bruders zurück, wobei sie Ehepaar Almstedt einen langfristigen Mietvertrag anbot. Die Antragsgegner beharrten jedoch weiterhin darauf, dass der Kaufvertrag von 1938 rechtmäßig und in „freundschaftlichem Einvernehmen“ zustande gekommen sei, und lehnten die Forderung ab. Nach Else Wolffs Tod einigten sich Dr. Edwin Wolff und Otto Almstedt im März 1952 auf folgenden Vergleich: Almstedt behielt das Anwesen und zahlte 100 000 DM Entschädigung zuzüglich der Anwalts- und Gerichtskosten an Wolff.

Else Wolff blieb nicht viel Zeit in ihrer neuen Heimat. Sie starb im Februar 1950 in Karori, einem Stadtteil von Wellington City und ist auf dem dortigen jüdische Friedhof begraben wie auch ihr Mann, der drei Jahre später im Januar 1953 verstorben ist.

grabstein elsa wolff


Quellenangaben




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