Personendaten
Weiss Marthe
Eltern: Michael Berditschewsky und Anna geb. Scher
Geschwister: Rolf
Ehemann: Eric Weiss
Kinder: Robert und Diane
Salinenstraße 40
Juni 1933 emigriert nach Frankreich
Biografie
Marthe Weiss geb. Berditschewsky kam am 7. November 1919 als erstes Kind von Michael Berditschewsky und dessen Ehefrau Anna (Chana Eichle) in Fürth zur Welt. Ihr Vater stammte aus Mariupol in der Ukraine und ihre Mutter war in Swienciany bei Wilna (das damals zum Zarenreich gehörte) geboren. Die Mutter Anna war mit ihren Eltern und Geschwistern nach Deutschland ausgewandert und lebte teilweise in Würzburg und in Bad Kissingen. Sie heiratete den Goldschmied und Uhrmacher Michael Berditschewsky, der aus der Ukraine stammte, und lebte mit ihm zunächst in Fürth, wo Marthe zur Welt kam. Marthes jüngerer Bruder Rolf erblickte dann 1925 in Bad Kissingen das Licht der Welt, wo seine Mutter zeitweise bei ihren Eltern in der Salinenstraße lebte.
Ende Juni 1933 zogen die Berditschewskys von Fürth nach Straßburg, wo sie in den folgenden Jahren lebten und als „russische Flüchtlinge“ registriert waren. Marthe Berditschewsky heiratete im Februar 1939 den fünfzehn Jahre älteren Antiquitätenhändler Eric Weiss, der 1904 in Gera das Licht der Welt erblickt hatte. Mit ihm zog sie zunächst nach Saint-Dié in den Vogesen. Wohl um die Zeit des deutschen Einmarsches ins Elsass flohen sie weiter nach Westen und lebten in den Departements Charente und Dordogne. Das Ehepaar hatte ein Visum für die Dominikanische Republik, doch warum Ihr Plan, Frankreich zu verlassen, nicht realisiert wurde, ist nicht bekannt. In den folgenden Jahren wurden ihre beiden Kinder Diane und Robert geboren. Eric Weiss schloss sich 1943 einer Widerstandsgruppe an. Er wurde im März 1944 festgenommen, als er in konspirativer Mission nach Toulouse unterwegs war, und in Montignac in der Region Dordogne von der „Division Brehmer“ hingerichtet. Die Division Brehmer machte im Frühjahr 1944 Jagd auf Widerstandskämpfer, untergetauchte jüdische Flüchtlinge und verübte dabei auch Massaker an der Zivilbevölkerung. Marthe und die beiden Kinder überlebten die NS-Zeit und kehrten nach der Befreiung ins Elsass zurück. Marthe Weiss starb im April 2001 in Geispolsheim im Elsaß im Alter von 81 Jahren.
Ihre Eltern überlebten die NS-Zeit in Perigeux und kehrten nach Straßburg zurück. Marthes Vater Michael starb im Dezember 1957 in Straßburg im Alter von 53 Jahren, ihre Mutter lebte noch bis 1968.
Auch Marthes Bruder Rolf hat die NS-Zeit im Department Dordogne überlebt. Im Juni 1945 verließ der 20-jährige junge Mann Marseilles mit dem Schiff "SS Ascanius" und emigrierte nach Palästina. Bereits kurze Zeit später kehrte er nach Frankreich zurück.
Quellenangaben
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Archiv der Stadt Straßburg, Hausdatei 603 MW54, Sterberegister 6 E 11
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat
Zentrale Datenbank Yad Vashem
Le Maitron, Dictionaire Biographique, Fusillés, Guillotinés, Exécutés, Massacrés 1940 - 1944
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken
Eintrag Facebook-Seite 1939-1944 Les Juifs en Dordogne, de l'accueil à la persécution, Eintrag vom 9. Februar 2019
Peter Frank, Die Marienstraße in Fürth und ihre früheren jüdischen Bewohner, S.5
Bildnachweise
© Nadine Berditschewsky (durch Kontakt von H.-J. Beck)
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