Personendaten
Walter Rosalie (Rivka)
Eltern: David Ochsenmann und Eva geb. Walter
Geschwister: Jutta verh. Stern, Karl
Ehemann: Max Walter
Kinder: Edith und Fanny
Bachgasse 5/Hartmannstraße 19/Ludwigstraße 17a (jeweils frühere Zählung)
April 1936 emigriert nach Palästina
Biografie
Rosalie Walter geb. Ochsenmann stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie Poppenlauers. Sie kam am 23. Mai 1880 als jüngstes Kind David Ochsenmanns und seiner Frau Eva Walter in Poppenlauer zur Welt und hatte noch zwei ältere Geschwister. Ihr Vater betrieb eine Eier- und Butterhandlung und war Agent für Postdampfschifffahrt. 1905 heiratete Rosalie den Nürnberger Kaufmann Max Walter, der nach der Heirat nach Poppenlauer zog. Dort wurden Edith (*1906) und Fanny (*1911) geboren.
1922 zog die Familie nach Bad Kissingen, wo Rosalies Ehemann einen Eier- und Buttergroßhandel in der Weidgasse eröffnete. Ihre Wohnung war zunächst in der Bachgasse und dann in der Hartmannstraße. Zu Beginn der 1930er-Jahre wohnte Familie Walter in der Ludwigstraße (Anwesen Otto Goldsteins), wo sich auch ihre Lebensmittelhandlung befand. Auch in der jüdischen Gemeinde war die Familie aktiv, Rosalie war - wie auch ihr Mann Max - seit 1924 Mitglied im Israelitischen Wohltätigkeitsverein.
Als die Situation für jüdische Bürger in der NS-Zeit zunehmend schwieriger wurde, emigrierte Rosalie Walter mit ihrer Familie nach Palästina. Im September 1935 traf zunächst Tochter Edith in Jerusalem ein, im April des nächsten Jahres verließen auch ihre Eltern Bad Kissingen und emigrierten nach Jerusalem. Auch ihrer inzwischen verheirateten Tochter Fanny gelang die Flucht mit ihrer Familie. Sie lebten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.
Rosalies Bruder Karl Ochsenmann, der in Frankfurt als Lehrer und Rektor wirkte und als Autor von Jugendliteratur bekannt wurde, hat durch ungewöhnliche Umstände überlebt. Er wurde nach seiner KZ-Haft in Buchenwald im November 1938 nach Holland ausgewiesen und dort während der Zeit der deutschen Besatzung im Lager Westerbork inhaftiert und nach Bergen-Belsen verschleppt. Karl Ochsenmann gehörte zu etwa 240 jüdischen Häftlingen, die im Juli 1944 von Bergen-Belsen nach Palästina als sog. "Austauschjuden" ausreisen durften. Diese wurden von den Nationalsozialisten als "wertvolle Verhandlungsmasse" eingesetzt, um sie gegen deutsche Bürger auszutauschen oder auch um Devisen und Rohstoffe zu beschaffen. Nur wenige Jahre später starb Karl Ochsenmann im November 1946 in Kfar Haroe in Israel.
Rosalie Walter, die sich in Israel Rivka nannte, starb im Oktober 1950 im Alter von 70 Jahren, sie wurde - wie die gesamte Familie- auf dem Friedhof Pardes Hana begraben.
Quellenangaben
Stadtarchiv Bad Kissingen, Meldekarte und Familienbogen Walter Max
StAW, LRA 6814, Kripo Bad Kissingen, Änderungen in der Judenkartei, Meldung vom 01.07.1936
StAW, LRA 6814, Verzeichnis der in Bad Kissingen lebenden Juden, 26.07.1935
Informationen Klaus Bub, Familienstammbaum Ochsenmann, Mail vom 27.06.2020
Kurzbiographien zur Geschichte deutscher Juden 1918 - 1945
Kinder- und Jugendliteratur 1933-1945: Ein Handbuch, Band 1, hrsg. v. Norbert Hopster, Petra Josting, J. Neuhaus
Datenbank Genicom, Stammbaum Karl Ochsenmann
Informationen Daniel Stern, Mails v.14.1.2023, v. 18.03.2023
Bildnachweise
© Daniel Stern (Urenkel)
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