Personendaten


Ehrlich Margarete (Grete)

Nachname
Ehrlich
Geburtsname
Efrem
Vorname
Margarete (Grete)
Geburtsdatum
17.12.1892
Geburtsort
Bernstadt
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Moritz und Klara Efrem
Geschwister: Käte verh. Lippmann und Elli verh. Landsberger
Ehemann Ludwig Ehrlich
Kinder: Suse, Felix (Phil), Hans Josef (Joske)

Adresse

Ludwigstraße 17 (heute 10)

Beruf/Ämter
Mitarbeit im Modehaus
Emigration/Deportation

November 1938 emigriert über Toulouse nach London - 1945 ausgewandert nach Palästina

Sterbeort/Sterbedatum
Israel - 01.02.1952

Biografie


Margarete Efrem wurde am 17. Dezember 1892 als Tochter von Moritz und Klara Efrem in Bernstadt geboren. Sie wuchs in dem kleinen schlesischen Dorf auf, in dem ihre Eltern eine Schänke betrieben.

1914 heiratete sie Ludwig Ehrlich, der zusammen mit seinem Bruder Franz nach dem Ersten Weltkrieg das väterliche Modehaus in der Ludwigstraße übernahm, in dem auch Margarete (Grete) mitarbeitete. Ihre erste Tochter Suse/Schoschanna kam 1915 zur Welt, die Söhne Felix/Phil und Hans Josef/Joske folgten 1919 und 1921. Das Modehaus Ehrlich war wirtschaftlich sehr erfolgreich und die Familie genoss hohes Ansehen in der Stadt, so dass die Ehrlich-Familie in den 1920er Jahren eine unbeschwerte Zeit erlebte.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Familie, und 1938 zwangen die Kissinger Behörden Ludwig Ehrlich, sein Geschäft an Martin Rottmann zu übergeben, der Inhaber eines ähnlichen, aber kleineren Geschäfts war. „Er war kein Nazi, doch er nahm den Laden mitsamt dem kompletten Inventar, und meine Eltern erhielten für diesen „Verkauf“ eine lächerliche Summe, die sie zwischen den sechs Familien der Geschwister aufteilten.“ (Joske Ereli, S. 64).

Dass Grete und ihr Mann gerade noch rechtzeitig Bad Kissingen verlassen haben, verdanken sie ihrem Enkel Menachem: 1938 reisten ihre Tochter Suse und deren Mann Asahel mit ihrem Jungen Menachem nach Toulouse, um eine Ausbildung in Landwirtschaft zu machen. „In der Familie erzählt man sich immer, wie Menachem seine Großeltern gerettet habe. Im November 1938 beschlossen meine Eltern nämlich, nach Toulouse zu fahren, um ihren ersten Enkel Menachem, der 1937 geboren worden war, zu besuchen. Für sie war es eine günstige Gelegenheit, denn die Reise nach Palästina war zu weit. Sie brachen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 - der ‚Kristallnacht‘ - nach Frankreich auf. Wenn die Geschichte stimmt, die mir meine Mutter erzählt hat, dann war es das erste Mal, dass mein Vater wirklich Verstand bewies: Als sie am Kölner Bahnhof in den Zug nach Toulouse umsteigen wollten, kam eine Durchsage über Lautsprecher: ‚Herr Ehrlich - ans Telefon!‘ Die SS beschattete zu dieser Zeit Juden, vor allem Angehörige der Oberschicht, um sie und ihren Besitz in Deutschland zurückzuhalten. Mein Vater folgte dem Aufruf nicht, ging nicht ans Telefon, sondern setzte die Reise wie geplant fort. Ich weiß nicht mehr, ob der Anruf von Hausmeister Hofmann oder der Köchin daheim kam. Jedenfalls lautete die Botschaft: Kehren Sie nicht zurück, die SS sucht Sie, sie haben das Haus und den Laden auf den Kopf gestellt… Meine Eltern kehrten nicht nach Deutschland zurück und so hat der Enkel seine Großeltern gerettet.“ (J. Ereli, S. 66f).

Einige Wochen später, im Februar 1939 zogen Grete und Ludwig weiter nach England, wo sie wie viele andere Familienmitglieder bis Kriegsende großzügig von Onkel Ludi unterstützt wurden. (Onkel Ludi war ein Bruder von Felix Ehrlich, der in Südafrika als Minenbesitzer ein großes Vermögen erworben hatte und um die Jahrhundertwende nach England gezogen war.)

Nach dem Krieg wanderten beide 1946 nach Givat Brenner/Palästina zu ihren Kindern aus. Ludwig Ehrlich - damals bereits herzkrank - starb 1948, seine Ehefrau Grete einige Jahre später im Jahr 1952. (J. Ereli, S. 97f)

(Die Informationen stammen größtenteils aus der Autobiografie des Sohnes von Grete Ehrlich, Joske Ereli)

83_Grete Ehrlich mit ihrem Mann und ihren Kindern an der Kissinger Saline
Grete Ehrlich mit ihrem Mann und ihren Kindern an der Kissinger Saline
83_Grete und Ludwig Ehrlich nach der Emigration in Palästina, 1946Ehr Kopie
Grete und Ludwig Ehrlich kurz nach der Emigration

                 


Quellenangaben


Joske Ereli, Von Hampi Ehrlich zu Jossl Ereli -  Meine Lebensgeschichte
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S.580ff
US Holocaust Memorial Museum/Holcaust Survivors…externer Link

Bildnachweise


© Joske Ereli, Ein Gedi



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