Personendaten
Frank Julius
Eltern: Lazarus und Clara geb. Ansbacher
Geschwister: Hans, Paula (Jordan), Irma (Dehler), Thea (Gebhart)
Ehefrau: Dora geb.Gebhardt
Kinder: Michael, Stefan
Erhardstraße 21 (heutige Zählung)
emigriert nach England später Amerika / 1972 Rückkehr nach München
Biografie
„Geboren und aufgewachsen bin ich in Steinach an der Saale, wo es zur Zeit meiner Kindheit noch kein fließendes Wasser und keine gepflasterten Straßen gab. Wie meine Geschwister und die anderen jüdischen Kinder bin ich in die jüdische Volksschule gegangen. Dort wurden alle sieben Jahrgänge in einer Klasse unterrichtet. Mit den christlichen Kindern hatten wir wenig Kontakt. Mein Vater hat mit Vieh aus der Rhön gehandelt und in Bad Kissingen teure Kutschpferde aus Norddeutschland verkauft.
1904 sind wir auch dorthin gezogen. Meine Mutter hat uns immer wieder überrascht, weil sie sich so gut in der deutschen Literatur auskannte. Sie war politisch interessiert und las regelmäßig liberale Zeitungen. Als ich aufs Gymnasium kam, musste ich von zu Hause fort. Ich besuchte die Schule in Kitzingen, wohnte aber bei Verwandten in Mainstockheim. Jeden Morgen und jeden Nachmittag bedeutete das eine dreiviertel Stunde Fußweg. Bei der Familie, bei der ich täglich zu Mittag aß, kam ich zum ersten Mal mit einem streng orthodoxen Leben in Berührung. Es gefiel mir und ich begann auch so zu leben. Schwierig wurde das, als ich für die letzten Schuljahre nach Münnerstadt wechseln musste und bei einer katholischen Familie wohnte. Später habe ich in Würzburg Sprachen studiert, kämpfte als Soldat im 1. Weltkrieg und bin Studienrat in Nürnberg und Pirmasens geworden.
Als die Nazis mich aus dem Amt geworfen haben, ging ich über England in die USA und wurde Uni-Dozent. 1972 bin ich nach Deutschland zurückgekehrt.“ Julius Frank starb im Alter von 102 Jahren 1991 in München.
(Text aus: Mitten unter uns - Begleitheft zur Wanderausstellung „Landjudentum in Unterfranken vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert“, Hrsg Rotraud Ries unter Mitarbeit von Rebekka Denz, S. 52, 53)
Quellenangaben
Begleitheft zur Wanderausstellung "Landjudentum in Unterfranken", S.42/4
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S.886 - 894
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken
Bildnachweise
© Michael Hansch
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