Personendaten
Frank Nathan
Eltern: Lazarus und Clara geb. Ansbacher
Geschwister: Julius, Paula (Jordan), Irma (Dehler), Thea (Gebhart)
Ehefrau: Olga Buxbaum
Erhardstraße 21 (heutige Zählung)
April 1939 emigriert nach London/ Januar 1940 Emigration in die USA
Biografie
Nathan (Hans) Frank wurde 1896 in Steinach geboren. 1905 zog die Familie Frank nach Bad Kissingen um und wohnte in der Erhardstraße. Nathan besuchte seit 1906 die Kissinger Realschule, die er 1912 erfolgreich abschloss.
Er war, wie seine Tochter Catherine M. Walsh 1999 dem Aktiven Museum Berlin gegenüber betonte, „sein ganzes Leben lang ein Geschäftsmann“. Mit seinem Schwager Fritz Gebhardt ging er im November 1924 nach Konstantinopel. Spätestens zu dieser Zeit änderte er seinen Vornamen in Hans um. Im April 1938 kehrte er kurzzeitig nach Deutschland zurück, um Dr. Olga Buxbaum zu heiraten, die 1910 als drittes Kind des Kaufmanns Julius Buxbaum und dessen Frau Henriette Uhlfelder in Bamberg das Licht der Welt erblickt hatte. Sie hatte nach dem Abitur Jura studiert und ihren Doktorhut in Erlangen erworben. Trotz dieser für die damalige Zeit ungewöhnlich guten Ausbildung war Olga Frank ihr Leben lang als Hausfrau tätig. Seine Frau lernte Hans Frank über seinen Schwager Thomas Dehler kennen, zu dessen Bekanntenkreis Olga Buxbaum gehörte. Nach der Hochzeit kehrten die Franks nach Konstantinopel zurück. Doch Olga Frank, die, schon bald schwanger wurde, und ihr Mann sahen sich dort den Repressalien der deutschen Botschaft ausgesetzt, die auf die Türkei Druck ausübte, deutsche Juden nach Deutschland auszuliefern. Die Botschaft bediente sich dabei einer von der Deutschen Bank erstellten Liste, auf der Deutsche mit jüdischen Wurzeln erfasst waren. Zudem hatten die Franks Angst, dass – wenn ihr Kind ein Junge werden sollte – dieses dann später einmal zur türkischen Armee eingezogen werden könnte.
So entschlossen sich Hans und Olga Frank im April 1939 zur Emigration nach London. Dort kam aber nicht der erwartete Sohn, sondern die Tochter Catherine zur Welt. Im Januar 1940 verließ die kleine Familie Europa und zog nach New York, wohin Hans Frank gute Geschäftskontakte hatte. Nach Angaben des Dehler-Archivs arbeitete Hans Frank nach dem Krieg als Beamter bei den Vereinten Nationen. Sie lebten die nächsten dreißig Jahre in New York und wurden US-Bürger. Unter dem Eindruck des dortigen Antisemitismus in Geschäfts- und Gesellschaftskreisen versuchte Hans Frank, sein Judentum zu verbergen, um in die gesellschaftlichen Clubs aufgenommen zu werden. Ob er selbst zum Katholizismus konvertierte, ist nicht ganz klar, jedoch schickte er seine Tochter Cathy auf ein katholisches Gymnasium, wo sie – wie sein Großneffe Michael Hansch zu berichten weiß – „mit dem üblichen Antijudaismus erzogen“ wurde. „Erst im Alter von 16 Jahren ist sie“, so Michael Hansch, „von ihrer Tante Irma Dehler, als sie wohl einige antijüdische Bemerkungen von sich gab, über ihr Judentum aufgeklärt worden, was sicher für sie ein Schock war.“
Ihr Vater Hans Frank starb am 5. November 1971 im Alter von 75 Jahren, ihre Mutter Olga viereinhalb Jahre später am 15. April 1980.
(Text: leicht verändert übernommen aus: H.J. Beck: Kissingen war unsere Heimat…)
Quellenangaben
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 909f
Meldeunterlagen Stadt Bad Kissingen
Schülerakte Jack-Steinberger-Gymnasium
Bildnachweise
© Michael Hansch
Zurück zur Liste