Personendaten
Kauders Käthe
Eltern: Leopold Siedner und Henriette geb. Nebel
Geschwister: Alfred (Fritz) Ludwig, Kurt Nathan, Erna Bertha (Betty), Edith verh. Tischler, Isidor Wilhelm
Ehemann: Josef Kauders
Kinder: Ruth verh. Popper, Alex
Theresienstraße 5b (heute 10)
Oktober 1939 Emigration über Schweden in die USA
Biografie
Käthe Kauders geb. Siedner stammte aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie im oberschlesischen Zaborze, einem Stadtteil Hindenburgs. Hindenburg (heute poln. Zabrze) ist Zentrum des oberschlesischen Kohlereviers, das bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zum Deutschen Reich gehörte. In der Stadt lebten viele polnische Bergarbeiter, die in den Kohlenminen beschäftigt waren, die wohlhabende Mittel- und Oberschicht in der Stadt wurde dagegen von den Deutschen gebildet. Käthe Siedler kam hier am 5. Oktober 1898 als Tochter von Leopold Siedner und dessen Ehefrau Henriette geb. Nebel zur Welt. Sie hatte noch fünf Geschwister, von denen eine Schwester aber schon kurz nach ihrer Geburt starb. Käthes Vater führte in Hindenburg ein stattliches Warenhaus, in dem Lebensmittel, Textilwaren, Schuhe und auch Eisenwaren angeboten wurden.
|
Käthe und ihre Geschwister besuchten das Gymnasium in Zaborze. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, musste Käthe die Schule verlassen und im Warenhaus ihrer Eltern arbeiten. 1917 ging sie nach Berlin und ließ sich in einem höheren Mädchenpensionat zur Damenschneiderin und Modistin ausbilden.
Sie lernte damals auch ihren zukünftigen Ehemann Josef Kauders kennen, der in den Sommermonaten das Textilgeschäft seiner verwitweten Tante in Bad Kissingen führte und im Winter Geschäftsführer in einem eleganten Kurzwarengeschäft in Berlin war. In einem Interview mit ihrem Enkel Allan erzählt Käthe 1982 humorvoll von ihrer ersten Begegnung. Beide waren zu einer Kaffeegesellschaft bei Ignaz Nacher, einem wohlhabenden Cousin von Käthes Vater, eingeladen. (Ignaz Nacher war Konzernchef und Mehrheitsaktionär der Engelhardt-Brauerei, des zweitgrößten deutschen Brauereikonzerns). Zu allem Unglück setzte sich Käthe auf Josefs Melone, was ihr überaus peinlich war, worauf der junge Mann aber mit großer Gelassenheit und Höflichkeit reagierte.
![]() |
![]() |
Beide trafen sich wohl im Sommer 1918 in Bad Kissingen und verlobten sich. Die Hochzeit fand im Oktober 1919 in Zaborze statt. Daraufhin zog das Ehepaar in Josef Kauders geräumige 5-Zimmer-Wohnung in Bad Kissingen. Hier wurden auch ihre beiden Kinder Ruth (*1920 - 2003) und Alex (*1921 - 2012) geboren, die nach der Volksschule auf die Kissinger Realschule wechselten.
Schon unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die Familie der Willkür und den Schikanen der örtlichen NS-Behörden ausgesetzt. Käthes Ehemann wurde bereits im März 1933 vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen. Die Familie, für die die Lage in Bad Kissingen zunehmend bedrohlich wurde, nahm die Kinder von der Kissinger Realschule und zog nach Hamburg. Allerdings pendelten die Kauders in den nächsten Jahren wiederholt zwischen Hindenburg, Bad Kissingen, Hamburg und Berlin. Glücklicherweise konnte die ganze Familie noch rechtzeitig der Vernichtung durch den NS-Rassenwahn entgehen. Die Tochter Ruth ging nach England, Sohn Alexander floh im März 1939 nach Argentinien und Käthe und ihrem Mann gelang es im Oktober 1939 über Schweden in die USA auszuwandern, wohin auch Alex nach dem Krieg von Buenos Aires einreisen durfte.
Käthes Mutter Henriette und ihr ältester Bruder Isidor Wilhelm konnten dagegen nicht aus Deutschland fliehen. Beide wurden im Mai 1944 in ein unbekanntes Konzentrationslager deportiert und ermordet. Isidor Wilhelm hatte im Ersten Weltkrieg an der Ostfront bei Dünaburg (heute Daugavpils in Lettland) ein Bein verloren und hoffte wohl, dass er deshalb von einer Deportation verschont bleiben würde (Informationen aus Interview Käthe Kauders, 1982 - Einträge im Koblenzer Gedenkbuch und der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer Yad Vashem sind nicht vorhanden.)
Käthe Kauders starb im Dezember 1985 in New York im Alter von 87 Jahren.
![]() |
|
![]() |
![]() |
![]() |
|
Quellenangaben
Myheritage, US Social Security Death Index
Datenbank Genicom
US Holocaust Memorial Museum/Holocaust Survivors…
H-J. Beck, Kissingen war unsere Heimat, S. 603ff
Museum Miejskie W Zabrzu, Leopold Siedner
Museum Miejskie W Zabrzu, Henriette Siedner
Allan Kauders, Interview mit seiner Großmutter Käthe Kauders, Mai 1982
Bildnachweise
Familienfotos © Thomas Popper and Alex Kauders (Die Familienfotos wurden uns freundlicherweise von Thomas Popper, Ruth Poppers Sohn zur Verfügung gestellt).
Warenhaus Leopold Siedner © Museum Miejskie W Zabrzu, Leopold Siedner
Zurück zur Liste