Personendaten


Laub Hugo

Nachname
Laub
Vorname
Hugo
Geburtsdatum
07.04.1883
Geburtsort
Gleicherwiesen/Landkreis Hildburghausen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Meier und Nanny Laub geb. Kramer
Geschwister: Ida verh. Selling, Martha verh. Weissmann, Hedwig, Isa, Julius
Ehefrau: Johanna Hedwig geb. Rotter

Adresse

Weidgasse 7 bei Salzer

Beruf/Ämter
(Realschüler) - Vertreter
Emigration/Deportation
Sterbeort/Sterbedatum
München - Suizid 22.08.1938

Biografie


Hugo Laub kam am 7. April 1883 im thüringischen Gleicherwiesen bei Meiningen als Sohn des Kaufmanns Meier Laub und seiner Frau Nanny geb. Kramer zur Welt. Die Familien Laub und Kramer waren alteingesessene Familien in Gleicherwiesen, die bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts dort nachweisbar sind.

Zwischen 1893 und 1898 besuchte Hugo die Kissinger Realschule, die Vorläuferschule des heutigen Jack-Steinberger-Gymnasiums und wohnte in dieser Zeit bei Abraham Salzer in der Weidgasse.

Anschließend zog die Familie Laub von Gleicherwiesen ins schwäbische Oettingen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldeten Hugo und sein jüngerer Bruder Julius sich freiwillig zum Kriegsdienst. Eine wertvolle Quelle über die Familiengeschichte der Laubs und auch das Leben Hugo Laubs stellt die Autobiografie seines Neffen Martin I. Selling, des Sohnes seiner Schwester Ida, dar. Dieser beschreibt seinen Onkel Hugo als sehr patriotisch: „Nach einer Verwundung voluntierte er wieder für Frontdienst und wurde nochmals verwundet. Er war stolz darauf und prahlte mit dem Eisernen Kreuz, das ihm dafür verliehen wurde. Er konnte es [später] nicht fassen, dass sein Vaterland, für das er gekämpft und geblutet hatte, ihn kaltblütig abweisen würde“ (Jugendjahre Martin I. Selling, S.9). Auch in späteren Jahren, selbst nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erlag Hugo - wie sein Neffe schreibt - „wie viele Juden und andere Deutsche“ der verhängnisvollen Illusion; „dass Deutschland wieder zu den alten Zeiten zurückkehren würde, und er wartete auf diesen Tag.“ Von Hitlers Wahlreden in die Irre geführt, der die „heroischen Opfer der tapferen Soldaten des letzten Krieges“ hervorgehoben und ihnen die Dankbarkeit des Vaterlandes versprochen hatte, erwarteten Hugo und Julius in ihrer zutiefst patriotischen Grundhaltung, dass sie als Kriegsverletzte mit Verdienstabzeichen bevorzugt behandelt werden würden, und fingen an, ihre Eisernen Kreuze und Verwundetenabzeichen zu tragen. Nach Aussagen des Neffen Martin „wurden sie sehr enttäuscht“ und „grob ausgelacht“ (Jugendjahre Martin I. Selling, S.18).

Nach dem frühzeitigen Tod von Meier Laub führte Hugo Laub das Spezereien- und Textilgeschäfts seines Vaters weiter und scheint sich nach den kritischen Aussagen seines Neffen als „großer Bruder“ sehr dominant in das Leben seiner Schwestern eingemischt zu haben und sich als Familienvorstand in der „eng verbundenen Familie“ gefühlt zu haben. „[Unsere] Familie war eng verbunden, mit dem großen Bruder Hugo an der Spitze, der genau wusste, was alle anderen zu tun hatten, und der von seinen jüngeren Schwestern abgöttisch geliebt wurde". Sein Neffe Martin Selling war von dieser Situation jedenfalls wenig begeistert. Er beschreibt sein Verhältnis zur mütterlichen Verwandtschaft und insbesondere zu Hugo Laub als ausgesprochen negativ:„Eigentlich habe ich sie alle gleichermaßen gehasst, zumindest die meisten von ihnen. Denn Tatsache war, dass wir [gemeint sind Martin Selling und sein Zwillingsbruder Leopold) für sie die armen kleinen Waisenkinder waren, und jeder wollte einen Anteil an unserer Erziehung haben. Also wurden wir nach links und rechts gezogen und alles, [...] was immer wir taten, hätte besser gemacht werden müssen. Und wir wurden mehr reglementiert als unsere Cousins. Es war zumindest keine angenehme Kindheit" (Selling, Martin. Interview 13874. Interview by Louise Bobrow. Visual History Archive, USC Shoah Foundation, 01 April 1996externer Link).

Im September 1932 heiratete der bereits 49-Jährige die im schlesischen Glogau geborene Johanna (genannt Hanna) Hedwig Laub geb. Rotter, die aus einem protestantischen Pfarrhaus stammte. Nicht ohne Stolz erklärt er seiner jüdischen Verwandtschaft „dass der Name seiner Frau, Hanna, ein Diminutiv von “Johanna" war und nicht von dem biblischen Namen “Hannah" stammte. Und auch sein Austritt aus dem Judentum Anfang 1933 (vgl. Quelle „1927 - 1937 Converts from Judaism“) lässt vermuten, dass er sich zumindest teilweise von seiner jüdischen Herkunft zu distanzieren versuchte.

Kurz nach der Hochzeit zog das Brautpaar nach München. Hugo verdiente seinen Lebensunterhalt als erfolgreicher Verkäufer einer österreichischen Kaffeegroßhandlung, die Gaststätten und Hotels belieferte. Sein Bezirk war Süddeutschland, und er benutzte seine Wohnung als einen Zweig der Berliner Filiale, der von seiner Frau geführt wurde. Sie war eine Angestellte der Berliner Filiale gewesen, welche das Auslieferungslager für ganz Deutschland war. Selbst nachdem die Nazis 1933 an die Macht kamen, behielt er seinen Posten, da er von einer österreichischen Firma beschäftigt wurde und in der Lage war, seine jüdische Abstammung vor vielen seiner Kunden zu verbergen (vgl. Jugendjahre Martin I. Selling, S. 30).

Hugo Laub unterschätzte den Ernst der Lage und hoffte wohl auf eine positive Änderung der politischen Verhältnisse. Aufgrund seines geschäftlichen Erfolgs sah er auch keinen Grund auszuwandern und als mittelloser Immigrant im Ausland neu anzufangen, zumal er eine mündliche Versicherung von seinem österreichischen Arbeitgeber hatte, dass es immer eine Stelle für ihn geben würde, sollte er nach Österreich auswandern. Eine verhängnisvolle Fehleinschätzung, wie sich nach dem Anschluss Österreichs im Frühjahr 1938 zeigen sollte! Sein Neffe Martin Selling beschreibt das dramatische Ende seines Onkels: „Nach dem Anschluss war dieser Ausweg geschlossen, und er musste mit dem Verlust seiner Beschäftigung und seines Einkommens rechnen. Er hatte auch Grund anzunehmen, dass seine Frau oder ihre Geschwister ihn wegen sein Benehmen [!] denunzieren würden, und er nahm sich [im Sommer 1938] das Leben…"(Jugendjahre Martin I. Selling,S. 30,31). Hugo Laub wurde am 22.08.1942 um 12.30 tot in seiner Wohnung in der Morawitzkystraße 1 aufgefunden. Er starb an den Folgen einer Gasvergiftung. Martin Selling beschreibt den Grund für den Selbstmord seines Onkels in seinem Interview mit der Shoa Foundation:„Es war sein Deutschland. Er war durch und durch ein Deutscher. Und als er [...] endlich zu der Erkenntnis kam, dass er kein Deutscher war, und dass es überhaupt nicht sein Deutschland war, konnte er es einfach nicht ertragen. Und er beging Selbstmord" (Ebenda).


Quellenangaben


Bildnachweise


© Martin Selling (Neffe Hugo Laubs)



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