Personendaten
Löwenstein Gitta
Eltern: Benedikt Schloß und Emilie geb. Holländer
Geschwister: Thekla
Ehemann: Alfred Löwenstein
Sohn: Gideon
Hemmerichstraße 23 (heute Maxstraße 31)
Juli 1934 emigriert nach Tel Aviv/Palästina
Biografie
Gitta Löwenstein geb. Schloß kam am 14. Juli 1904 als zweite Tochter des Schuhwarenhändlers Benedikt Schloß und dessen Ehefrau Emilie geb. Holländer in Bad Kissingen zur Welt, ihre Schwester Thekla war 1902 geboren worden. Die Familie lebte in der Hemmerichstraße 33 (heute 4).
Gitta Schloß heiratete den Kaufmann Alfred Löwenstein aus Fritzlar und zog in seine Heimatstadt. Beide emigrierten bereits im Juli 1934 nach Tel Aviv in Palästina. Ihr Sohn Gideon wurde dort 1935 geboren.
Gittas Eltern und ihrer Schwester Thekla gelang es leider nicht mehr aus Deutschland zu entfliehen. Thekla wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Die Eltern wurden 1942 nach Theresienstadt verschleppt, wo ihr Vater Benedikt nach Angaben seiner Frau Emilie das Elend dort nicht ertrug und am 20. August 1943 an „Hunger, Kummer und Ungeziefer“ verschied. Gittas Mutter gehörte zu den wenigen, die die schrecklichen Haftbedingungen überlebten, und wollte auch zu ihrer Tochter nach Israel auswandern. Sie starb aber aufgrund ihrer angegriffenen Gesundheit im Frühjahr 1947 noch in der Schweiz und wurde in Zürich-Witikon beigesetzt.
Gitta Löwenstein beantragte 1953 bei der Bundesrepublik Deutschland Wiedergutmachungsleistungen für das Leid, das ihrer Familie während der NS-Zeit angetan worden war, und erhielt 1956 das elterliche Haus in der Hemmerichstraße nach einem langwierigen Verfahren wieder zugesprochen. Ihre Mutter hatte das Anwesen 1939 zu einem viel zu niedrigen Preis von 25 000 RM verkaufen müssen. Nach drei Jahren erbittertem Rechtsstreit verfügte die Wiedergutmachungskammer des Würzburger Landgerichts im März 1952 die Rückgabe an Frau Löwenstein, doch die Antragsgegner legten erfolgreich Beschwerde dagegen ein und erreichten vor dem Oberlandesgericht in München ein Jahr später die Aufhebung dieses Beschlusses. Gitta Löwenstein fand sich jedoch nicht mit dem Urteil ab und erreichte im Juni 1956 vor der höchsten Instanz, dem Dritten Senat des Obersten Rückerstattungsgerichts in Nürnberg, die Rückgabe des Anwesens. Noch im selben Jahr konnte Frau Löwenstein die Immobilie für 62 000 DM verkaufen, was verständlich macht, weshalb sie den Verkaufserlös aus dem Jahr 1939 als "Schleuderpreis" bezeichnete und sich nicht mit einem billigen Vergleich der Gegenseite zufriedenstellen ließ.
In einem Vergleich aus dem Jahr 1954 hatte Gitta Löwenstein auch das Bankguthaben ihrer Mutter und eine Entschädigung von 8000 DM für das 1940 beschlagnahmte Umzugsgut und die eingezogenen Gold- und Silberwaren erhalten. Im Jahr 1958 erreichte sie auch die Wiedereinbürgerung der Familie durch die unterfränkische Regierung (Vermerk auf der Meldekarte Stadtarchiv Bad Kissingen). Gittas Sohn Gideon studierte zwischen 1956 und 1960 in Deutschland und spricht fließend Deutsch. Er wanderte später in die Vereinigten Staaten aus und ist Professor für Innen- und Möbeldesign.
Gitta Löwenstein starb am 27. Januar 1987 in der Nähe von Tel Aviv, sie wurde 82 Jahre alt. Ihr Mann war ein Jahr zuvor verstorben.
Quellenangaben
Paulgerhard Lohmann, Der antijüdische Rassenwahn Hitlers, Juden in Fritzlar und seinen Ortsteilen, Nr. 88
Paulgerhard Lohmann, Jüdische Mitbürger in Fritzlar, 1933 - 1949
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, S. 1113
Meldeunterlagen Stadt Bad Kissingen
Datenbank Genicom
StAW Finanzamt Würzburg, Vermögenskontrollakten 207, Löbenstein [!] Gitta
StAW WB A 3701 Löbenstein(!), Gitta geb. Schloß
Bildnachweise
Zurück zur Liste