Personendaten


Heilbrun Thekla

Nachname
Heilbrun
Geburtsname
Rosenau
Vorname
Thekla
Geburtsdatum
12.02.1877
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Simon Rosenau und Henriette geb. Rosenberg
Geschwister: Nathan, Ludwig, Philipp, Emma, Selmar, Irma verh. Hesslein, Paula, Hugo 
Ehemann: Otto Heilbrun
Kinder: Hilde verh. Anrode, Dr. Werner Heilbrun

Adresse
Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

vermutlich 1939 emigriert zunächst nach England
Oktober 1942 eingereist in die USA

Sterbeort/Sterbedatum
Davenport, Scott County (Scott), Iowa/USA - 23.03.1944

Biografie


Thekla Heilbrun geb. Rosenau stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie Bad Kissingens, deren Wurzeln sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Sie kam am 22. Februar 1877 als zweites Kind des angesehenen Juweliers Simon Rosenau und dessen Frau Henriette geb. Rosenberg in Bad Kissingen zur Welt.

Ihr Vater besaß als Juwelier, Gold- und Silberarbeiter sowie als Hofantiquar des bayrischen Königshauses einen ausgezeichneten Ruf und erhielt für seine Gold- und Silberschmiedearbeiten mehrfach internationale Auszeichnungen. Simon Rosenau war auch es auch, der 1907 die Amtskette des Kissinger Oberbürgermeisters herstellte. Darüber hinaus war er sehr aktiv in der jüdischen Gemeinde tätig, so als langjähriger Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde.

Im Januar 1900 heiratete Thekla Rosenau in Bad Kissingen den in Eisleben geborenen Bankier Otto Heilbrun und wohnte seitdem mit ihm in Erfurt. Otto Heilbrun führte dort ein Bankgeschäft. Im September 1900 kam ihre Tochter Hildegard zur Welt und 1902 wurde ihr Sohn Werner geboren. 

Mitte der 1920er-Jahre zogen Thekla und ihr Mann nach Wiesbaden. Die Familie konnte noch rechtzeitig emigrieren. Im Juli 1938 reisten Thekla und ihr Mann in die Vereinigten Staaten, um ihre inzwischen verheiratete Tochter zu besuchen. Sie emigrierten dann aber offensichtlich 1939 nach England und wohnten bis 1942 in Willesden im Nordwesten von London. Im Oktober 1942 wanderten sie dann in die USA aus und ließen sich in Davenport im Bundesstaat Iowa nieder, wo ihre Tochter und ihr Schwiegersohn lebten. Kurz nach ihrer Ankunft schrieb die Davenporter Zeitung "Daily Times" dazu: "Herr und Frau Otto Heilbrun, die zuletzt in London und davor in Erfurt und Wiesbaden gelebt haben, hatten letzte Nacht den besten Schlaf seit vier Jahren. Sie schliefen ohne Angst vor pfeifenden Bomben oder drohender Festnahme durch die Gestapo. Sie kamen am Dienstag aus New York an, wo sie vor weniger als einer Woche aus London gelandet waren, um von nun an bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn Dr. und Frau Ralph A. Anrode, 2505 LeClaire Street, Davenport, ihr Zuhause zu finden" (Daily Times, Davenport, 04.11.1942). Dort sollte beiden nur noch eine kurze Lebenszeit vergönnt sein. Otto Heilbrun starb 1943 und Thekla nur ein Jahr später im März 1944. Beide sind dort auf dem Mount Nebo Hebrew Friedhof begraben.

Theklas Sohn Werner studierte Medizin in Freiburg, München, Berlin und Heidelberg und wurde 1927 in Heidelberg zum Dr. med. promoviert. Er praktizierte nachfolgend als Arzt in Berlin-Köpenick und war seit 1930 als Psychotherapeut und Assistenzarzt in der Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Buch (nördlicher Teil von Pankow) tätig. Außerdem übernahm er die psychotherapeutische Behandlung von Kindern, im  Kinderheim bzw. Heilerziehungsheim für schwererziehbare Jungen und Mädchen von Annemarie Wolff-Richter.

Auf Grundlage des am 7. April 1933 erlassenen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde er wie viele seiner jüdischen Kollegen aus dem Gesundheitswesen entlassen. Er emigrierte zunächst mit seiner Frau Almuth nach Frankreich und dann nach Madrid. Nach dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs stellte sich das Ehepaar der Roten Hilfe zur Verfügung und betreute in Madrid ein Lazarett sowie 400 Kinder in einem Kinderheim. Werner Heilbrun kämpfte später im Spanischen Bürgerkrieg bei der XII. Internationalen Brigade gegen die Truppen Francos. Aufgrund seiner medizinischen Ausbildung wurde er als leitender Arzt der XII. Brigade eingesetzt. Er fiel am 12. Juni 1937 bei Kampfhandlungen am Fuß der Pyrenäen, getroffen von einer Maschinengewehrsalve aus einem Flugzeug. Werner Heilbrun war eng befreundet mit den Autoren Ernest Hemingway und Gustav Regler. Hemingway wies nach dem Tod Heilbruns seinen Verlag an, die Lizenzgebühren seines von Luis Buñuel verfilmten Drehbuchs „Die spanische Erde“ an dessen Witwe auszuzahlen. Der ebenfalls mit Hemingway befreundete Schriftsteller Gustav Regler, der als „Politischer Kommissar“ mit Heilbrun in der XII. Internationalen Brigade gekämpft hatte, setzte seinem Freund Werner Heilbrun in seinem 1940 veröffentlichen Roman „The Great Crusade“ („Das große Beispiel. Roman einer internationalen Brigade“) mit der Figur des Brigadearztes Werner ein literarisches Denkmal.


Grabstein-Thekla-heilbrun

Familiengrabstein Heilbrun/Anrode


Quellenangaben


Bildnachweise




Zurück zur Liste