Personendaten


Steinberger Hans Jakob, Prof.

Nachname
Steinberger
Vorname
Hans Jakob (Jack)
Geburtsdatum
25.05.1921
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Ludwig und Bertha Steinberger geb. May
Geschwister: Herbert und Rudolph Steinberger
Ehefrauen: Joan geb. Beauregard und Cynthia geb. Alff
Kinder: (1. Ehe) Joe und Ned (2.Ehe) Julia und John

Adresse

Promenadestraße 2 (heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Teilchen-Physiker - Nobelpreis für Physik 1988
Emigration/Deportation

Dezember 1934 emigriert in die USA

Sterbeort/Sterbedatum
Genf - 12.12.2020

Biografie


Hans Jakob Steinberger erblickte am 25. Mai 1921 als Sohn von Ludwig Steinberger und dessen Frau Bertha im jüdischen Gemeindehaus in Bad Kissingen das Licht der Welt. Sein Vater, 1874 in Schonungen bei Schweinfurt als Sohn eines kleinen Viehhändlers geboren, hatte noch sieben Geschwister. Nach seiner Schulausbildung war Ludwig Steinberger seit 1892 in Bad Kissingen als Kantor und Religionslehrer der jüdischen Gemeinde tätig, Kurz nach dem Krieg heiratete der inzwischen 45-jährige im Jahr 1919 die 18 Jahre jüngere Bertha May, die aus der wohlhabenden Familie eines Nürnberger Hopfenhändlers stammte. Sie hatte ein Hochschulstudium in Englisch und Französisch abgeschlossen, ungewöhnlich privilegiert für eine Frau in der damaligen Zeit, mit Auslandsaufenthalten in London und Paris.

Ludwig und Bertha Steinberger hatten drei Kinder: Der älteste Sohn Herbert wurde 1920 in Bad Kissingen geboren, es folgten im Mai 1921 Hans Jakob (Jack) und im Mai 1924 Rudolph. Die Familie lebte im jüdischen Gemeindehaus in der Promenadestraße neben der Synagoge in bescheidenen Verhältnissen, „sorglos, aber nicht luxuriös“. Jack und seine beiden Brüder wuchsen behütet auf und erhielten von ihren Eltern eine gut bürgerliche Erziehung. Auch die Musik spielte im Hause Steinberger eine große Rolle.                             

Hans Jakob und Herbert besuchten zwischen 1931 und 1934 die Kissinger Realschule, die zu dieser Zeit noch sechsklassige Vorläuferschule des heutigen Gymnasiums. Schon damals waren Jack Steinbergers Schulzeugnisse vielversprechend:
„Recht gut begabt; der Schüler weiß Antworten zu geben, wenn die ganze Klasse versagt“. Klassenleiter Zwick bescheinigte dem späteren Nobelpreisträger „gute Einfälle, Intuition, Logik, Fleiß und Pflichtbewusstsein“, allerdings auch eine gewisse „Neigung zum Schwätzen“. Seine Mitschüler beschreiben ihn als fröhlichen Lausbub, der durchaus auch zu Streichen aufgelegt war. In der Freizeit streifte Hans Jakob mit seinen Freunden durch die heimischen Wälder oder spielte mit ihnen auf der Wiese hinter der Synagoge Fußball.

Diese unbeschwerte, glückliche Zeit für die Steinberger-Familie fand nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 ein rasches Ende. Jack Steinberger sind noch heute antisemitische Wahlplakate mit schrecklichen Karikaturen von widerwärtig dargestellten Juden und die nächtlichen Aufmärsche der SA durch die Straßen der Stadt in Erinnerung. „Ich erinnere mich an nächtliche Fackelmärsche von Braunhemden der SA in den Jahren vor der „Machtergreifung“ Hitlers, die das Horst-Wessel-Lied sangen mit dem Refrain: ‚Wenn’s Judenblut vom Messer fließt, dann geht’s nochmal so gut.‘ Sie trugen Dolche an ihren Gürteln.“ Hans Jakobs Eltern erkannten schon 1934 den Ernst der Lage und entschlossen sich, ihre beiden ältesten Kinder vor dem Naziterror in Sicherheit zu bringen. Sie nahmen das Angebot einer karitativen jüdischen Organisation in den USA wahr, den 13-jährigen Hans Jakob und seinen ein Jahr älteren Bruder Herbert im Rahmen eines Transports von 300 jüdischen Kindern mit dem Dampfer „Washington“ in die Vereinigten Staaten bringen zu lassen.

Im Dezember 1934 trat Hans Jakob Steinberger daher zusammen mit seinem älteren Bruder Herbert Lazarus die Reise nach Amerika an. „Es war“, so Jack Steinberger im Rückblick, „für eine Familie nicht einfach, ihre Kinder wegzuschicken. Wir hatten keine Verwandten außerhalb von Deutschland, zu denen wir hätten gehen können. Nach schwierigen Anfangswochen in den  USA wurden die Kinder von Barnett Faroll, einem Kornhändler in Chikago aufgenommen. Er kümmerte sich nicht nur um eine gute Schulausbildung der beiden, sondern ermöglichte 1937 auch den Eltern und dem jüngsten Sohn Rudolph die Übersiedlung in die USA. Die Familie erwarb sich in Chicago einen kleinen Delikatessladen, dessen Einkünfte nur ein sehr klägliches Leben gestatteten.

Seinem Pflegevater Barnett Faroll verdankt der junge Jack (so nannte sich Hans Jakob nach seiner Emigration)  auch seine Highschool-Ausbildung an der renommierten New Trier Township Highschool im wohlhabenden Vorstadtviertel im Norden Chicagos. Nach dem Abitur ging Jack Steinberger dann an das Armour Institute of Technology, um Chemieingenieur zu werden. Nach zwei Jahren lief sein Stipendium 1941 aus und Jack musste sein Studium unterbrechen, um eine Arbeit aufzunehmen. Die Erfahrungen bei der Arbeitssuche in der harten Zeit der Wirtschaftskrise schildert Steinberger als „die bedrückendsten“, die er je machen musste, z.B. habe er für 18 Dollar die Woche chemische Geräte in einem Pharmazeutischen Labor gereinigt….Zum Glück erhielt er jedoch ein Stipendium der Universität Chicago und konnte dort 1942 sein Chemiestudium abschließen.

Im gleichen Jahr - die USA war inzwischen in den Weltkrieg eingetreten - meldete er sich zum Militärdienst und nahm dort an einem Kurzlehrgang über Elektronik und elektromagnetische Wellen in einem Laboratorium für Radarentwicklung teil. Dies war Jack Steinbergers erster Kontakt mit der Physik, die ihn von nun an nicht mehr loslassen sollte. Steinberger wurde an das Massachusetts Institute of Technology (MIT) Radiation Laboratory in Boston versetzt. Dort arbeitete er bis Kriegsende an der Entwicklung von Radarsystemen für die nächtlichen Bombenflüge der Alliierten mit und hatte daneben Gelegenheit zur Teilnahme an grundlegenden Physikkursen, die die Basis für seine Karriere als Physiker nach dem Krieg wurden. Dass Steinberger seine „Kriegsarbeit“ durchaus ambivalent reflektiert, lässt sich in verschiedenen Interviews erkennen: Einerseits ist er sich bewusst, dass er dadurch zur Physik, seiner späteren Berufung gefunden hat. Andererseits erklärt er, dass er aufgrund seiner Beteiligung an der Entwicklung des Radarsystems eine Mitverantwortung für den Tod vieler Zivilisten bei den nächtlichen Bombenangriffen trage, und betont, dass Bombenangriffe wie auf Dresden 1945 ein Unrecht waren.

Nach Kriegsende begann Steinberger an der University Chicago Physik zu studieren, bei so berühmten Professoren wie Enrico Fermi, W. Zachariasen und Edward Teller. Besonders Fermi schätzte er sehr, nicht nur aufgrund seiner Lehrveranstaltungen, die er als "wahre Kleinode an Einfachheit und Klarheit" bezeichnete, sondern weil er sich auch außerhalb des Lehrbetriebs um seine Studenten kümmerte. Bei Fermi schrieb Steinberger 1948 auch seine Doktorarbeit, nicht - wie ursprünglich gewünscht - zu einem theoretischen Thema, sondern über ein Experiment über die Zerfallsprodukte der in der kosmischen Strahlung enthaltenen Myonen, das ihm Fermi vorgeschlagen hatte, nachdem sich kein passendes theoretisches Thema finden ließ. In seiner Dissertation wies Jack Steinberger nach, dass die Myonen entgegen der damals herrschenden Meinung in drei Bestandteile auseinanderfielen: wahrscheinlich ein Elektron und zwei Neutrinos. Bereits mit seiner Doktorarbeit hatte er somit die Richtung der damals neuartigen experimentellen Neutrinoforschung eingeschlagen, die sein weiteres Leben als Wissenschaftler bestimmen sollte. Nach Abschluss der Dissertation wechselte Steinberger Ende 1948 für ein Jahr an das von Robert Oppenheimer geleitete „Institute for Advanced Study“ in Princeton und wurde ein Jahr später wissenschaftlicher Assistent an der University of California in Berkeley, wo ihn die experimentellen Möglichkeiten des gerade fertig gestellten weltweit modernsten Teilchenbeschleunigers faszinierten.

Allerdings brachte das Jahr auch eine unerfreuliche Entwicklung für den inzwischen bekannten Teilchenphysiker, der in den folgenden Jahren während der McCarthy-Ära wegen seines politischen Engagements und seiner linksgerichteten Ansichten ins Fadenkreuz der Rechten geriet, die den Kalten Krieg nutzten, um Verschwörungsängste vor angeblichen Kommunisten zu verbreiten und gegen Linksliberale und Sozialisten vorzugehen. Als er dort ein Jahr später aufgefordert wurde, eine Erklärung zu unterschreiben, niemals Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen zu sein, weigerte er sich, was mit ein Grund dafür war, dass er keine weitere Stellung in Berkeley mehr bekam. Die antikommunistische Hysterie der McCarthy-Ära hielt er für eine schlechte Wende der amerikanischen Politik und für einen Angriff auf die politische Freiheit in Amerika. Der junge Physiker war nicht gewillt, sich diesem politischen Druck zu beugen auch wenn er für seine wissenschaftliche Karriere Nachteile zu befürchten hatte. Auch während der Phase des Kalten Krieges ignorierte er das vorherrschende "Lagerdenken" und suchte als Kosmopolit den ständigen Dialog mit Wissenschaftlern in vielen Ländern der Erde und unternahm mehrfach Wissenschaftsreisen in die Sowjetunion und später nach China.

1950, noch im gleichen Jahr ging er zur Columbia-Universität nach New York, wo er 1954 Professor für Physik wurde. Während der folgenden Jahre unternahm er verschiedene Experimente mit der erst kurz zuvor entwickelten Blasenkammer, einem Nachweisgerät für Elementarteilchen.

1962 führte dann Jack Steinberger zusammen mit Leon M. Ledermann und Melvin Schwartz am ,Brookhaven National Labaratory' (USA) jenes berühmte Experiment mit dem Hochenergie-Neutrinostrahl durch, das ihnen 26 Jahre später den Nobelpreis für Physik einbringen sollte. Bei diesem Experiment wurde nachgewiesen, dass mindestens 2 Arten von Neutrinos existieren, das Elektronenneutrino und das Myonneutrino. Das Experiment führte aber nicht nur zur Entdeckung eines neuen Elementarteilchens, sondern wurde auch zum Ausgangspunkt einer neuen Theorie. Es wurde klar, dass die mehr als hundert bekanntgewordenen Elementarteilchen ganz offensichtlich Familien angehörten und in der Regel paarweise auftreten. Mit dem Neutrino-Experiment wurden damit grundlegende Erkenntnisse über die Grundbausteine der Materie und die Träger der Kräfte gewonnen.

1968 wurde Steinberger Mitarbeiter bei CERN, im Europäischen Laboratorium für Elementarteilchen in Genf, und leitete seitdem eine Reihe bedeutender Experimente auf dem Gebiet der Teilchenphysik. Er wurde zum „Spokesman“ des sogenannten ALEPH-Experiments, an dem über 400 Physiker von 30 Universitäten beteiligt sind. Der hierzu gebaute Beschleuniger, ein Mammuttunnel von 27 km Länge, ermöglichte seit seiner Fertigstellung im Sommer 1989 faszinierende Einblicke in die Welt der Elementarteilchen. 1986 ging Steinberger bei CERN offiziell in den Ruhestand, arbeitete aber dort weiter an verschiedenen Forschungsprojekten mit und nahm außerdem in Pisa eine Teilzeitprofessur für Physik an der Scuola Normale Superiore an.

1997 verlieh ihm die Fakultät für Physik und Astronomie der Würzburger Julius-Maximilians-Universität die Ehrendoktorwürde in Anerkennung seines Lebenswerks und seiner besonderen Verdienste als Lehrer im Dienste von Forschung und Ausbildung.

Jack Steinberger hat sich seine Neugier bis ins hohe Alter bewahrt. Als eine Art Berater im Hintergrund begleitete er die Forschungen in CERN bis in die 1990er-Jahre und verfolgt die neuen Erkenntnisse seiner Kollegen mit Interesse. Nachdem sich die Experimentalphysik zu einer immer komplexeren Apparatephysik entwickelt hat, wandte sich Jack mehr der Kosmologie und Astrophysik zu.

Jack Steinberger hat sich nicht nur als Physiker einen Namen gemacht. Über viele Jahre hinweg setzte er sich äußerst engagiert für die atomare Abrüstung ein. Immer wieder forderte er die amerikanischen Präsidenten von Ronald Reagan über George Bush und Bill Clinton bis hin zu George W. Bush auf, die Abrüstung der Atomwaffen in Angriff zu nehmen. Neben der Abrüstungsfrage widmete sich Jack Steinberger in den letzten Jahren zunehmend der Solarthermie, in der er die einzige Möglichkeit sieht, der drohenden Klimakatastrophe noch erfolgreich entgegenwirken zu können. 2009 trug er seine Vorschläge zum Klimaschutz bei einem Treffen von Nobelpreisträgern und Spitzenforschern in London vor. Sein Vortrag stieß international auf große Beachtung.

Privat gehörte der Musik, vor allem den Werken Johann Sebastian Bachs, Jack Steinbergers große Leidenschaft. Viele Jahre über spielte er Querflöte und musizierte zusammen mit Kollegen und Freunden in kammermusikalischer Besetzung. Bis ins hohe Alter liebte er es, Tennis zu spielen, auf Berge zu steigen, Rad zu fahren oder zu segeln.

Im Laufe seines Lebens hat Jack Steinberger – wie er selbst sagt – zwei Familien gegründet.  Die erste Familiengründung fand Ende 1942 statt, als er Joan Beauregard heiratete, die 1920 in De Pere als Tochter einer Einwandererfamilie französischer Herkunft geboren worden war…. Im November 1946 erblickte Joe Ludwig, der erste Sohn der Steinbergers, das Licht der Welt. Er lebt heute in  Rockland/Maine und ist als Strafverteidiger tätig und kümmert sich um die geschäftlichen Belange des Sushi-Restaurants, das er gemeinsam mit seiner Frau Suzuki führt. Der zweite Sohn der Steinbergers, Richard Ned Steinberger, wurde im November 1948 in Princeton geboren. Er wurde in den 1980er Jahren berühmt als Designer und Konstrukteur avantgardistischer E-Gitarren und E-Bässe und hat sich inzwischen mehr ungewöhnlich designten elektronischen Streichinstrumenten zugewandt. Für seine ausgefallenen Designideen erhielt Ned Steinberger zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen und Preise.

Nach der Scheidung von seiner ersten Frau Joan heiratete Jack Steinberger im November 1962 seine bisherige Studentin Cynthia Alff, die im New Yorker Stadtteil Queens aufgewachsen war. Ihre Mutter stammte aus einer Familie schwedischer Einwanderer und ihr Vater hatte deutsche Vorfahren. Cynthia Steinberger schloss ihr Physikstudium 1963 mit dem Doktorat am Brookhaven National Laboratory ab und wechselte im Sommer 1966 von der Physik zur Molekularbiologie. Aufgrund Jacks Wechsel zu CERN zog die Familie 1968 nach Genf, wo Cynthia an der dortigen Universität im Fachbereich Molekularbiologie einen Lehrauftrag erhielt und ihre Forschungen in den nächsten Jahren fortsetzen konnte. 1974 kam ihre Tochter Julia zur Welt und drei Jahre später wurde ihr Sohn John Paul geboren.

Julia Steinberger studierte Physik und promovierte in den USA, wandte sich dann aber politischen, sozialen und ökologischen Themenbereichen zu. Später forschte und lehrte sie als „Associate Professor" für Umweltökonomie und Industrieökologie an der Universität Leeds und lebte mit ihrer Familie in Manchester. Ihr Bruder John Steinberger schloss sein Master-Studium der Mathematik an der Waterloo University in Kanada erfolgreich ab und wechselte dann an die University of California in Davis, wo er seinen Doktorhut erwarb. Seit 2007 ist er als „Associate Professor“ für theoretische Informatik am Institut für Interdisziplinäre Informationswissenschaften der Tsinghua-Universität in Peking tätig.

Wie stark sich der Kosmopolit Jack Steinberger seinen kulturellen Wurzeln in Deutschland verbunden fühlte, ist ihm wohl mit zunehmendem Alter bei Besuchen in seiner früheren Heimat wieder bewusst geworden. Dass diese Wiederannäherung an die kulturellen Wurzeln möglich wurde, liegt sicher auch daran, dass Steinberger 1989 nach der Verleihung des Nobelpreises die Einladung seiner Heimatstadt angenommen hat und zu Besuch gekommen ist.

Unter all den Ehrungen, die der bescheidene Nobelpreisträger erfahren hat, hat ihn wohl die Einladung seiner Geburtsstadt Bad Kissingen in besonderer Weise bewegt. Sicher war es für ihn nicht einfach, in die Stadt zurückzukommen und dort mit Ehren empfangen zu werden, wo er mit seinen EItern und Geschwistern in solch menschenunwürdiger Weise vertrieben worden war. Dass er dennoch der Einladung folgte und mit seinem Besuch im Juni ein Zeichen der Versöhnung setzte, beweist menschliche Größe. Der prominente Sohn der Stadt, der in seiner zurückhaltenden, bescheidenen und menschlichen Art Persönlichkeit und Souveränität ausstrahlt, hinterließ bei allen, die ihn damals kennenlernten, einen tiefen Eindruck. Unvergessen bleibt der Empfang des berühmten Ehrengastes in der Aula unseres Gymnasiums. Mit seinem unkomplizierten und humorvollen Auftreten gewann er sofort die Herzen der Lehrer und Schüler.

Seitdem pflegten er und seine Frau Cynthia, aber auch seine Kinder, intensive Kontakte zu Bad Kissingen und haben alte Freunde und Bekannte Jacks wie beispielsweise Joske Ereli (Hans Josef Ehrlich) getroffen und neue Freunde über alle Altersgruppen hinweg kennengelernt. Für seine Kissinger Freunde war es ein großes Vergnügen, mit ihm und seiner Familie Ausflüge in die Umgebung zu machen und ihm die kulturellen und landschaftlichen Schönheiten seiner fränkischen Heimat zu zeigen oder ihn in gemütlicher Runde nach einem fränkischen Abendessen als unkomplizierten, liebenswürdigen, humorvollen Gast zu erleben. Ein wunderbarer Mensch, der sich bis ins hohe Alter seine Offenheit und Neugier bewahrte, engagiert über historische, politische und soziale Themen diskutierte und gerne kritische, überraschende Fragen stellte, wenn ihn oberflächliche Antworten nicht überzeugten.
Bei den häufigen Besuchen an seiner früheren Schule suchte Steinberger auch immer den Kontakt zur jungen Generation und hielt Vorlesungen für Schüler und Lehrer über interessante Aspekte aus der Wissenschaft, z.B. über seine Arbeit in CERN, über Supernovae, kosmische Hintergrundstrahlung, über die Zukunft der Energieversorgung, oder stellte sich den Fragen der Schüler als Zeitzeuge.

Im März 2006 verlieh die Stadt Bad Kissingen dem inzwischen 85jährigen Jack Steinberger das Ehrenbürgerrecht der Stadt Bad Kissingen.

Anlässlich seines 80. Geburtstags war bereits 2001 das Kissinger Gymnasium nach Jack Steinberger benannt worden, was eine Sondergenehmigung des Bayerischen Kultusministeriums erforderlich machte, weil bayerische Gymnasien grundsätzlich nicht nach lebenden Personen benannt werden dürfen. Mit Humor und der ihm eigenen Schlagfertigkeit kommentierte der Namenspatron diese Ehrung:

„Die große Ehre bringt mich gleich in große Verlegenheit. Ich fühle mich schuldig, dass der Name meiner damaligen kleinen Realschule jetzt so unmäßig lang geworden ist. Doch bin ich froh, dass, zufolge des Verständnisses des bayerischen Ministeriums, ich diese Namensgebung überleben darf.“

Am 12. Dezember 2020 starb Jack Steinberger friedlich im Kreis seiner Familie in Genf im Alter von 99 Jahren.

507_Hans Jakob Steinberger Klassenfoto 1928  (Foto Ursel Pfeiffer)
Klassenfoto Volksschule 1928
507_Hans Jakob Steinberger mit seinem älteren Bruder Herbert
mit dem älteren Bruder Herbert  

507_Jack Steinberger als junger Soldat
 als junger Soldat in der US-Army

507_Jack Steinberger -Nobelpreisverleihung
Nobelpreisverleihung in Stockholm

                                                                                                                                                                               

               

507_Jack-Steinberger-in-der-Aula-des-Jack-Steinberger-Gymnasiums
in der Aula des Jack-Steinberger-Gymnasiums beim Autogrammschreiben

                                                                                     


Quellenangaben


Rudolf Walter in: Beck/Walter, Jüdisches Leben in Bad Kissingen, S. 188-192  
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 815ff
Rudolf Walter, Jack Steinberger - vom Kantorensohn zum Nobelpreisträger
Wikipediaartikelexterner Link
Homepage nobelprize.orgexterner Link
Interview mit SZ-Magazin 11/2013externer Link
CERN Courier, Paola Catapano, CERN, Neutrino pioneer - an interview with CERN's Jack Steinberger, 08.07.2016externer Link
Gerhard Jochem, Prof. Jack Steinberger Nobelpreisträger für Physik 1988, Rijo Research Website, 2010externer Link 
Interview mit Professor Jack Steinberger im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage 2002externer Link
Charles D. Ferguson: A Conversation with Nobel Laureate Dr. Jack Steinbergerexterner Link
Ican (International Campain to abolish nuclear weapons)externer Link
Steinberger Eighties Guitarsexterner Link
Wikipedia Steinberger-Gitarrenexterner Link

Die stillen Stars - Jack Steinberger, ZdF-Sendung mit Frank Elstner

Auswahl von Videos über Jack Steinberger im Netz:

Bildnachweise


Klassenfoto © Ursel Pfeiffer
"Autogrammstunde" in der Aula © Jack-Steinberger-Gymnasium
alle anderen Fotos © Jack Steinberger
Video "Die stillen Stars" © ZdF-Sendung mit Frank Elstner



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