Für Julie Gordon war Bad Kissingen nur eine kurze Episode ihres Lebens. Sie kam am 21. Juni 1917 als Tochter des Kaufmanns Ludwig Gordon und seiner Frau Frieda geb. Neustadt in Frankfurt am Main zur Welt. Ihre Eltern hatten im Mai 1916 im niederschlesischen Glogau geheiratet und ihre in Berlin geborene Mutter war nach der Heirat nach Frankfurt gezogen. Julies Vater betrieb dort bis 1929 ein Gewerbe als Börsenmakler und als Vermittler von Edelmetallanlagen. Von 1934 bis zu seinem Tod im Jahr 1935 hatte er ein Gewerbe als „Inseratenvermittlung zu verschiedenen Zeitungen“ angemeldet.
 

Julie Gordon zog als Siebzehnjährige Anfang Juni 1935 für eine Kursaison nach Bad Kissingen und war bis Mitte September als Praktikantin im Hotel Seelig angestellt. Wenige Tage nach ihrer Rückkehr nach Frankfurt starb ihr Vater. Ihre Mutter wurde Opfer der Shoa. Sie wird in den Gedenkbüchern Bad Koblenz und Yad Vashem - allerdings mit falsch geschriebenem Familiennamen "Gordan" bzw. "Gardon" aufgeführt. Deportationsort und genaue Umstände sind nicht bekannt.

Julie Gordon gelang dagegen die Flucht in die Vereinigten Staaten. Im Januar 1939 ging sie in Hamburg an Bord der "Hansa" und erreichte wenige Tage später New York. 1946 lebte sie - inzwischen als eingebürgerte US-Bürgerin - in San Francisco. Als Berufsbezeichnung ist Zahnarzthelferin angegeben. In Kalifornien lernte sie den 1903 in New York geborenen Max Pearlman kennen, der spätestens seit 1935 in Los Angeles wohnte. Dort heirateten sie im Juni 1948 und lebten hier bis zu ihrem Lebensende. Julie Pearlman starb im Oktober 1974 mit 57 Jahren, ihr Mann starb ein Jahr später.