Personendaten


Würzburger Irene

Nachname
Würzburger
Geburtsname
Würzburger
Vorname
Irene
Geburtsdatum
10.03.1913
Geburtsort
Gießen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Josef Würzburger und Martha geb. Simons
Geschwister: Senta Sara verh. Weinsberg, Irmgard verh. Christ, Sigrid Rudolfa verh. Weil
 

Adresse

Salinenstraße 34 (Israelitische Kinderheilstätte)

Beruf/Ämter
Kindergärtnerin
Emigration/Deportation

Januar 1942 deportiert von Leipzig nach Riga
Oktober 1944 deportiert ins KZ Stutthof

Sterbeort/Sterbedatum
KZ Stutthof - genaues Sterbedatum unbekannt

Biografie


Irene Würzburger hielt sich in den Sommermonaten 1937 und 1938 in Bad Kissingen auf und war in dieser Zeit als Kindergärtnerin in der Israelitischen Kinderheilstätte angestellt.

Sie kam im März 1913 in Gießen zur Welt. Ihre Eltern waren der in Wiesbaden geborene Kaufmann Josef Würzburger und dessen aus Hannover stammende Ehefrau Martha geb. Simons. Irene hatte zwei ältere Geschwister, Senta (1906 - 1995) und Irmgard (*1910), und im Dezember 1917 wurde die jüngste Schwester Sigrid (Rudolfa) geboren.

Ihr Vater betrieb in Gießen zwischen 1923 und 1938 ein Handelsgeschäft für Papier, Kurzwaren und Reinigungsartikel. Die Würzburgers gehörten der orthodoxen israelitischen Religionsgemeinschaft an.

Irene besuchte in Gießen die Erweiterte Mädchenschule und wechselte dann auf das Lyzeum, wie ihre Schwester Irmgard. Im Schuljahr 1926/27 wurde sie nicht versetzt. Vermutlich hat sie das Lyzeum verlassen, da sie in den Schülerakten nicht mehr aufgeführt wird (Informationen Christel Buseck, Koordinierungsgruppe Stolpersteine Gießen).

Sie lebte wohl bis 1937 in Gießen, ging dann kurzzeitig nach Bad Dürkheim und zog Im Mai 1937 erstmals nach Bad Kissingen und arbeitete bis zum Oktober in der Israelitischen Kinderheilstätte in der Salinenstraße. Auch im nächsten Jahr, als die Kinderheilstätte letztmalig eine Konzession bekommen hatte, war sie hier wieder angestellt. Im September 1938 hat sie Bad Kissingen dann endgültig verlassen und kehrte in ihre Heimatstadt zurück.

Laut Minderheitenzählung von 1939 lebte sie mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Sigrid in Gießen. Laut Wiedergutmachungsakte ihrer Schwester Irmgard von 1952 befand sich Sigrid Würzburger jedoch bereits 1937 in einem Konzentrationslager. Ihre älteste Schwester Senta war bereits im Juli 1937 in die USA emigriert und überlebte so die NS-Zeit. Irmgard war in die Niederlande geflohen und lebte zu Beginn der 1940er-Jahre mit ihrem Ehemann Heini Christ in Amsterdam. Im Mai 1943 wurde sie ins Durchgangslager Westerbork verschleppt, im Juli 1943 aber wieder freigelassen, da sie mit einem nichtjüdischen Mann verheiratet war und so den Status der "privilegierten Mischehe" besaß. Nach dem Krieg stellte sie einen Wiedergutmachung- und Entschädigungsantrag für die während der NS-Zeit geraubten bzw. in der Pogromnacht zerstörten  Besitztümer ihrer Familie in Gießen. Irmgard Christ wohnte nach Angaben des Gießener Heimatforschers 1987 in Hamburg.

Irene Würzburger siedelte im April 1939 nach Leipzig über und übernahm dort die Leitung eines jüdischen Kinderheims. Sie wurde im Januar 1942 aus Leipzig ins Ghetto Riga deportiert und von dort im Oktober 1944 ins KZ Stutthof, wo sie ermordet wurde. Auch ihre jüngere Schwester Sigrid und ihre Mutter Martha wurden Opfer der Shoa: Sigrid wurde zusammen mit ihrem Mann Nestor Weil und ihrem erst wenige Monate alten Baby Uri im September 1942 von Frankfurt nach Raasiku, Harjumaa in Estland verschleppt und in den nahe gelegenen Dünen ermordet. Ihre Mutter Martha musste nach der Pogromnacht 1938 ihre Wohnung in der Bleichstraße verlassen und wohnte in einem kleinen Zimmer in einem sog. "Judenhaus". Im Juni 1940 musste sie Gießen verlassen und zog nach Frankfurt, wo ihre jüngste Tochter Sigrid lebte und wurde im März 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ihr Mann Josef, der an einem schweren Herzleiden litt, verbrachte seinen letzten Lebensabschnitt (seit November 1938) in einem jüdischen Alters- und Pflegeheim in Darmstadt in der Eschollbrücker Straße. Er starb im November 1942, wenige Monate, bevor die letzten Bewohner des Heimes nach Theresienstadt deportiert wurden 


Quellenangaben


Personalliste der israelitischen Kinderheilstätte, Jahrgang 1937/1938, Stadtarchiv Bad Kissingen

Hanno Müller;
Datenbank Myheritage, Eintrag Irena(Agate Grete) Würzburgerexterner Link
Datenbank Myheritage, Irene Agate Grete Würzburger In Deutschland, jüdische Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, 1933-1945externer Link
Datenbank Myheritage, Irmgard Würzburger In Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945externer Link
Datenbank Myheritage, Sigrid Würzburger In Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939externer Link
Datenbank Myheritage, Josef (Joseph) Würzburger in Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939externer Link
Datenbank Myheritage, Irmgard Würzburgerexterner Link
Datenbank Myheritage; Eintrag Senta Weinberg (geb. Würzburger)externer Link
Datenbank Ancestry, Ohio, USA, Bewerbung um Einbürgerung und Aufzeichnungsbücher, 1888-1946 für Senta Weinbergexterner Link
Datenbank Myheritage, Alexander Weinberg & Senta Wurzburger In New York City Heiratsregister, 1866-1937externer Link
Datenbank Ancestry, Sigrid Rudolfa Würzburgerexterner Link
Datenbank Ancestry, Europa, Registrierung von Ausländern und deutschen Verfolgten, 1939-1947 für Siegrid Rudolfa Würzburgerexterner Link in der Sammlung Europa, Registrierung von Ausländern und deutschen Verfolgten, 1939-1947externer Link
Arolsen Archives, Sterbeurkunde Joseph Würzburgerexterner LinkArolsen Archives, Liste G Amtsgericht Darmstadt, Nachlass Joseph Würzburger, Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 006 JÜD 8 ZMexterner Link
Yad Vashem Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer IRENE AGATE GRETE WÜRZBURGERexterner Link
Yad Vashem Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, Martha Würzburgerexterner Link
Yad Vashem Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer SIGRID WEILexterner Link
Yad Vashem Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, NESTOR HESTER RISTOR WEILexterner Link
Yad Vashem Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, Uri Weilexterner Link
Hanno Müller, Juden in Gießen, Juden in Gießen 1788 - 1942, 2012, S. 721
Christel Buseck, Mail vom 7. Februar 2024. Informationen zur Schulausbildung sowie Hinweis auf in Angaben in Hanno Müllers Buch "Juden in Gießen"



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