Personendaten


Liebschütz Lucie

Nachname
Liebschütz
Geburtsname
Loeb
Vorname
Lucie
Geburtsdatum
16.02.1896
Geburtsort
Worms
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Michael Loeb und Berta geb. Reichenbach
Geschwister: Melita verh. Schlesinger, Erna Klara verh. Schwieder
Ehemann: Leo Liebschütz

Adresse

Salinenstraße 34

Beruf/Ämter
Kindergärtnerin, Säuglingsschwester, Operationsschwester
Emigration/Deportation

vor Kriegsbeginn Flucht nach England
nach dem Krieg Auswanderung nach Israel

Sterbeort/Sterbedatum
Israel - 1974

Biografie


Lucie Liebschütz geb. Loeb war mehrere Jahre lang als Kindergärtnerin in der Israelitischen Kinderheilstätte in der Salinenstraße tätig und wohnte in dieser Zeit während der Sommermonate in Bad Kissingen.

Sie kam im Februar 1896 als älteste Tochter von Michael Loeb und dessen Ehefrau Berta geb. Reichenbach in Worms zur Welt. Michael Loeb führte dort in der Spiegelgasse eine Weinhandlung. Die beiden jüngeren Töchter Melita und Erna Klara wurden 1897 und 1899 geboren.

Lucie Loeb machte eine Ausbildung zur Säuglingsschwester und Kindergärtnerin und kam erstmals im Mai 1919 nach Bad Kissingen. Während der Kursaison (meist zwischen Mai und Oktober) arbeitete sie in den Jahren 1919, 1920, 1924 und 1925 in der Israelitischen Kinderheilstätte als Kindergärtnerin, und ab 1922 war auch ihre jüngere Schwester Erna hier für mehrere Jahre als Kinderschwester angestellt.

1922 traf die Familie ein harter Schicksalsschlag: Vater Michael Loeb war seit November 1922 spurlos verschwunden. Der Vermisste wurde später für tot erklärt, seine Weinhandlung geriet daraufhin in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde 1927 aufgelöst.

Lucie verließ nach Ende ihrer vierten Kursaison im Oktober 1925 die Badestadt und führte in Worms in der Kämmererstraße 42 einen privaten Kindergarten. Sie war beruflich sehr ambitioniert und absolvierte eine Ausbildung zur Operationsschwester. Daraufhin ging sie in den 1930er Jahren nach Breslau und arbeitete in einer Kinderklinik. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelang ihr die Flucht nach England, und als viele deutsche, auch deutsch-jüdische Emigranten nach Kriegsausbruch als "feindliche Ausländer" inhaftiert wurden, erreichte sie aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation eine Freistellung und konnte ab November 1939 als Krankenschwester in einer Säuglingsklinik in Manchester arbeiten. 

Nach dem Krieg wanderte sie dann nach Israel aus, wohin auch ihre Schwester Melita mit ihrer Familie und ihre Mutter Bertha emigriert waren. Sie heiratete dort Leo Liebschütz, der vor seiner Emigration letzter verantwortlicher Redakteur der "Mainzer Volkstimme"/"Mainzer Volkszeitung " gewesen war, die sich vehement gegen den aufkommenden Nationalsozialismus positioniert hatte und deshalb schon wenige Wochen nach der "Machtergreifung" verboten wurde.  Lucie starb 1974 in Israel mit 78 Jahren.

Lucies Schwester Melita war promovierte Hautärztin und hatte eine Praxis in Worms, ihr Mann Dr. Justus Schlesinger war Facharzt für Kinderheilkunde. Sie emigrierten mit ihrem Sohn Michael bereits im Oktober 1933 nach Palästina, und auch Bertha Loeb entschloss sich,  zu ihrer Tochter nach Israel auszuwandern.

Lucies jüngste Schwester Erna war ebenfalls Säuglingsschwester und war auch mehrere Jahre in der Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen tätig. Sie überlebte die NS-Zeit in Schlesien, weil sie mit einem nichtjüdischen Mann verheiratet war, und lebte nach dem Krieg in der DDR.


Quellenangaben




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