Personendaten
Aron (Arnold) Wittekind
Biografie
Aron (Arnold) Wittekind stammte aus einer alteingesessenen, weit verzweigten Kissinger Familie, deren Wurzeln bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreichen. Sein Großvater Aron Simon Wittekind wohnte im Judenhof und hatte im Jahre 1806 als "Schutzjude" der Freiherrn von Erthal das Recht erhalten, in Kissingen zu leben und einen Beruf auszuüben. Er verdiente seinen Lebensunterhalt im "Seiden-, Woll- und Baumwollhandel" (vgl. Kissinger Adressbuch 1838, S. 37). Aron kam am 30. Januar 1856 als zweites Kind von Salomon Wittekind und dessen Ehefrau Nanny geb. Meininger in Bad Kissingen zur Welt und hatte noch fünf weitere Geschwister: Simon (1854 - 1922), Benedikt (1857 - 1928), Bertha (*1859 - bereits wenige Monate nach ihrer Geburt verstorben) Regina (1862 - 1914) und Therese (1864 - 1940).
Arons Vater, der 1853 die aus Burgkunstadt stammende Nanny Meininger geheiratet hatte, war laut Kissinger Adressbuch von 1865 Kaufmann am Marktplatz. Er starb im März 1892 im Alter von 78 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie in der Zwingergasse 5.
Kurz nach dem Tod seines Vaters zog Aron, der eine Ausbildung zum Metzger absolviert hatte, nach Königsberg/Ostpreußen und heiratete dort im August 1893 Sara Schepselowea Sembrowski, die laut Heiratseintrag in "Jesne in Russland" stammte. 1894 kam ihr Sohn Salomon zur Welt und in den folgenden Jahren wurden ihre drei Töchter Mina Dora (* 1895), Rosa (*1897) und Nanny (*1901) geboren.
Über Aron Wittekinds Leben und das seiner Familie ist nur wenig bekannt. Beruflich war er weiterhin als Metzger tätig. Kurz nach Beginn der NS-Diktatur starb er im Oktober 1933 in Königsberg im Alter von 77 Jahren. Seine Frau Sara verstarb im Januar 1935.
Arons Tochter Rosa heiratete Arthur Wittekind, einen entfernten Verwandten aus Bad Kissingen. Ihre Großväter väterlicherseits waren Geschwister. Zusammen mit Sohn Edgar und Ehemann Arthur gelang Rosa 1942 über Spanien die Flucht nach Nordamerika. Die Familie ließ sich in Toronto/Kanada nieder. Rosa, die sich nach ihrer Emigration Rosi nannte, erreichte ein hohes Alter, sie starb wenige Monate vor ihrem 100. Geburtstag im September 1997 in Toronto. Auch Arons älteste Tochter Dora verh. Sonder hat offensichtlich die NS-Zeit überlebt, über ihren genauen Verbleib ist jedoch bisher nichts bekannt. 1939 lebte sie in Leipzig und war dort als Mitglied der jüdischen Gemeinde registriert
Arons Sohn Salomon und seine jüngste Tochter Nanny wurden Opfer der NS-Gewaltherrschaft. Ihnen gelang zwar noch die Flucht nach Frankreich, wo sie jedoch in Luchon in den Pyrenäen unweit der spanischen Grenze gefasst wurden und im September 1942 über das Sammellager Drancy nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.
Auch Arons jüngere Schwester Therese wurde Opfer der Shoa. Aufgrund ihrer Behinderung wurde sie im September 1940 im Rahmen des "NS-Euthanasieprogramms" in der Tötungsanstalt Hartheim (Österreich) ermordet.
Quellenangaben
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Datenbank Ancestry Stammbaum Aron Arnold Wittekind von Chad Wittekind
Datenbank Ancestry, Aron Wittekind in der Sammlung Östliche preußische Provinzen, Polen, Personenstandsregister 1874-1945, Sterbeeintrag
Datenbank Ancestry, Rosi Wittekind in der Sammlung Kanada, Find A Grave-Index, 1600-heute
Datenbank Arolsen Archives, Eintrag der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig Dora Sonder
Datenbank Myheritage, Nanny (Fanny) Wittekind In Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Datenbank Mappingthelives , Nanny Wittekind
Datenbank Mappingthelives, Salomon Wittekind
Zentrale Datenbank Yad Vashem Zentrale Datenbank Vashem, Gedenkblatt für Salomon Wittekind
Zentrale Datenbank Yad Vashem, Gedenkblatt für Nanny Wittekind
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