Personendaten


Kahn Rosa

Nachname
Kahn
Geburtsname
Kahn
Vorname
Rosa
Geburtsdatum
30.09.1898
Geburtsort
Hadamar
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Heinrich Kahn und Louise (Elise) geb. Schönfrank
Geschwister: Max, Henriette - sowie Salomon, Albert, Klara verh. Heer (Halbgeschwister aus den beiden ersten Ehen ihres Vaters)

Adresse

Promenadestraße (bei Max Löwenthal)/ Am Marktplatz (bei Kissinger)

Beruf/Ämter
Dienstmädchen
Emigration/Deportation

November 1941 deportiert ab Frankfurt/Main ins Ghetto Minsk

Sterbeort/Sterbedatum
Ghetto Minsk - genaues Todesdatum unbekannt

Biografie


Rosa Kahn, die zeitlebens ledig blieb, wohnte zweimal für kurze Zeit in Bad Kissingen und war als Dienstmädchen in privaten jüdischen Haushalten tätig.

Sie kam im September 1898 als Tochter von Heinrich Kahn und dessen dritter Ehefrau Louise (Elise geb. Schönfrank) in Hadamar, einer kleinen Stadt im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg, zur Welt. Die Familie Kahn lebte dort seit über drei Generationen und betrieb einen Viehhandel und eine kleine Landwirtschaft (vgl. Martina Hartmann-Menz: Franziska, Otto und Bertha Schönberg,  Neumarkt Nummer 8 in Hadamarexterner Link). Rosas Mutter stammte aus dem mittelfränkischen Schornweisach im Landkreis Neustadt a.d. Aisch.

Rosa wuchs mit zwei älteren Geschwistern Max (1891-1939) und Henriette (1894 - 1941) auf und hatte noch drei Halbgeschwister aus den beiden ersten Ehen ihres Vaters, Salomon (1882 - 1918), Albert, (1887 - 1959)  und Klara (*1888).

Einzelheiten aus ihrer Kindheit schildert der Hadamarer Lokalforscher Peter Paul Schweitzer (vgl. Abschnitt B-258)externer Link:

„Sie war... das jüngste von fünf Kindern, als schwächliches Kind ein Jahr später zur Schule geschickt worden, aber dann in der Volks- und der Oberen Hadamarer Töchterschule eine tüchtige und erfolgreiche Schülerin. Am 1.4.1913 mit recht gutem Zeugnis aus der Schule entlassen, hatte sie in ihrer Schulzeit nichts Schlimmeres angestellt, als einmal mit 13 Jahren an Fastnacht neugierig am Tanzboden zugeschaut zu haben, was natürlich von den frommen Schulschwestern als ernstes Vergehen bestraft worden war. Doch nach der Schulentlassung begann der Krieg, und die älteren Brüder waren bei den Soldaten und einer [Salomon (Sally)] fiel noch ganz zum Schluss. Da war sie 20, und die Notzeit drückte schwer auf der armen Familie und Rosa packte zu und konnte an sich selbst zuletzt denken und so lernte sie keinen Beruf".

1920 starb ihr Vater und seine Frau Elise und Rosas Bruder Max führten den Viehhandel weiter. Auch Henriette und Rosa lebten zunächst weiterhin in Hadamar im Elternhaus Neumarkt 8.

Rosa hielt sich zwischendurch auch in anderen Städten auf und verdiente sich als Dienstmädchen ein geringes Einkommen. Im April 1929 zog sie erstmals nach Bad Kissingen und war für zwei Monate bei Familie Max Löwenthal in der Promenadestraße als „Stütze" tätig. Sie lebte wohl auch häufig längere Zeit im unterfränkischen Mittelsinn bei ihrer Schwester Henriette verh. Strauß und arbeitete dort im Gemischtwarengeschäft ihres Schwagers mit. Im Frühjahr 1937 hielt sich Rosa - aus Stuttgart kommend - noch ein zweites Mal in Bad Kissingen auf und war am Marktplatz bei Familie Kissinger als Dienstmädchen tätig. Ende Juni meldete sie sich wieder nach Mittelsinn ab.

Seit 1934 wohnte Rosa zeitweise auch in Frankfurt/Main, zuletzt unter der Adresse Baumweg 41, vermutlich in einem „Ghettohaus".  Im November 1941 wurde sie von dort mit mindestens 1045 Menschen jüdischer Herkunft ins Ghetto Minsk deportiert und kam gewaltsam ums Leben (vgl. Einzelheiten in: Peter Paul Schweitzer B-259, B-260externer Link). Auch Rosas Schwester Henriette und deren Tochter Rosa wurden mit demselben Transport nach Minsk deportiert und ermordet.

Rosas Mutter Louise (Elise), die spätestens ab Anfang 1940 in einem jüdischen Altersheim in Frankfurt und zuletzt in einem Ghettohaus lebte, wurde im August 1942 von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert und kam dort im Januar 1943 gewaltsam zu Tode.

Rosas Bruder Max war während des Novemberpogroms 1938 in Hadamar inhaftiert und ins KZ Buchenwald gebracht worden und wurde erst im Februar 1939 wieder entlassen, nachdem er dort misshandelt und gefoltert worden war. Er war danach ein gebrochener Mann und nahm sich im Mai 1939 das Leben.

Ihr Halbbruder Albert, der in Auerbach an der hessischen Bergstraße einen respektablen Autoverleih externer Linkaufgebaut hatte, überlebte die NS-Zeit. Er emigrierte bereits 1933 mit seiner Familie nach Palästina und kehrte nach dem Krieg in seinen früheren Wohnort Auerbach an der Bergstraße zurück, wo er im Oktober 1959 gestorben ist.

Das Schicksal ihrer Halbschwester Klara ist dagegen ungeklärt. Sie heiratete 1918 in Berlin den aus Riedern in der Schweiz stammenden Heinrich Beer, der der evangelischen Konfession angehörte.

Wer noch nähere Einzelheiten zur Familiengeschichte - auch über das Schicksal der überlebenden Familienmitglieder - erfahren möchte, dem sind die bereits erwähnten fundierten lokalhistorischen Recherchen zu empfehlen (siehe unten Quellen).


Quellenangaben


Wesentliche Informationen verdankt die Biografie den beiden folgenden Darstellungen:

Martina Hartmann-Menz: Franziska, Otto und Bertha Schönberg aus Hadamar, Neumarkt Nummer 8 in Hadamar. Ein Haus und seine Bewohner externer Link
Peter Paul Schweitzer, Juden im nassauischen Hadamar. Aufstieg und Untergang. CD-Rom. Hrsg.: Magistrat der Stadt Hadamar 2006.externer Link
Facebook Stolpersteine Hadamar, Video mit Vortrag der Biografienexterner Link

Meldeakten der Stadt Bad Kissingen
Jüdische Gemeindearchive/Gemeinden in Unterfranken/Gemeinde  Bad Kissingen/ Mitteilungen über den Zuzug von Juden nach Bad Kissingen durch die Meldestellen für Binnen- und Auswanderung der jüdischen Landesverbände. Signatur CAHJP, Gemeinde Bad Kissingen D-Ba1-153 Erscheinungsort Gemeinde Bad Kissingen Erscheinungsjahr 1936-1939externer Link
Datenbank Myheritage, Rosa Kahn In Deutschland, Hessisches Geburtsregister, 1874-1911externer Link
Datenbank Myheritage, Rosa Kahn In Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945externer Link
Datenbank Myheritage, Rosa Kahn In Deutschland, jüdische Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, 1933-1945externer Link
Datenbank Myheritage, Louise Elise Kahn (geb. Schoenfrank) In MyHeritage Stammbäumeexterner Link
Datenbank Genicom, Rosa Kahnexterner Link
Datenbank Ancestry, Stammbaum Jewish Saar, Rosa Kahnexterner Link
Datenbank Ancestry, Stammbaum Jewish Saar, Heinrich Kahnexterner Link
Datenbank Ancestry, Stammbaum Jewish Saar, Louise, Elise Schoenfrankexterner Link
Datenbank Myheritage, Elisa Elise Eliese Kahn (geb. Schönfrank) In Deutschland, jüdische Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, 1933-1945externer Link
Datenbank Myheritage, Heinrich Kahn & Louise Schönfrank In Deutschland, Hessisches Personenstandsregister, 1849-1931externer Link
Datenbank Myheritage, Judas Heinrich KAHN In Filae-Stammbäumeexterner Link
Datenbank Myheritage, Max Kahn In Deutschland, Hessisches Geburtsregister, 1874-1911
Datenbank Myheritage, Henriette Kahn In Deutschland, Hessisches Geburtsregister, 1874-1911
Datenbank Myheritage, Max (Moses) Kahn In Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939externer Link

Datenbank Myheritage, Max Israel Kahn In Deutschland, Hessisches Sterberegister, 1850-1958externer Link
Arolsen Archives, "Schutzhaft" Max Kahnexterner Link
Datenbank Myheritage, Max Moses Kahn In Geni Welt-Stammbaumexterner Link
Datenbank Ancestry, Kahn Family Tree, Albert Kahnexterner Link
Datenbank Ancestry, Heinrich Heer in der Sammlung Berlin, Deutschland, Heiratsregister, 1874-1936 [Heirat mit Klara Kahn]externer Link



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