Personendaten


Seelig Rosa

Nachname
Seelig
Vorname
Rosa
Geburtsdatum
22.12.1880
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Isaak und Klara Seelig geb. Friedmann    
Geschwister: Jakob, Alfred, Hedwig, Regina verh. Tachauer

Adresse

Von-der-Tann-Straße 8 (heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Hotelier
Emigration/Deportation

deportiert nach Polen

Sterbeort/Sterbedatum
genaue Todesumstände nicht bekannt

Biografie


Rosa Seelig wurde am 22. Dezember 1880 als Tochter von Isaak und Klara Seelig geb. Friedmann in Bad Kissingen geboren. Ihr Vater  war fast 50 Jahre lang Schochet in Bad Kissingen und vermittelte seinen Kindern eine tiefe religiöse Bindung. Ihr älterer Bruder Jakob war im Ersten Weltkrieg gefallen und ihr jüngerer Bruder Alfred wurde Lehrer, Kantor und Schochet im hessischen Friedberg.

Rosa und ihre Schwester Hedwig Seelig erwarben im Oktober 1919 die "Villa Stöhr", eine Pension mit 15 Zimmern in der Von-der-Tann-Straße 8. Sie führten das Haus als "Hotel und Villa Seelig", das eine traditionell koschere Küche anbot und großes Ansehen in der Stadt genoss. Das Hotel war auf jüdische Gäste ausgerichtet, vor allem auf solche, die streng rituelle Kost wünschten; deshalb wurde das Haus auch von aus dem Osten stammenden Juden  bevorzugt.

Da der Weg zur Synagoge insbesondere für ältere Kurgäste ziemlich weit war, gab es an Schabbat und den Pessach-Festtagen Privatgottesdienstexterner Link im Hotel, was innerhalb der jüdischen Gemeinde nicht unumstritten war. Gegen ein entsprechendes Verbot der Kultusgemeindeexterner Link setzten sie sich 1928 erfolgreich zur Wehr.

protest seelig

In den 1930er Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der jüdischen Hotels und Pensionen zusehends. Aufgrund des zunehmenden Antisemitismus ging die Zahl der jüdischen Kurgäste stark zurück. Auch das Hotel Seelig verzeichnete schon Ende der 1920er Jahre finanzielle Einbußen. Die Geschwister Seelig unterstützten deshalb das Engagement des 1931 entstandenen „Vereins zur Hebung des jüdischen Fremdenverkehrs in Bad Kissingen“. Dieser versuchte durch Aufklärung, Werbeanzeigen in der überregionalen Presse mögliche Bedenken jüdischer Kurgäste zu zerstreuen und den Negativtrend aufzuhalten (siehe Schreiben an die „Jüdische Rundschau“, 29.4.1934externer Link). Doch es folgten weitere Restriktionen gegen jüdische Hotels. So mussten 1937 an der Hotelfassade und im Innern des Hotels Schilder angebracht werden mit der Aufschrift: "Aufenthalt und Verpflegung nur für jüdische Gäste".

Als eines der wenigen jüdischen Hotels behielt das Hotel Seelig noch im März 1938 seine Konzession. Doch bereits in der Pogromnacht 1938 wurde es besonders schwer verwüstet. Der durch den ungeheuren Vandalismus entstandene Schaden belief sich auf 20 000 Reichsmark. Nachdem die Geschwister Seelig in Bad Kissingen keine Existenzmöglichkeit mehr besaßen, zogen sie im Februar 1939 nach Frankfurt am Main. Sie wohnten dort im jüdischen Altersheim Niedenau 25 im Westend, einem NS-Sammellager. Bekannten aus Bad Kissingen hatten sie mitgeteilt, dass man ihnen dort die Leitung des Heims übertragen habe (Rechtsanwalt Karl Endres, Bad Kissingen; StAWü  Seelig, Nachlassakten Amtsgericht Bad Kissingen, VI 113/50). Von dort wurden sie vermutlich 1942 nach Polen deportiert und ermordet. Genauere Angaben zum Zeitpunkt und Zielort der Deportation sind bisher nicht möglich, da die Deportationslisten für Frankfurt nur lückenhaft vorhanden sind und auch die Hausstandslisten der jüdischen Altersheime in Frankfurt vielfach nicht vorliegen.

Ihrem Bruder Alfred gelang dagegen im März 1939 mit seiner Familie die Flucht in die Vereinigten Staaten. Auch ihre Schwester Regina verh. Tachauer und ihre Familie überlebten, ihr gelang 1937 die Flucht nach London.

Seelig-3

Hotel-Seelig
Hotel Seelig, Von-der-Tann-Straße 8

 


Quellenangaben


Bildnachweise


© Kissinger Adressbuch, Stadtarchiv Bad Kissingen



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