Personendaten
Kronthal Ferdinand
Eltern: Lion Kronthal und Esther geb. Hanauer
Bruder: Sally
Ehefrau: Kläre Kronthal geb. Reinstein
Kinder: Werner, Elisabeth verh. Plaut
April 1942 deportiert von Würzburg nach Krasniczyn
Biografie
Ferdinand Kronthal wurde am 11. November 1893 in Obbach bei Schweinfurt geboren. Er war der Sohn des Handelsmanns Lion Kronthal und seiner Frau Esther, geb. Hanauer, die aus Wiesenfeld stammte. Die Familie hatte landwirtschaftlichen Besitz und Ferdinands Vater Lion war Sattler und verkaufte auch Schnittwaren. Er war im Ort als Schächter bekannt. Im Jahre 1905 kam Ferdinands Bruder Sally zur Welt.
Ferdinand Kronthal wuchs in Obbach auf und besuchte dort die Volksschule. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung zum Kaufmann in Tauberbischofsheim. Danach arbeitete er in verschiedenen Orten. Im Frühjahr 1915 wurde er zum Militär eingezogen, später zum Unteroffizier befördert und war bis Juli 1918 im Feld. Er lag mit einer Gadvergiftung im Lazarett in Schweinfurt, hatte vorübergehend die Sprache verloren und wurde im Herbst 1919 als gesund entlassen. Er besaß das EK II Frontkämpferkreuz und das Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern. Noch im Jahre 1935 erhielt er das Ehrenkreuz für Frontkämpfer.
Ferdinands Mutter Esther starb im Oktober 1926. Ferdinand heiratete im gleichen Jahr Kläre Reinstein und zog nach Garitz (heute ein Stadtteil von Bad Kissingen), wo ihre beiden Kinder Werner (*1928) und Elisabeth (*1929) geboren wurden. Ab dem Jahr 1933 lebte Ferdinand Kronthal von seiner Frau getrennt und wohnte in Obbach bei Verwandten. Bis Herbst 1938 war er in der Landwirtschaft seines Vaters tätig. Sein Vater Lion erlitt im November 1938 einen Schlaganfall und starb im Januar 1939 an dessen Folgen im Israelitischen Krankenhaus in Würzburg.
Nach der Pogromnacht wurde Ferdinand Kronthal festgenommen und war seit dem 16. November 1938 in Dachau inhaftiert. Nachdem er nachweisen konnte, dass er Frontkämpfer mit Auszeichnung war [diese Auszeichnung hatte er übrigens noch 1935 - zwei Jahre nach Beginn der NS-Herrschaft erhalten], wurde er am 28. Dezember 1938 aus dem KZ entlassen. Danach gab er an, dass er nach Amerika, Kolumbien (zu Verwandten) oder China auswandern wolle. Er habe eine Bürgschaft für die USA, aber gleichzeitig gebe es eine hohe Wartenummer von 40.000.
Im Mai 1939 wohnte Ferdinand Kronthal bei seinem Cousin Leo und seiner Cousine Jenny in Obbach. Vom 26. März 1940 bis 28. März 1942 war er als Bauhilfsarbeiter bei Josef Kraus in Schweinfurt beschäftigt. Dieser bestätigte ihm, dass er über sein Verhalten und seine Arbeitsleistung nichts Nachteiliges sagen könne.
Ferdinand Kronthal wurde zusammen mit seiner Cousine Jenny und seinem Cousin Leo Kronthal am 22. April 1942 nach Würzburg in den Platz'schen Garten gebracht. Drei Tage später wurden sie nach Krasnystaw deportiert und dort im Raum Lublin ermordet.
Seiner Frau Kläre und seinen beiden Kindern Werner und Elisabeth gelang dagegen 1940 die Flucht in die Vereinigten Staaten.
Quellenangaben
Informationen weitgehend entnommen aus: Elisabeth Böhrer in: Wir wollen uns erinnern
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenz
Yad Vashem Zentrale Datenbank
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken
Sta Wü Gestapo 5175 Kronthal Ferdinand
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