Personendaten


Weill Felicitas

Nachname
Weill
Geburtsname
Hamburger
Vorname
Felicitas (Felizi)
Geburtsdatum
22.03.1903
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Nathan Hamburger und Pauline geb. Wimmelbacher
Geschwister: Zwillingsbrüder Ludwig und Sally (1886), Albert (1889), Kari/Klara(1894) verh. Hirschler, Siegfried (1895), Kurt (1899) 
Ehemann: Eugen Weill

Adresse

Unterer Markt 13/ heute Marktplatz 15

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

März 1940 emigriert in die USA

Sterbeort/Sterbedatum
Flushing Queens NY - August 1980

Biografie


Felicitas Weill geb. Hamburger stammt aus einer alteingesessenen jüdischen Familie, deren Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Sie kam am 22. März 1903 als Tochter von Nathan Hamburger und dessen Frau Pauline geb. Wimmelbacher in Bad Kissingen zur Welt. Ihr Vater war entsprechend der Familientradition Metzgermeister und besaß eine Metzgerei am Marktplatz.

Felicitas heiratete im Dezember 1928 den Münchner Kaufmann Eugen Weill und zog nach der Hochzeit nach München.

Aus dem Jahr 1939 ist ein Gestapo-Protokoll erhalten, das deutlich macht, wie verzweifelt die Situation für jüdische Bürger zu diesem Zeitpunkt geworden war. Felicitas äußerte darüber ihren Unmut in einer Wäscherei, wurde denunziert und wegen „Hetze gegen die deutsche Staatsführung“ angeklagt.

Im Gestapo-Protokoll heißt es: „… Nach einer hier in Einlauf gekommenen vertraulichen Mitteilung soll sich die Jüdin Felizi Sara Weill wohnhaft in München, Albanistraße 12/3 am 29. August 1938 gegen 14:00 Uhr gelegentlich des Wäschemangens in der Wäscherei Kegel, Entenbachstraße 9/0, in hetzerischer und staatsabträglicher Weise geäußert haben. So soll sie sich unter anderem ohne jedes Veranlassung geäußert haben: ‚Jetzt kommt wieder Krieg, wenn Flieger kommen, dann ist in vier Wochen von der Stadt München nichts mehr da. Hoffentlich erleben wir noch, dass alle Großen verrecken; mit jedem Hund hat man mehr Mitleid als mit uns Juden‘. Als Zeugin wurde die Hausgehilfin Luise Rehl, München Entenbachstraße 9/10 bei Kegel, benannt. 

Rehl vernommen, bestätigte die in der vertraulichen Mitteilungen bekannt gegebenen Äußerungen der Jüdin und fügte noch hinzu, dass sich die Jüdin Weill außerdem noch geäußert habe: ‚ …wenn heute ein Hund auf der Straße verreckt, dann haben sie mit dem mehr Mitleid als mit uns Juden. Aber hoffentlich verrecken jetzt die Großkopfigen auch bald  - das werden wir hoffentlich bald erleben können. Jetzt muss ich aus meiner Wohnung auch noch heraus, dann kann ich gleich in die Isar ziehen. Das ganze Silber haben sie mir und auch jetzt noch das Geld genommen; jetzt werden sie mir auch noch die Wäsche nehmen – denen ist alles zuzutrauen.‘ …

Von der Wäschereibesitzerin Kegel wurde die Jüdin Weill als sehr vorlaut und streitsüchtig bezeichnet.

… Aus dem Ergebnis der Erhebungen und dem Benehmen der Jüdin ist zu schließen, dass sie echt jüdischer Weise bei jeder sich bietenden günstigen Gelegenheit versucht, die deutschgesinnte Bevölkerung gegen die Staatsführung aufzuhetzen, das Wohl des Reiches und das Ansehen der Reichsregierung dadurch schwer zu schädigen, dass das Volk das Vertrauen zu Reichsführung verlieren soll“ (Gestapo-Protokoll, Staatspolizeileitstelle München (B.NrII B), 13.09.1939 in: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden und das nationalsozialistische Deutschland 1933 - 1945, Band 3; Berlin, München, Freiburg, 2012, S. 102).

Hier zeigt sich, wie mit Hilfe der NS-Propaganda, die die Juden aus der sog. „Volksgemeinschaft“ ausgrenzte, ein Klima der Denunziationen entstand, und wie schnell man durch kritische Äußerungen dann von der Gestapo vorgeladen wurde. Leider gibt die Quelle keinen Aufschluss, welche Strafe Felicitas Weill für ihre kritische Äußerung erhielt. Das Gesetz „gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei“ vom 20.12.1934 sah für „gehässige, hetzerische oder von niedriger Gesinnung zeugende“ Äußerungen über die Reichsregierung und die NSDAP eine Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren vor.

Doch glücklicherweise überlebte Felicitas Weill die NS-Diktatur, es gelang ihr im März 1940 mit ihrem Ehemann Eugen Weill über den Hafen Genua in die Vereinigten Staaten zu emigrieren (ebd.). Sie starb im August 1980 in Flushing Queens/New York im Alter von 77 Jahren, ihr Mann war bereits im Dezember 1964 gestorben.


Quellenangaben


Gestapoprotokoll, Staatspolizeileitstelle München (B.NrII B), 13.09.1939externer Link in: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden und das nationalsozialistische Deutschland 1933 - 1945, Band 3; Berlin, München, Freiburg, 2012, S. 102
Datenbank Ancestry Todesanzeigeexterner Link
Datenbank Familysearch, New York, Southern District, U.S District Court Naturalization Records, 1824-1946externer Link
US Socials Security Death Indexexterner Link

Bildnachweise




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