Personendaten


Eldod Hannchen

Nachname
Eldod
Geburtsname
Eldod
Vorname
Hannchen
Geburtsdatum
11.02.1898
Geburtsort
Höchberg
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Emanuel und Miriam Eldod
Geschwister: noch neun weitere Geschwister: Naftali, Sarah, Lea,  Rifka, Regina (Recha), Moses, Eliyahu, David, Simon

Adresse

Am Altenberg 2 (Israelitisches Kurhospiz)

Beruf/Ämter
"Hausdame"
Emigration/Deportation

August 1939 nach England emigriert

Sterbeort/Sterbedatum
Surrey (südlich von London) - August 1945

Biografie


Hannchen Eldod (in manchen Quellen auch Hanna genannt) lebte nur kurze Zeit in Bad Kissingen und war in dieser Zeit als "Hausdame" im Israelitischen Kurhospiz angestellt. Sie kam im Februar 1898 in Höchberg bei Würzburg als ältestes Kind von Emanuel Eldod und dessen Frau Miriam zur Welt. Ihr Großvater Samuel Eldod, war Kaufmann und Kassierer der Jüdischen Gemeinde Höchberg. 1920 starb er fast hundertjährig. Die Familie Eldod lebte in einem stattlichen barocken Wohnhaus, erbaut in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Sonnemannstraße 15).

Barockhaus
Barockes Wohnhaus, Sonnemannstr. 15. Höchberg, erbaut erste Hälfte 18. Jh.; beherbergte seit 1865 Unterrichts- und Wohnräume der Israelitischen Präparandenschule © GAH Bildarchiv
 

Darin fand die vom Ortsrabbiner Lazarus Ottensoser gegründete "Talmud-Thora-Schule“, aus der die "Israelitische Präparandenschule" entstand, ihren Platz. Von weither kamen jüdische Schüler, um sich hier nach abgeschlossener Volksschule zum Lehrer ausbilden zu lassen. Nach erfolgreichem Abschluss der "Präparandenschule" wechselten die Schüler auf die Israelitische Lehrerbildungsanstalt Würzburg. Hannchens Vater unterrichtete jahrzehntelang als Religionslehrer an der Präparandenschule von Höchberg, bis er 1929 in den Ruhestand ging.

Hannchen wuchs in einer kinderreichen Familie auf, sie hatte noch neun jüngere Geschwister. Einen kurzen Einblick ins Familienleben der Eldods gibt uns Willi Wertheimer, der zu Beginn der 1910er Jahre die Präparandenschule besuchte und oft an den jüdischen Fest- und Feiertagen als Gast von Familie Eldod eingeladen wurde: „Da die Familie Eldod mit uns verwandt war, wurde ich oft zu Schabbath, Chanuka und auch zu Purim und den anderen Feiertagen dort eingeladen. Da ging es immer sehr feierlich, aber auch sehr lustig zu, denn die Familie Eldod war sehr kinderreich. Eines von den Mädchen, es hieß Hannchen und war in meinem Alter, machte mir schöne Augen. Ich war viel zu ernst und auch viel zu sehr mit Lernen beschäftigt, um Liebesgefühle in mir aufkommen zu lassen" (Willi Wertheimer, Zwischen zwei Welten - Der Förster von Brooklyn, Lebenserinnerungen des ehemaligen jüdischen Lehrers in Eubigheim und Buchen in Baden Willi Wertheimer jetzt William Wertheimer).

Religiöse Bildung und soziales Engagement spielten in der Familie Eldod eine wichtige Rolle, was sich im beruflichen Werdegang der Kinder niederschlägt, von denen viele den Pflege- bzw. Lehrberuf ergriffen.

Hannchen Eldod kam im Juli 1926 nach Bad Kissingen und arbeitete hier für wenige Wochen als "Hausdame" im Israelitischen Kurhospiz.

Hannchens Vater Emanuel, der weiterhin mit seiner Frau in Höchberg lebte, war während des Novemberpogroms 1938 hilflos der Gewalt der Nationalsozialisten ausgesetzt. Die Einrichtung jüdischer Wohnungen und der Synagoge wurde zerstört und Thorarollen wurden zerrissen. Als sich der Gemeindevorsitzende Emanuel Eldod nach einer Gebetsrolle bückte, um sie aufzuheben, trat ihm einer der Höchberger auf die Hände. (freundlicher Hinweis von Judith Orschler, Gemeindearchiv Höchberg).

Laut Volkszählung vom Mai 1939 war das 41jährige Hannchen zu diesem Zeitpunkt in Höchberg gemeldet. Eine Höchbergerin, deren Mutter damals in der Wohnung der Eldods und in der Synagoge den Putzdienst versah, erinnert sich an den Abschied Hannchens im August 1939: „Das Hannchen Eldod hat sich damals persönlich von mir verabschiedet. Meine Mutter [...hat] in dieser Zeit Wohnung und Synagoge geputzt. Ich weiß noch wie Mutter damals sagte: 'Dort unten steht das Hannchen, die will was.' Da bin ich hinuntergegangen, das war mir ganz egal. 'Anna, ich muß fort, ich flieg' nach England‘, sagte sie. ‚Nehm' doch deinen alten Vater mit', antwortete ich. 'Es geht nicht, ich hab ja nur eine Flugkarte', erwiderte Hannchen, gab mir fünf Mark und ihre schwarze Kappe. 'Damit du immer an mich denkst. Ich verabschiede mich nur von euch, weil ihr immer gut zu uns wart und deine Mutter immer so fleißig war.‘ Dann winkte sie noch mal heimlich meiner Mutter und ging schnell weg" (Roland Flade, Lehrer, Sportler, Zeitungsgründer, Die Höchberger Juden und die Israelitische Präparandenschule, S. 105/106; [Anmerkung: Hannchen Eldod ist wohl nicht nach England geflogen, sondern mit der Fähre nach England geflohen].

Hannchen Eldod blieb nicht viel Zeit für ein neues Leben in ihrer neuen Heimat. Sie wohnte in London oder der näheren Umgebung im Süden der britischen Hauptstadt und starb kurz nach Kriegsende im August 1945 im Alter von 47 Jahren. Als Sterbeort wird im Todesverzeichnis England & Wales 1837 - 2005 Surrey, Mid Eastern angegeben, begraben wurde sie am 16. August 1945 auf dem Friedhof Adath Yisroel Burial im Londoner Stadtbezirk Enfield.

Hannas Eltern wurden im hohen Alter - ihr Vater war fast 80 Jahre alt - im September 1942 nach Theresienstadt deportiert und überlebten dort nur zwei Monate. Sie starben beide im November 1942. Hannas jüngere Schwester Rifka (Ruth) sowie ihre Tanta Rechaexterner Link, die als Krankenschwester tätig waren, wurden im April 1942 nach Krasnizcyn deportiert und im Raum Lublin ermordet. Auch die Geschwister Naftali und Sara wurden Opfer der Shoa. Regina (Recha), Simon, Moses und Eliyahu emigrierten nach Palästina und überlebten so die NS-Zeit.


Quellenangaben


Personalliste Israelitisches Kurhospiz (1926 - 1937), Stadtarchiv Bad Kissingen
Informationen Judith Orschler M.A. Archiv Höchberg, Mail vom 15.03.2024; Frau Orschler stellte uns freundlicherweise auch die zwei Zeitzeugenberichte von Willi Wertheimer und Anna...zur Verfügung
Willi Wertheimer: Zwischen zwei Welten - Der Förster von Brooklyn, Lebenserinnerungen des ehemaligen jüdischen Lehrers in Eubigheim und Buchen in Baden,Willi Wertheimer jetzt William Wertheimer
Roland Flade: Lehrer, Sportler, Zeitungsgründer, Die Höchberger Juden und die Israelitische Präparandenschule, S. 105/106
Biografische Datenbank Jüdisches Unterfrankenexterner Link, Eingabe "Eldod"
Wikipedia Stolpersteinliste Höchberg, Emanuel Eldodexterner Link
Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"externer Link
Aolsen Archives, Eintrag "Hanna Eldod"externer Link
Arolsen Archives, Verzeichnisse zu Jüdinnen und Juden der Gestapo-Außendienststelle Würzburg mit u.a. Angaben zu Emigrationen zwischen 1933 und 1942 (Auszüge aus Gestapo-Akten), Signatur 8801380externer Link
Arolsen Archives, 2 Registrierungen von Ausländern und deutschen Verfolgten durch öffentliche Einrichtungen, Versicherungen und Firmen (1939 - 1947) / 2.1 Durchführung der Alliiertenbefehle zur Erfassung von Ausländern und deutschen Verfolgten sowie verwandte Dokumente / 2.1.1 Amerikanische Besatzungszone in Deutschland /Signatur DE ITS 2.1.1.1 BY 167 JÜD ZMexterner Link
Datenbank Myheritage, Stammbaum Emanuel Eldod
Datenbank Myheritage, Stammbaum externer Link
Simon Eldodexterner Link
Datenbank Myheritage, Stammbaum Hanna Eldodexterner Link
Datenbank Genicom, Stammbaum Emanuel Eldodexterner Link
Alemannia Judaica Höchberg,  verschiedene Artikel, u.a.  Eintritt in den Ruhestand,externer Link18. April 1929
Datenbank Mapping the Lives, Hanna Eldodexterner Link
Stolpersteine Hamburg Elmsbüttel, Hallerstraße 55, Familie Eldodexterner Link
Infobroschüre ehemalige israelitische Präparandenschule, Abschnitt ‚Vertreibung und Mord‘)externer Link
Datenbank Myheritage, Hannah Eldod England & Wales, Todesverzeichnis, 1837-2005 - Surrey England, S. 183externer Link
Datenbank Myheritage, Hannah Eldod In United Kingdom, Jewish Death and Burial Records externer Link



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