Personendaten
Archenhold Charlotte
Eltern: Jakob Neustädter und Käthe geb. Weinstein
Geschwister: Kurt
Ehemann: Fritz Theodor Archenhold
2 Kinder
Salinenstraße 34 (Israelitische Kinderheilstätte)
Februar 1939 nach Palästina
Biografie
Charlotte (Lotte) Archenhold geb. Neustädter kam am 15. September 1922 als Tochter des Handelsmanns Jakob Neustädter und dessen Frau Käthe geb. Weinstein in Neumarkt/Oberpfalz zur Welt. Sie ist eine entfernte Verwandte von Gustav Neustädter, dem letzten Vorsteher der jüdischen Kultusgemeinde in Bad Kissingen.
Charlotte war offensichtlich eine ambitionierte Schwimmerin. Sie trat dem 1929 gegründeten Schwimmverein SV Poseidon Neumarkt bei, wurde allerdings aufgrund des „Arierparagraphen“, der 1933 für alle Sport- und Turnvereine verfügt wurde, sicherlich schon bald nach der „Machtergreifung“ ausgeschlossen (vgl. Hans Georg Hirn, Jüdisches Leben in Neumarkt und Sulzbürg, Neumarkt 2011, S. 217). Im Schuljahr 1933/34 trat Charlotte in die erste Klasse des Mädchenlyzeums ein. Eine Mitschülerin erinnert sich daran, dass Lotte Neustädter in der Klasse nichts davon verlauten ließ, dass sie mit ihren Eltern nach Nürnberg umziehen würde und eines Tages fort war (vgl. Hans Georg Hirn, S. 218) [Anmerkung des Verfassers: Wann sie die Schule verlassen musste, ist nicht bekannt, sicherlich aber bereits zu einem früheren Zeitpunkt und nicht erst zur Zeit des Wegzugs nach Nürnberg 1939!].
Über ihr weiteres Leben ist nur wenig bekannt. In Bad Kissingen lebte sie nur kurze Zeit. Vom 3. Mai bis zum 31. August 1938 war sie in der fränkischen Kurstadt gemeldet und arbeitete als Praktikantin in der Israelitischen Kinderheilstätte in der Salinenstraße. Die polizeiliche Wohnungsmeldung nennt als vorherigen Wohnort Frankfurt/Main. Laut Information des Stadtarchivs Neumarkt muss Charlotte im November 1938 in Neumarkt bei ihren Eltern gelebt haben, denn wie diese wurde sie nach der Pogromnacht verhaftet und war vom 9. bis 12. November im Gefängnis Neumarkt inhaftiert. Ihre Eltern zogen nach ihrer Freilassung im Jahr 1939 nach Nürnberg und wurden von dort im November 1941 nach Riga- Jungfernhof deportiert und ermordet.
Charlotte, die im Februar 1939 mit ihren Eltern nach Nürnberg verzogen war, gelang dagegen die Flucht aus Deutschland. Ende Februar 1939 emigrierte sie nach Palästina. Sie heiratete dort den in Kassel geborenen Ingenieur Fritz Theodor Archenhold und lebte in Kiriat Bialik, einer Siedlung deutscher Einwanderer nordöstlich von Haifa. Dies belegt ein Brief Charlottes an das Einwohnermeldeamt Neumarkt vom Mai 1957 (Akte Entschädigungsverfahren, Nr. B 996/57, Stadtarchiv Neumarkt).
Charlotte Archenhold starb im Januar 1998 im Alter von 75 Jahren, ihr Mann war bereits im Juli 1979 gestorben.
Quellenangaben
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Informationen Stadtarchiv Neumarkt/Oberpfalz, Mail Dr. Präger vom 27.09. 2018
Haifa Genealogy Indexer
Hans Georg Hirn, Jüdisches Leben in Neumarkt und Sulzbürg, Neumarkt 2011, S.217f
Heide Inhetveeen, Mail vom 03.10.2018
Israel's archives are going online
Familienstammbaum, Datenbank Ancestry
Bildnachweise
© Ilse Kiesewetter, H.G. Hirn, Jüdisches Leben in Neumarkt und Sulzbürg (= Neumarkter Historische Beiträge Band 12), Neumarkt 2002, S. 217
Passfotos © Israel's archives are going online
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