Personendaten
Thoms Recha
Eltern: Josef Goldschmidt und Johanna (Hannchen) geb. Fröhlich
Geschwister: sieben Geschwister
Ehemann: Arnold Thoms
Kinder: Vera
Am Altenberg 2 (heute 3)
emigriert nach England
1947 nach Hamburg zurückgekehrt
Biografie
Recha Goldschmidt (in behördlichen Dokumenten auch als „Ruth" und „Rosa“ eingetragen) wurde am 7. März 1909 in Würzburg geboren. Sie war eines von acht Kindern des Würzburger Schneiders und Kaufmanns Josef Goldschmidt und dessen Ehefrau Johanna (Hannchen) geb. Fröhlich. Die Familie zog 1927 nach Hanau, wo Recha als Lehrschwester arbeitete. Ab Mai 1928 war Familie Goldschmidt in Frankfurt gemeldet. Dort fand Recha eine Anstellung im Jüdischen Schwesternhaus und zeitweise im Rothschild’schen Hospital.
Am 30. April 1936 meldete sie sich nach Bad Kissingen ab und arbeitete hier für zwei Kursaisons als Leiterin und Krankenschwester im Israelitischen Kurhospiz am Altenberg, jeweils von Mai bis September bzw. Oktober. Nach Angaben ihrer Tochter liebte Recha Goldschmidt ihren Beruf und erzählte des öfteren über Bad Kissingen. Im Oktober 1937 kehrte sie zu ihrer Familie zurück, die inzwischen in Mainz lebte.
Recha Goldschmidt gelang es noch nach England zu emigrieren. Im Verzeichnis der "feindlichen Ausländer" findet sich ein Eintrag vom Oktober 1939. Im September 1944 heiratete sie im englischen Exil den in Hamburg geborenen Arnold Thoms. Arnold Thoms war aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei von den Nazis verfolgt worden. Er war kurzzeitig in Hamburg im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert, kam dann aber überraschend frei und floh nach Prag und von dort weiter nach England. Von den Engländern wurde er nach Australien deportiert. Später konnte er nach England zurückkehren, wo er Recha Goldschmidt in Manchester kennenlernte. Ihre Tochter Vera kam in England zur Welt. Nach dem Krieg wollte die Familie eigentlich nach San Francisco auswandern, wo sich die überlebenden Geschwister Rechas niedergelassen hatten. Doch Rechas Mann Arnold wurde die Einreise in die USA verweigert, da bekannt wurde, dass er Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen war. Denn im beginnenden Kalten Krieg der unmittelbaren Nachkriegszeit und in der anschließenden McCarthy-Ära breitete sich in den USA ein extremer Antikommunismus aus.
Familie Thoms kehrte daraufhin im Februar 1947 aus dem englischen Salford nach Deutschland zurück und hat sich in Arnolds Heimatstadt Hamburg niedergelassen. Sicher war es für sie nicht einfach in ein Land zurückzukehren, aus dem sie wenige Jahre zuvor hatten fliehen müssen und in dem Rechas Eltern und mehrere Geschwister in den Vernichtungslagern ermordet worden waren. Dass antisemitische Haltungen auch in der Nachkriegszeit weiter verbreitet waren, mussten ihre Tochter Vera in der Schule am Verhalten mancher Lehrer erfahren oder auch ihre Eltern, die antisemitische Briefe erhielten.
Arnold Thoms starb In Hamburg im Dezember 1988, Recha Thoms zog im April 1996 nach Ahrensburg nordöstlich von Hamburg. Sie starb dort im Oktober 2001 im Alter von 92 Jahren.
Quellenangaben
Stammdaten Jüdische Pflegegeschichte
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, Biografie der Mutter Johanna Goldschmidt
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, Biografie des Vaters Josef Goldschmidt
Datenbank Ancestry, Großbritannien, ausländische Internierte im 2. Weltkrieg, 1939-1945, Arnold Thoms
Datenbank Ancestry, Heiratsindex, England und Wales, 1916-2005
Datenbank Ancestry, Großbritannien, ausländisch Internierte im Zweiten Weltkrieg, 1939 - 1945
Datenbank Ancestry, Hamburger Adressbuch, 1960
Datenbank Ancestry, Deutsche Telefonbücher, 1915-1981, 1953
Datenbank Ancestry, Deutsche Telefonbücher, 1915-1981, 1980
Informationen des Staatsarchivs Hamburg, Mail Christine Heitmann vom 24.09.2019
Mitteilung Bezirksamt Harburg, 25.09.2019, Melderegister
Mitteilung Standesamt Ahrensburg, Mail vom 08.10.2019
Mitteilung Vera Berendt, Mails vom 10. und 11.Oktober 2019
Bildnachweise
Porträtfotos © Vera Berendt
Bild Villa Bavaria © Stadtarchiv Bad Kissingen
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