Personendaten


Hamburger Heinrich

Nachname
Hamburger
Vorname
Heinrich
Geburtsdatum
31.10.1897
Geburtsort
Alzenau
Weitere Familienmitglieder

Isaak Hamburger und Fanny geb. Goldschmid
Geschwister: Baruch Berthold
Ehefrau: Flora geb. Hilb
Kinder: Ruth verh. Luftman

Adresse

bei Arthur Grünebaum

Beruf/Ämter
Kaufmann
Emigration/Deportation

Oktober 1940 deportiert aus Malsch/Heidelberg nach Gurs 
August 1942 deportiert über Drancy nach Auschwitz

Sterbeort/Sterbedatum
Auschwitz - 04.09.1942

Biografie


Heinrich Hamburger kam am 31. Oktober 1897 als erstes Kind des Viehhändlers Isaak Hamburger und dessen Ehefrau Fanny geb. Goldschmid in Alzenau zur Welt.

Er verbrachte nur kurze Zeit in Bad Kissingen. Seit April 1914 arbeitete der damals 16-Jährige - vielleicht im Rahmen seiner Ausbildung zum Kaufmann - im Textilgeschäft Arthur Grünebaums in der Unteren Marktstraße. Zwischendurch war er während des Ersten Weltkriegs zum Militärdienst eingezogen und erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Zwischen Juli 1920 und August 1921 hielt er sich nochmals ein Jahr in der fränkischen Kurstadt auf, bevor er sich nach Hamburg abmeldete. In den nächsten Jahren war er als Kaufmann unter anderem in Nürnberg, Frankfurt und Heidelberg tätig.

1926 heiratete er Flora Hilb aus Malsch bei Heidelberg und zog nach der Hochzeit in deren Heimatort.  

Die Familie Hamburger/Hilb besaß in Malsch ein Textilgeschäft, das über die Gemeinde hinaus bekannt und angesehen war. Heinrich Hamburger integrierte sich rasch in seiner neuen Heimat, schon bald nach seinem Zuzug übernahm er die Mitgliedschaft seines Schwiegervaters im Synagogenrat und engagierte sich in der örtlichen Feuerwehr. Im Januar 1930 wurde seine Tochter Ruth geboren.

In der Pogromnacht 1938 wurde auch das Textilgeschäft der Hamburgers verwüstet und Heinrich Hamburger sowie sein Schwiegervater kamen für einige Tage in Haft. Die Tochter Ruth durfte als Jüdin nicht länger auf die Dorfschule gehen, sondern musste ab jetzt die jüdische Schule in Heidelberg besuchen, so dass sie während der Woche nicht mehr bei ihren Eltern in Malsch leben konnte. Ihre Eltern lebten bis zur Deportation in Malsch. Im Oktober 1940 wurde Heinrich Hamburger mit seiner Familie und auch seinen Schwiegereltern ins südfranzösische Lager Gurs deportiert. Die Schwiegereltern erlagen bereits im Lager Gurs den unsäglichen Strapazen. Im Februar 1941 trennten sich Heinrich und Flora Hamburger schweren Herzens von ihrer Tochter und gaben sie in ein Kinderheim, das von einem französischen Hilfswerk gefördert wurde. Sie hofften fest darauf, ihre Tochter bald bei Verwandten in Amerika wiederzusehen. Denn diese hatten mittlerweile von ihrem Schicksal erfahren und begannen bereits im März 1941 für die ganze Familie Einreisevisa in die USA zu beschaffen; schon im Mai hinterlegten sie das Geld für deren Schiffspassage. Ruth sollte möglichst schon vorab mit einem Kindertransport zu ihnen kommen. Die Hoffnung der Eltern auf eine Ausreise in die USA erfüllte sich nicht mehr. Als mit der Auflösung des Lagers Gurs in Frankreich begonnen wurde, wurden die Eheleute Hamburger über das Zwischenlager Drancy bei Paris am 10. August 1942 nach Auschwitz deportiert: Flora Hamburger wurde wohl sofort in die Gaskammern geschickt. Heinrich Hamburger wurde am 4. September ermordet. Auch Heinrich Hamburgers Mutter Fanny wurde im gleichen Jahr in Theresienstadt ein Opfer der Shoa.

Die Tochter Ruth Hamburger überlebte Krieg und Holocaust - mit falschen Papieren und dank französischer Familien, die Ruth und andere jüdische Kinder während der bedrohlichsten Zeit auf ihren abgelegenen Bauernhöfen versteckten. 1947 gelangte Ruth 17-jährig in die USA, wo für sie ein neues Leben begann. Sie heiratete, bekam Kinder und Enkelkinder und lebt - inzwischen 89 Jahre alt- in der Kleinstadt Westborough in der Nähe von Boston im US-Bundesstaat Massachusetts.

Eine noch detailliertere, sehr empfehlenswerte Darstellung des Familienschicksals findet sich in der Stolpersteindokumentation von Malsch vom Februar 2018externer Link, der auch diese Biografie zahlreiche Informationen verdankt.

Familie Hilb-Hamburger 1930 - Rückseite des Hauses
Heinrich Hamburger (rechts) mit Schwiegereltern, Ehefrau und Tochter
Flora Hamburger gb. Hilb - Gemeinde Malsch
Flora Hamburger geb. Hilb (Ehefrau Heinrich Hamburgers)

     

Ruth Hamburger
Ruth - Tochter Heinrich Hamburgers
Ruth Luftman geb.Hamburger
aktuelles Foto von Heinrich Hamburgers Tochter Ruth verh. Luftman

   

 

 

   

650_Brief-Heinrich-Hamburger-an-Ruth-Vorderseite
Letztes "Lebenzeichen" von Heinrich Hamburger - Brief an seine Tochter Ruth aus dem Lager Gurs vom 5. August 1942
 
650_-Brief-Heinrich-Hamburger-an-Ruth
           


Quellenangaben


Bildnachweise


Passfotos © Gemeinde Malsch
andere Fotos © Familie Luftman



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