Personendaten
Heymann Solms
Eltern: Magnus und Helene Heymann geb. Abraham
Geschwister: Friederike, Rebekka und eine weitere Schwester
Ehefrau: Adele geb. Baum
Sohn: Hartwig Heymann
Erhardstraße 23 (heute 18) später Marktplatz 2
Mai 1942 Zwangsverlegung ins Jüdische Altersheim Würzburg
September 1942 deportiert von Würzburg nach Theresienstadt
Biografie
Solms Heymann war ein angesehener jüdischer Geschäftsmann in Bad Kissingen. Er wurde 1858 als Sohn des Färbers Magnus Heymann und dessen Ehefrau Helene geb. Abraham in Hamburg geboren und zog 1876 als junger Mann nach Bad Kissingen. Dort eröffnete er ein Konfektionsgeschäft, das insbesondere Herrenartikel, Wäsche, Blusen, Korsetts, Schürzen, Frottierwäsche und Handschuhe verkaufte. Das Geschäft befand sich zunächst in der Ludwigstraße, später zog man an den Marktplatz (Ecke Badgasse) um.
Um die Jahrhundertwende führte Solms Heymann (zumindest zwischen 1898 und 1901) auch eine Familienpension mit Restaurant und Cafe mit Bier- und Weinausschank im Schützenhaus am Staffelsberg (heute "Waldhaus", Rosenstraße 32) und wohnte dort mit seiner Familie.
Solms Heymann hatte 1893 die aus Höchst/Main stammende Adele Baum geheiratet, und 1896 kam ihr Sohn Hartwig zur Welt.
Spätestens 1903 lebte die Familie in der "Villa Adele" in der Erhardstraße.
Heymann engagierte sich auf vielfältige Weise in verschiedenen Kissinger Vereinen. So war er bis zur „Machtergreifung“ aktives Mitglied der Feuerwehr und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der freiwilligen Sanitätskolonne. Politisch trat er in Erscheinung, als er im Jahre 1908 den SPD-Ortsverband von Bad Kissingen mitbegründete. Besonders bereicherte er jedoch das kulturelle Leben der Kurstadt. Als Autor, Schauspieler und Regisseur beteiligte er sich an einer Vielzahl von Wohltätigkeitsveranstaltungen, deren Erlöse beispielsweise Kriegsgefangenen oder Verwundeten des Ersten Weltkrieges zugute kamen. Im jüdischen Geselligkeitsverein „Gesellschaft Erholung“ spielte er Theater und organisierte Vorträge und Feiern.
Während der NS-Zeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Heymanns. Solms und Adele Heymann mussten schließlich die Villa Adele in der Erhardstraße verkaufen und in eine kleinere Wohnng im Haus ihres Sohnes am Marktplatz umziehen. Im Gefolge der Reichspogromnacht wurde der 80-jährige Solms Heymann festgenommen und ins Amtsgerichtsgefängnis gebracht. Am 12. November 1938 entließ man ihn aus „Alters- und Krankheitsgründen“ aus der „Schutzhaft“. Als sich Heymann darauf hin um eine Ausreise bemühte, beschwichtigte man ihn bei der jüdischen Beratungsstelle mit dem Argument, dass man den alten Leuten nichts tun werde, sondern sie in Frieden sterben lasse. Außerdem hoffte Heymann darauf, dass sich die Kissinger Bürger und Behörden seiner Verdienste um die Stadt erinnerten.
Doch am 20. Mai 1942 brachte man Solms und Adele Heymann zusammen mit anderen hochbetagten Kissinger Juden in ein jüdisches Altersheim nach Würzburg, von wo aus sie im September 1942 weiter nach Theresienstadt deportiert wurden. Solms Heymann starb dort am 17. Oktober 1944 im Alter von 86 Jahren an einer Lungenentzündung. Seine Frau Adele fand am 23. November 1943 im Ghetto Theresienstadt den Tod.
(Andreas Reuter)
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Quellenangaben
Stolpersteinliste Bad Kissingen
Roland Flade, Solms Heymann - Textilkaufmann und Künstler: in „Jüdisches Leben in Bayern“, 18. 04. 2016, S. 28f
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenz
Yad Vashem Zentrale Datenbank…
Alemannia Judaica Bad Kissingen
Bildnachweise
Personenfotos © Hartwig Heymann und Judy Heymann Kazan (weitergeleitet von Hans-Jürgen Beck)
Geschäftsfotos und Werbeanzeigen © Stadtarchiv Bad Kissingen
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