Personendaten


Heymann Solms

Nachname
Heymann
Vorname
Solms
Geburtsdatum
21.02.1858
Geburtsort
Hamburg
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Magnus und Helene Heymann geb. Abraham
Geschwister: Friederike, Rebekka und eine weitere Schwester
Ehefrau: Adele geb. Baum
Sohn: Hartwig Heymann

Adresse

Erhardstraße 23 (heute 18) später Marktplatz 2

Beruf/Ämter
Textilkaufmann - Gründungsmitglied des SPD-Ortsverbands - Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr
Emigration/Deportation

Mai 1942 Zwangsverlegung ins Jüdische Altersheim Würzburg
September 1942 deportiert von Würzburg nach Theresienstadt

Sterbeort/Sterbedatum
Theresienstadt - 17.10.1944

Biografie


Solms Heymann war ein angesehener jüdischer Geschäftsmann in Bad Kissingen. Er wurde 1858 als Sohn des Färbers Magnus Heymann und dessen Ehefrau Helene geb. Abraham in Hamburg geboren und zog 1876 als junger Mann nach Bad Kissingen. Dort eröffnete er ein Konfektionsgeschäft, das insbesondere Herrenartikel, Wäsche, Blusen, Korsetts, Schürzen, Frottierwäsche und Handschuhe verkaufte. Das Geschäft befand sich zunächst in der Ludwigstraße, später zog man an den Marktplatz (Ecke Badgasse) um.

197_Solms Heymann Annonce Textilgeschäft
197_Solms Heymann Geschäft am Marktplatz
Solms Heymanns Kurzwarengeschäft am Marktplatz, 1909

Marktplatz-Heymann-Kopie2
Kurzwarengeschäft Solms Heymann am Markptlatz

Um die Jahrhundertwende führte Solms Heymann (zumindest zwischen 1898 und 1901) auch eine Familienpension mit Restaurant und Cafe mit Bier- und Weinausschank im Schützenhaus am Staffelsberg (heute "Waldhaus", Rosenstraße 32) und wohnte dort mit seiner Familie.

schützenhaus-KG

Solms Heymann hatte 1893 die aus Höchst/Main stammende Adele Baum geheiratet, und 1896 kam ihr Sohn Hartwig zur Welt.

silberne-Hochzeit-1918
Silberne Hochzeit 1918: Solms und Adele Heymann mit ihrem Sohn Hartwig,

Spätestens 1903 lebte die Familie in der "Villa Adele" in der Erhardstraße.

Villa Adele verbessert

Heymann engagierte sich auf vielfältige Weise in verschiedenen Kissinger Vereinen. So war er bis zur „Machtergreifung“ aktives Mitglied der Feuerwehr und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der freiwilligen Sanitätskolonne. Politisch trat er in Erscheinung, als er im Jahre 1908 den SPD-Ortsverband von Bad Kissingen mitbegründete. Besonders bereicherte er jedoch das kulturelle Leben der Kurstadt. Als Autor, Schauspieler und Regisseur beteiligte er sich an einer Vielzahl von Wohltätigkeitsveranstaltungen, deren Erlöse beispielsweise Kriegsgefangenen oder Verwundeten des Ersten Weltkrieges zugute kamen. Im jüdischen Geselligkeitsverein „Gesellschaft Erholung“ spielte er Theater und organisierte Vorträge und Feiern.

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S. Heymann als Träger des 40jährigen Bayerischen Feuerwehr-Dienstabzeichens und als freiwilliger Sanitäter
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Solms Heymann als Autor und Hauptdarsteller des Theaterstücks "Der Streik"

Während der NS-Zeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Heymanns. Solms und Adele Heymann mussten schließlich die Villa Adele in der Erhardstraße verkaufen und in eine kleinere Wohnng im Haus ihres Sohnes am Marktplatz umziehen.  Im Gefolge der Reichspogromnacht wurde der 80-jährige Solms Heymann festgenommen und ins Amtsgerichtsgefängnis gebracht. Am 12. November 1938 entließ man ihn aus „Alters- und Krankheitsgründen“ aus der „Schutzhaft“. Als sich Heymann darauf hin um eine Ausreise bemühte, beschwichtigte man ihn bei der jüdischen Beratungsstelle mit dem Argument, dass man den alten Leuten nichts tun werde, sondern sie in Frieden sterben lasse. Außerdem hoffte Heymann darauf, dass sich die Kissinger Bürger und Behörden seiner Verdienste um die Stadt erinnerten.

Solms-Heymann-auf-dem-jüdischen-Friedhof,-1939
Solms Heymann auf dem jüdischen Friedhof Bad Kissingen, März 1939

Doch am 20. Mai 1942 brachte man Solms und Adele Heymann zusammen mit anderen hochbetagten Kissinger Juden in ein jüdisches Altersheim nach Würzburg, von wo aus sie im September 1942 weiter nach Theresienstadt deportiert wurden. Solms Heymann starb dort am 17. Oktober 1944 im Alter von 86 Jahren an einer Lungenentzündung. Seine Frau Adele fand am 23. November 1943 im Ghetto Theresienstadt den Tod.  

(Andreas Reuter)

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Quellenangaben


Stolpersteinliste Bad Kissingenexterner Link
Roland Flade, Solms Heymann - Textilkaufmann und Künstler: in „Jüdisches Leben in Bayern“, 18. 04. 2016, S. 28f
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenzexterner Link
Yad Vashem Zentrale Datenbank…externer Link
Alemannia Judaica Bad Kissingenexterner Link

Bildnachweise


Personenfotos © Hartwig Heymann und Judy Heymann Kazan (weitergeleitet von Hans-Jürgen Beck)
Geschäftsfotos und Werbeanzeigen © Stadtarchiv Bad Kissingen



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