Personendaten


Hofmann Ernst

Nachname
Hofmann
Vorname
Ernst
Geburtsdatum
07.04.1915
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern Louis und Lina Hofmann geb. Thalheimer
Bruder: Martin
Ehefrau: Hilde
Kinder: Emily und Lewis

Adresse

Untere Marktstraße 7 (heute 2)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

emigriert im Mai 1936  in die USA  

Sterbeort/Sterbedatum
Rockville/Maryland - 08.11.2002

Biografie


Ernst Hofmann stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie Bad Kissingens. Er kam am 7. April 1915 als zweites Kind des Bankiers Louis Hofmann und dessen Frau Lina geb. Thalheimer in Bad Kissingen zur Welt. Sein Vater führte in der Unteren Markstraße 7 (heute Nr. 2) ein Bankhaus. Ernst Hofmann besuchte seit April 1925 die Kissinger Realschule, die er 1931 erfolgreich abschloss. In der Schülerakte wird er als „klein, aber kräftig,… sehr gut begabt,…sehr strebsam“ mit tadellosem Verhalten beschrieben. Die herausragenden Noten sprechen für sich, so dass ihn sein Klassenlehrer Gagel als einen „Schüler, an dem man seine Freude haben kann“ hervorhebt (Schülerakte Jack-Steinberger-Gymnasium).

Im Mai 1931 zog der 16-jährige Schüler nach Würzburg, um dort am Gymnasium seine Schulausbildung fortzusetzen. Auch sein älterer Bruder Martin hatte hier sein Abitur gemacht. Nach dem tragischen Tod seines Vaters - er erlitt im April 1933 infolge der „Schutzhaftbedingungen“ einen Schlaganfall mit tödlichen Folgen - zog auch seine Mutter Lina Hofmann nach Würzburg, so dass jetzt die ganze Familie in der fränkischen Domstadt lebte.

Ernst emigrierte rechtzeitig zusammen mit seinem Bruder Martin in die USA, auf dem Schiff „Manhattan“ erreichten beide im Frühjahr 1936 New York. Seine Mutter Lina Hofmann verstarb im November 1941 im jüdischen Altersheim in der Konradstraße in Würzburg. 

Ernst Hofmann lebte später in Silver Spring, Maryland. Mit seiner Frau Hilde hatte er zwei Kinder Emily und Lewis. Ernst Hofmann starb im November 2002 im Alter von 87 Jahren in Rockville in Maryland.

Einen überaus anschaulichen und interessanten Einblick in seine Kindheit und Jugend in Deutschland geben Ernst Hofmanns Lebenserinnerungen, aus denen nachfolgend einige Auszüge wiedergegeben werden: „Ich wurde 1915 mitten im Ersten Weltkrieg geboren. Die Engländer hatten eine Seeblockade gegen Deutschland verhängt, und Nahrungsmittel waren schwer zu bekommen, insbesondere Milch. Das verursachte bei mir eine Rachitis und als Folge davon bekam ich X-Beine.

Meine Heimatstadt Bad Kissingen hatte um die 7000 Einwohner und wir lebten im Zentrum der Stadt. Unser Haus war 1680 gebaut worden und mein Großvater hatte es 1869 gekauft, nachdem er das jüdische Ghetto verlassen hatte. Die älteste Schwester meines Vaters, Sara [Hofmann], war 1861 noch im Ghetto geboren worden, das man auf Deutsch `Judenhof´ nannte. Der Familienname `Hofmann´ leitete sich davon ab, dass wir das erste Haus neben dem Eingang zum Judenhof hatten. […] Mein Großvater betrieb einen Kurzwarenladen. Mein Urgroßvater war ein Leinenweber, da Juden [nach dem Judenedikt von 1813] angehalten wurden, ein Gewerbe zu erlernen […] Mein Vater, Louis Hofmann, war mit einem Meter fünfzig sehr klein und wurde deshalb nicht im Ersten Weltkrieg als Soldat eingezogen. Er war ein Bankier. Meine Mutter Lina, geborene Thalheimer, war sehr orthodox, mein Vater hingegen war nicht so extrem religiös.

Kissingen war ein internationaler Badeort und viele Größen der Zeit wie Bismarck und Kaiserin Elisabeth von Österreich verbrachten ihre Zeit hier. […] Mein Vater hatte viele Freunde unter den Kurgästen. Das war später hilfreich, um meinen Bruder und mich nach Amerika zu bringen. Wir führten ein schönes unbeschwertes Leben bis 1923, als der Hitler-Putsch den Antisemitismus verstärkte. […] Wir Kinder wurden von unseren Mitschülern, nicht von unseren Lehrern schlecht behandelt. Mein Grundschullehrer sprach mich an, als ich den jüdischen Friedhof noch einmal besuchte, bevor ich nach Amerika ging. Er sagte: `Wir haben uns gegen dein Volk versündigt und wir werden dafür bestraft werden.´ Sie [die Deutschen] verloren dann auch den Zweiten Weltkrieg. –

Meine Familie war in der jüdischen Gemeinde sehr engagiert. So erzählte mir mein Vater, dass er und seine Schwestern jede Woche 5 Pfennige von den jüdischen Familien gesammelt hätten, als die Kultusverwaltung einen Leichenwagen kaufen wollte. Derselbe Leichenwagen brachte dann meinen Vater zum Friedhof, als er 1933 starb. […] Mein Großvater war ein Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Mein Onkel war Vorstand der jüdischen Kultusverwaltung und mein Vater war [in der Gemeinde] ebenfalls sehr engagiert“ (Ernst Hofmann, „Remembrances of things past“, zitiert nach H.-J. Beck, Kissingen war unsere Heimat, S.736ff).

martin and ernst
Die Geschwister Martin und Ernst Hofmann


Quellenangaben


Bildnachweise


© Emily Hofmann



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