Personendaten
Holländer Heinrich
Eltern: Georg Holländer and Mina geb. Schloss
Geschwister: Joseph, Armin, Ricka verh. Löwentritt, Semi, Frieda verh. Metzger, Meta verh. Schiff, Arne, Moritz
Ehefrau: Nancy geb. May
Kinder: Hortense, Selma, Irwin Henry
wandert bereits im Oktober 1888 in die USA aus
Biografie
Heinrich Holländer war einer der zahlreichen Schüler aus den ländlichen Gebieten der Rhön und des Grabfeldes, die die Kissinger Realschule, die Vorläuferschule des heutigen Jack-Steinberger-Gymnasiums, besuchten und während dieser Zeit in der fränkischen Kurstadt wohnten. Er kam im November 1871 als erstes Kind von Georg Holländer und seiner Frau Mina geb. Schloss in Bibra (heute Landkreis Schmalkalden/Meiningen) zur Welt. Die Wurzeln der alteingesessenen und im thüringischen Grabfeld weit verbreiteten Familie Holländer lassen sich bis ins 18. Jahhundert zurückverfolgen. Heinrichs Vater war ein angesehener Lehrer, der zwischen 1862 und 1876 in Bibra unterrichtete und danach ins benachbarte Berkach versetzt wurde, wo er bis 1898 als Lehrer angestellt war. Große Verdienste erwarb sich Heinrichs Vater für die jüdische Gemeinde in Bauerbach, wo er geboren wurde. Vor allem seinem Engagement war zu verdanken, dass die erforderlichen Mittel für den Neubau der Synagoge beschafft werden konnten. Bei der feierlichen Einweihung im Jahr 1892 übernahm Georg Holländer die musikalische Gestaltung.
Heinrich Holländer - sein ältester Sohn - trat im Oktober 1883 in die 3. Klasse der Kissinger Realschule ein und machte im August 1887 einen guten Schulabschluss. Während dieser Zeit wohnte er in der Kurstadt, die genaue Wohnadresse ließ sich bislang noch nicht ermitteln.
Bereits ein Jahr später kehrte Heinrich seiner Heimat den Rücken und entschied sich für ein Leben in den Vereinigten Staaten. Ob es Unternehmungslust, die Hoffnung auf bessere Zukunftsperspektiven in der Neuen Welt war oder ob seine Eltern ihn in die USA schickten, weil Georg Holländer die mittlerweile elfköpfige Familie mit seinem Einkommen als Dorfschullehrer nicht mehr ernähren konnte, die Gründe für den damals noch nicht einmal 17-Jährigen, diesen Schritt zu unternehmen, lassen sich nur erahnen. Heinrich ließ sich im Oktober 1888 in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio nieder und nannte sich nach seiner Einbürgerung 1893 Henry Hollander. Möglicherweise fand Heinrich zunächst bei Verwandten Unterstützung, die sich um den jungen Mann kümmerten. Jedenfalls waren schon vor diesem Zeitpunkt Familienmitglieder in die USA ausgewandert, beispielsweise 1867 Moritz Holländer aus Bauerbach.
Heinrichs Mutter Mina starb im November 1908, sein Vater Georg wurde 74 Jahre alt, er starb im März 1916.
Über Henrys weiteren Lebensweg ist nicht viel bekannt. Er arbeitete als Buchhalter und später als Bankangestellter. Im Februar 1900 heiratete er die 1874 in Ohio geb. Nancy May, deren Eltern um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus Deutschland eingewandert waren. 1905 wurde Henrys und Nancys älteste Tochter Hortense geboren, die 1914 bereits im Kindesalter verstarb. Tochter Selma erblickte 1907 das Licht der Welt und Sohn Irwin Henry folgte 1912.
Von Henrys acht jüngeren Geschwistern starben die meisten bereits vor der NS-Zeit bzw. in der NS-Zeit noch vor den Deportationen: Joseph (1875 -1936), Ricka (1877 -1929), Semi (1878 - 1908), Moritz (1886 - 1923), Armin (*1876) starb 1941 in Unna (Nordrhein-Westfalen). Der dort für ihn verlegte Stolperstein lässt erkennen, dass er sich aus Verzweiflung erhängt hat. Auch Heinrichs Bruder Arno (*1883 in Berkach), wurde ein Opfer der Shoa, er wurde zusammen mit seiner Frau Elly und 200 weiteren jüdischen Bürgern der Stadt Köln in das Zwangsarbeitslager Bardenberg bei Aachen verlegt und von dort 1942 ins Ghetto Minsk deportiert und ermordet. Frieda verh. Metzger (1881 - 1944) emigrierte 1934 mit ihrem Ehemann nach New York, wo sie 10 Jahre später starb. Auch Henrys Schwester Meta, die mit dem aus Oberthulba stammenden Seligmann Schiff verheiratet war, gelang 1936 die Flucht in die USA, wo bereits ihr Sohn Albert lebte.
Henry Hollander und seine Familie lebten in Hamilton im Bundesstaat Ohio, seine Frau Nancy starb dort im August 1942, Henry überlebte sie noch um 10 Jahre, er starb im Oktober 1952 im Alter von 80 Jahren. Wesentliche Informationen vor allem zur Genealogie der Familie sowie die zahlreichen Fotos verdanken wir Nachkommen der Familie, so Suzanne Epstein (eine Enkelin von Armin Holländer, einem Bruder Henrys) und Margaret Maimon (einer Urenkelin Henrys), die die Familiengeschichte auf der Datenbank Ancestry dokumentiert haben.
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Aus dem Fotoalbum
Quellenangaben
Schülerakte des Jack-Steinberger-Gymnasiums
Datenbank Ancestry, Suzanne Hollander Family Tree-1
Datenbank Ancestry, Suzanne Hollander Family Tree -1 - Henry Hollander, Ereignisse
Datenbank Ancestry, Margaret Garrels Maimon Family Tree
Datenbank Ancestry, Henry Hollander in der Sammlung USA, Reisepassanträge, 1795-1925
Datenbank Ancestry, Föderale Volkszählung 1900
Datenbank Ancestry, Föderale Volkszählung 1940
Henry Hollander in der Sammlung USA, Find a Grave-Index, 1600 - heute
Alemannia Judaica Bibra, Abschnitte zur Schule sowie Abschnitt zu Dokument zu Lehrer Georg Holländer (1872)
Alemannia Judaica Bauerbach, Abschnitte zur Geschichte der Synagoge
Informationen Dr. Frank Ahland, Stadtarchiv Unna inclusive der von iuhm zur Verfügung gestellten Quellen (Rede Jürgen Düsberg zur Stolpersteinverlegung, Auszüge aus Artikel des Hellweger Anzeigers,9.7.1993, "Wurde Armin Holländer Opfer der Gestapo?"), Mail v.15.8.2023
Datenbank Myheritage, Aufzeichnungen Arno Holländer
Datenbank Genicom, Arno Holländer
Datenbank Myheritage, Schönberg-Website, Frieda Holländer
Bildnachweise
© Datenbank Ancestry, Fotosammlung Suzanne Epstein und Margaret Garrels Maimon
Grabstein Georg Holländer © Rudolf Walter
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