Personendaten


Kugelmann Bernhard

Nachname
Kugelmann
Vorname
Bernhard
Geburtsdatum
09.05.1877
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: David und Johanna Kugelmann geb. Wormser
Geschwister: Charlotte/Lotte verh. Stahl, Fritz, Bertha verh. Weinstein, Hugo, Regina/Ina verh. Marx, Ida verh. Kahn
Ehefrau: Else Bernstein

Adresse

Theresienstraße 22 (heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Ingenieur und Patentanwalt
Emigration/Deportation

1938 emigriert nach New York

Sterbeort/Sterbedatum
Miami - 02.02.1969

Biografie


Bernhard Kugelmann gilt als einer der Pioniere für die technische Weiterentwicklung des Telefons, bei dem man  selbst mittels einer Wählscheibe ohne die Vermittlung durch ein Fernsprechamt die Verbindung herstellen konnte.

Er stammte aus einer sehr angesehenen Kissinger Familie. Sein Vater David Kugelmann war mit der aus Oberlauringen stammenden Johanna geb. Wormser verheiratet.

Bernd Kugelmann wurde als viertes von sieben Kindern am 9. Mai 1877 in der Badestadt geboren. Er wohnte bei seinen Eltern, deren Kunst- und Antiquitätengeschäft sich am Rosengarten befand, wo die Familie auch wohnte.
 

Gerburtshaus-bernhard-kugelmannpostcard-von-Onkel-Dick-Kopie
Geburtshaus Bernhard Kugelmanns (hier Eingang Theresienstraße 3 alte Zählung)


 Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Würzburg absolvierte er die Technische Hochschule in München, an der er zum Diplomingenieur ausgebildet wurde. Ein schwerer Unfall bei einem Militärmanöver verhinderte seine Tätigkeit in der Industrie. Deshalb widmete sich der junge Ingenieur privaten Studien, die zur Erfindung eines „Selbsttätigen Fernsprechvermittlung-Systems“ führten. 1903 meldete Kugelmann diese Erfindung beim Reichspatentamt an und ließ sich in den nächsten Jahren auch technische Weiterentwicklungen des Systems patentieren. Er bot seine Erfindung dem Reichspostamt an, das ihn aufforderte, nach Berlin zu kommen und seine Ideen vorzutragen. Bei der Besprechung in den „Kaiserlichen Telegraphenapparat-Werkstätten“ erfuhr er, dass diese sich seit Jahren mit dem Problem der automatischen Verbindungsherstellung beschäftigten, das 1889 in den USA von A.B. Strowger entwickelte System aber als technisch zu aufwändig und zu kostspielig verworfen hatten. Kugelmanns Lösung verlangte dagegen wesentlich weniger Aufwand an Schaltstellen und Gebäuden und damit auch geringere Kosten für den Telefonkunden.

Nach 1903 arbeitete der Kissinger Ingenieur in Kooperation mit dem inzwischen in Berlin ansässigen Loewe-Konzern (Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken), der neben Waffen und Munition auch Werkzeugmaschinen herstellte, an einer praktikablen Umsetzung der „Dial-Telephonie“ und kombinierte seine Erfindung mit dem Strowger’schen System. Die damals größte Telefonfirma in Europa, "Siemens & Halske", sah darin eine gefährliche Konkurrenz, und „so kam es, dass ‚Siemens und H.‘ in den Jahren 1903 bis 1907 sämmtliche [!] Kugelmannpatente auf dem Processweg bekämpfte, jedoch ohne den geringsten Erfolg“ (handschriftlicher Bericht „Frühzeit der Dial-Telephonie, Pioneer-Arbeit des Dipl. Ing. Bernd Kugelmann“ in : Leo Baeck-Institut, Center for Jewish History, New York, Bernhard Kugelmann Collection). Nach einer Einigung zwischen beiden Seiten arbeitete Kugelmann in den folgenden Jahren mit "Siemens & Halske" an der Weiterentwicklung des Systems. Auch in den USA ließ er sich zwei seiner Erfindungen patentieren und verkaufte Lizenzen an dortige Telefonfirmen. Auf der Weltausstellung in Mailand im Jahr 1906 wurde Kugelmanns Erfindung zum ersten Mal öffentlich gezeigt, ein Modellsatz fand auch Aufnahme im Deutschen Museum in München. Das erste deutsche „Dial-Telephon-Amt“ wurde im Jahr 1908 in Hildesheim gebaut. Die Skepsis gegenüber der neuen Form des Telefonierens blieb zunächst aber noch groß, weil sich das Publikum nur langsam an die Wählscheiben gewöhnte.

Bernd Kugelmann studierte, weil der wirtschaftliche Erfolg seiner Erfindung zunächst ausblieb, an der Universität Berlin Jura und absolvierte das Patentanwaltsexamen. Er eröffnete daraufhin eine Patentanwaltskanzlei, die sich schnell und erfolgreich entwickelte. Der Erste Weltkrieg unterbrach den Aufstieg der Dial-Telephonie und auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren die Erfolgsaussichten der neuen Technik in einer verarmten Welt gering. Bernd Kugelmann wurde 1915 in Breslau für kurze Zeit zum Militär eingezogen, bald aber nach Berlin abkommandiert als Chefingenieur der „Signalabteilung“. Nach dem Krieg wurde er Chef der Abteilung „Eisen“ im Reichsverwertungsamt, bevor er 1919 wieder seine Tätigkeit als Patentanwalt aufnahm. In den 1920er-Jahren begann dann überall der Bau der „Dial-Anlagen“, und Kugelmann profitierte noch von einer fünfjährigen Verlängerung seiner Patente. Vor allem blieb ihm zeitlebens die „Genugtuung, dass seine Gedanken den Siegeslauf der Dialtelephonie ermöglichte[n].“ (handschriftlicher Bericht „Frühzeit der Dial-Telephonie, Pionier-Arbeit des Dipl. Ing. Bernd Kugelmann).

Bezeichnend ist, dass in den Firmenarchiven von "Siemens und Halske" lange Zeit keine Aufzeichnungen über die Frühzeit der Dialtelephonie zu finden waren, weil die NS-Regierung im Wernerwerk in Berlin alles vernichtet hatte, was an einen jüdischen Erfinder erinnerte.

Bernd Kugelmann war seit 1938 mit der in Breslau geborenen Else Bernstein verheiratet, deren Vater Max Bernstein Mitinhaber einer großen Reederei war.

Im Jahr 1938 war Bernd Kugelmann nach New York emigriert und starb am 2. Februar 1969 in Miami/Florida hochbetagt mit 92 Jahren. Seine Frau Else starb dort im Dezember 1980. Offensichtlich hat sich Bernd Kugelmann in den 1950er-Jahren kurzzeitig in Bad Kissingen aufgehalten, denn ein Schreiben des Deutschen Museums an ihn aus dem Jahre 1953 ist adressiert an „ Herrn Dipl.-Ing.Bernhard Kugelmann z.Zt. Bad Kissingen Balling-Haus“.

Uncle-Dick-(Bernhard-Kuggleman)
Uncle-dick-and-Elsa
Bernhard Kugelmann mit seiner Frau Else Bernstein


 

263_ 80. Geburtstag von Bernhard Kugelmann -Aufbau 10.05 1957
Zeitungsartikel im "Aufbau" zum 80. Geburtstag Bernhard Kugelmanns (10.05.1957)

263_Selbsttätiger Telefonumschalter b. Kugelmann
Selbsttätiger Telefonumschalter (Patent Bernhard Kugelmann)

         


Quellenangaben


Bildnachweise


Zeitungsartikel © Aufbau, 10.05.1957externer Link
Foto Automatischer Telefonumschalter © Leo Baeck-Institut, Center for Jewish History, New York, Bernhard Kugelmann Collectionexterner Link
Personenfotos © Die Personenfotos wurden uns freundlicherweise von Pamela Lessing zur Verfügung gestellt, Ihre Großmutter Ida Kahn geb. Kugelmann war eine Schwester Bernhard Kugelmanns.



Zurück zur Liste