Personendaten


Landauer Sofie

Nachname
Landauer
Geburtsname
Stühler
Vorname
Sofie
Geburtsdatum
17.02.1914
Geburtsort
Hammelburg
Weitere Familienmitglieder

Eltern: August und Hedwig Stühler
Geschwister: Rudolf
Ehemann: Siegfried Landauer

Adresse
Beruf/Ämter
(Realschülerin)
Emigration/Deportation

emigriert im Mai 1935 nach Südafrika (Johannesburg)

Sterbeort/Sterbedatum
East London/Southafrica - 1995

Biografie


Sofie Landauer geb. Stühler gehörte zu den aus dem Landkreis stammenden Schülern, die die Kissinger Realschule besuchten. Sie stammte aus einer angesehenen Hammelburger Kaufmannsfamilie, die dort am Marktplatz ein Manufakturwaren- und Schuhgeschäft besaß, das der Großvater Bernhard Stühler gegründet hatte und zusammen mit Sofies Vater betrieb. Sofie kam am 17. Februar 1914 als Tochter von August Stühler und dessen Frau Hedwig in Hammelburg zur Welt.

Nach dem Besuch der Volkschule ging sie zunächst aufs Hammelburger Progymnasium, wechselte dann aber im April 1927 aus der dritten Klasse in die 4. Klasse der Kissinger Realschule. Sie wohnte während dieser Zeit weiter bei ihren Eltern in Hammelburg und fuhr täglich nach Bad Kissingen in die Schule. Ende des Schuljahrs 1927/28 trat sie wieder aus der Schule aus. Warum sie trotz guter Noten nur ein Jahr blieb, ist aus den Akten nicht ersichtlich.

Über ihr weiteres Leben ist nur wenig bekannt. 1930 lebte sie in Horb am Neckar. Möglicherweise lernte sie dort ihren späteren Ehemann Siegfried Landauer kennen, der aus Rottweil stammte. Siegfried Landauer emigrierte bereits 1933 nach Südafrika. Im Mai 1935 folgte ihm Sofie Landauer nach Südafrika, wohin ein Jahr später auch ihre Eltern und ihr Bruder Rudolf flohen. 

Siegfried Landauer etablierte sich im südafrikanischen East London zu einem erfolgreichen Geschäftsmann, der weltweit, besonders in den USA, auf Geschäftsreisen unterwegs war. Auch in der Jüdischen Reformgemeinde von East London war er aktiv und wurde 1955 in das Gemeindekomitee gewählt.

Sofie Landauer starb in Südafrika im Jahr 1995, ihr Mann war bereits 1978 gestorben. Auch ihre Eltern erreichten beide ein hohes Alter: Ihr Vater August Stühler lebte bis 1965, die Mutter bis 1972.  


Auch wenn Sofie Landauers Verhältnis zu Deutschland durch die Erfahrungen der NS-Zeit belastet blieb, so empfand sie doch Hammelburg zeitlebens als ihre Heimat, wie sie 1993 in einem Interview mit dem Deutschlandfunk zum Ausdruck brachte:

"Heimat ist nicht Deutschland für mich, das ist Hammelburg. Wenn ich da hingeh', dann denk ich nicht, dass ich so lange fort war, obwohl alles anders ist: dass der Gänsehirt nicht mehr die Gänse über den Marktplatz nimmt, sondern am Marktplatz traffic lights sind. Das ist schon ganz anders ... Aber, die Atmosphäre ist noch die gleiche und ich kenn noch den alten Lindenbaum ... und die paar Menschen, die noch übrig sind, die sind genau noch, wie sie früher waren. Das ist für mich Heimat. Hammelburg, das gehört zu mir, da konnt' auch der Hitler nix dran ändern, aber Deutschland selbst, wollen wir sagen, das zieht mich nicht an. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können?“ 

523_Manufakturwarengeschäft Stühler, Hammelbur, Marktplatz 7 (Haus Bildmitte)
Manufakturwarengeschäft Stühler, Hammelburg, Marktplatz 7
 
523_ Sofie Landauer
Manufakturwarengeschäft Stühler, Hammelburg, Marktplatz 7


Quellenangaben


Schülerakte des Jack-Steinberger-Gymnasiums
Victims of holocaust Hammelburgexterner Link
Datenbank Ancestry, Adressbücher aus Deutschland und Umgebung, 1815-1974externer Link
Datenbank Ancestry, Hamburger Passagierlisten, 1850-1934externer Link
East London Progressive Jewish Congregation Temple Hillel, 5. List of Burials and Cremations externer Link
Interview mit Sofie Landauer, Deutschlandfunk, 1993. Der Text wurde mir freundlicherweise von Hans-Jürgen Beck weitergegeben, der ihn Peter Zoll, Hammelburg verdankt.

Bildnachweise


© Petra Kaup-Clement, Victims of Holocaust Hammelburgexterner Link
© Karl Stöckner, Stadtarchiv Hammelburg



Zurück zur Liste