Personendaten


Baumblatt Hermann

Nachname
Baumblatt
Vorname
Hermann
Geburtsdatum
11.05.1864
Geburtsort
Theilheim/Landkreis Schweinfurt
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Isak und Marianne Baumblatt geb. Fleischer
Ehefrau: Sara Baumblatt geb. Neuburger
Kinder: Arthur und Martha Baumblatt

Adresse

Badgasse 4

Beruf/Ämter
Bäckermeister
Emigration/Deportation

Mai 1942 Zwangseinweisung Jüdisches Altersheim Würzburg
September 1942 deportiert von Würzburg nach Theresienstadt

Sterbeort/Sterbedatum
Theresienstadt - 18.11.1942

Biografie


Hermann Baumblatt wurde am 11. Mai 1864 als Sohn des Itzak Baumblatt und dessen Ehefrau Marianne Fleischer in Theilheim bei Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt geboren.

Am 12. Mai 1895, also einen Tag nach seinem 31. Geburtstag, heiratete der gelernte Bäckermeister im nahen Obereuerheim die dort aufgewachsene Sara Neuburger und zog mit ihr im Juni nach Bad Kissingen. Schon zu Anfang der 1890er Jahre hatte Baumblatt in Bad Kissingen das Anwesen Badgasse 4 von Simon Löwenthal jun. erworben und beabsichtigte dort nun unmittelbar nach seiner Hochzeit mit Bauantrag vom 20. Mai 1895 die Errichtung einer Bäckerei. Dies wurde ihm schließlich mit der Endabnahme im November 1896 genehmigt. Fünf Monate zuvor hatte seine Frau am 12. Juni 1896 ihren Sohn Arthur geboren, der am 15. September 1917 mit 21 Jahren im Ersten Weltkrieg fiel. Das zweite Kind, eine Tochter namens Martha, wurde am 22. August 1900 geboren. Sie konnte im Jahr 1937 vor den Nazis nach Tel Aviv fliehen. Sieben Jahre nach seinem Zuzug erhielt Baumblatt endlich am 13. November 1902 seine offizielle Ernennungsurkunde als Bürger der Stadt Bad Kissingen.

Als die Situation während der NS-Zeit auch für die Familie Baumblatt immer aussichtsloser wurde, bemühte sie sich nach Aussagen einer langjährigen Hausgehilfin um eine Auswanderung, doch nur Tochter Martha gelang die Flucht nach Palästina. Die Baumblatts hatten ein gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn und Hermann Baumblatt galt als "armer ehrlicher Jude, der an sich keine Feinde gehabt hat" (Zeugenaussage Georg Lehner im Rückerstattungsverfahren von 1961). Doch die Einschüchterungen der örtlichen Nationalsozialisten führten zum Abbruch der nachbarschaftlichen Kontakte, "weil oft ein Uniformierter, ich meine, es wären große Hitlerjungen gewesen, vor dem Ausgang der Baumblatts standen und aufpassten, ob jemand zu ihnen ging" (Zeugenaussage Rosa Stuhlmüller, Nachbarin). In der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurden die Fenster bei den Baumblatts eingeschlagen und Leisten vom Laden heruntergerissen. Hermann Baumblatt wurde mit 27 anderen Bad Kissinger Juden inhaftiert und in sogenannte "Schutzhaft" ins Amtsgerichtsgefängnis gebracht, aus dem er am nächsten Tag wieder entlassen wurde. Aufgrund des anschließenden Judenboykotts musste auch Hermann Baumblatt Bäckerei und Haus in der Badgasse schließlich aufgeben und zog im Juli 1940 in die Hemmerichstraße 33. Zwei Jahre später musste er Anfang Mai 1942 in das „Judenhaus“ in der Maxstraße umziehen. Von dort wurde er bereits 19 Tage später am 20. Mai mit seiner Frau nach Würzburg in das dortige „Jüdische Unterkunftshaus“ in der Bibrastraße 6 verbracht.

Aus Würzburg wurde Hermann Baumblatt gemeinsam mit seiner Ehefrau am 10. September 1942 mit dem Transport Nr. II/25 unter der Evakuierungsnummer 927 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Seine Todesfallanzeige weist als Todestag den 18. November 1942 aus und gibt als Todesursache – wie bei seiner Frau Sara - Darmkatarrh an.  

(Stolpersteinbiografie Robert Gross mit geringfügigen Ergänzungen)

35_Werbeanzeige Bäckerei Hermann Baumblatt, Bad Kissingen Israelit 19111903


Quellenangaben


Bildnachweise


Kissinger Adressbuch 1903 © Stadtarchiv Bad Kissingen



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