Personendaten


Regensburger Paul

Nachname
Regensburger
Vorname
Paul
Geburtsdatum
01.12.1896
Geburtsort
Nürnberg
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Louis und Bella Regensburger geb. Marx
Geschwister: Kurt, Walter, Fritz
Ehefrau: Elvira

Adresse

Kurhausstraße 26 (alte Zählung) heute 12

Beruf/Ämter
Kaufmann
Emigration/Deportation

September 1943 deportiert nach Auschwitz
Überlebender - nach dem Krieg in die USA ausgewandert

Sterbeort/Sterbedatum

Biografie


Paul Regensburger war das zweite von vier Kindern  des in Westheim geborenen „Generalagenten“ Louis Regensburger und dessen aus Nürnberg stammender Ehefrau Bella Regensburger geb. Marx. Die Familie lebte zunächst in Nürnberg, wo alle vier Söhne des Ehepaars zur Welt kamen. Paul wurde am 1. Dezember 1896 geboren.

1914 zog die Familie in die fränkische Badestadt in die Kurhausstraße und betrieb zunächst ein Hotel garni, das in den 1930er Jahren zum angesehenen Sanatorium „Bella Regensburger“ ausgebaut und nach dem Tod von Louis Regensburger von Pauls Mutter geleitet wurde.

Paul Regensburger wurde Kaufmann und lebte später in Berlin-Charlottenburg. In den Sommermonaten 1936 bis 1938 war er kurzzeitig nochmals in Bad Kissingen gemeldet, vermutlich um seine Mutter und seinen Bruder zu besuchen. Im September 1938 hat er sich letztmals in Bad Kissingen nach Berlin-Charlottenburg abgemeldet.

Sein weiteres Schicksal ist nur in groben Zügen bekannt. In der Todesanzeige seines 1943 in New York verstorbenen Bruders Fritz wurde sein Name aufgeführt, allerdings - anders als bei den übrigen Angehörigen - ohne Hinweis auf den aktuellen Wohnort („früher Berlin“). Laut deutscher Minderheiten-Volkszählung 1939 war Paul Regensburger im Mai 1939 noch in Berlin-Wilmersdorf wohnhaft, in derselben Quelle ist als "Deportationsort" "Auschwitz" angegeben (Datenbank Myheritage, Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939externer Link). Als die Deportationen begannen, ist Regensburger offensichtlich untergetaucht und versuchte in einem Versteck die NS-Zeit zu überleben. Im September 1943 wurde er von Stella Goldschlag an die Gestapo verraten. (Stella Goldschlagexterner Link war selbst Jüdin, die sich nach ihrer Verhaftung unter dem Druck von Folter und um ihre Eltern vor der Deportation zu schützen zur Kollaboration mit der Gestapo bereit erklärte. Als sog. „Greiferin“ der Gestapo verriet sie Hunderte untergetauchter Juden, die dann verhaftet und deportiert wurden). Im Prozess gegen Stella Goldschlag 1957 in Berlin-Moabit sagte Paul Regensburger als Zeuge aus, „daß Stella ihn eines Tages gegen ein Uhr mittags am Kurfürstendamm/Ecke Joachimstaler Straße angesprochen habe. Er lebte in einem Versteck in Wilmersdorf, Stellas altem Wohnviertel, und die hübsche junge Frau kam ihm bekannt vor. »Wir kennen uns doch?« sagte sie. Sie sah aus, als ob es ihr nicht besonders gutginge.»Ja«, sagte Regensburger, »ich erinnere mich.« Stella bat ihn, sie zum Mittagessen einzuladen, sie habe Hunger. Regensburger ließ sich erweichen, da sie offensichtlich in wirtschaftlich schlechten Verhältnissen lebte, und ging mit Stella ins Cafe Klausener. Sie setzten sich an einen Zweiertisch und bestellten etwas zu essen, und Stella erzählte von ihrem traurigen Schicksal. Sie sagte, sie sei Jüdin und in großer Not, weil sie untergetaucht sei, wie Regensburger berichtete. Daraufhin erzählte er ihr, daß er auch Jude sei. Ein paar Minuten später stand Stella auf und sagte, sie müsse telefonieren. Als sie zurückkam, fragte Regensburger scherzend, ob sie ihren Freund angerufen habe. »Nein«, antwortete Stella, »diesmal nicht.« Das entsprach der Wahrheit und machte Stella nervös. Sie sah wiederholt zur Eingangstür. Regensburger ahnte noch immer nichts. Zehn Minuten später verließ Stella abermals den Tisch... Sekunden später stand Kommissar Dobberke mit ein paar Gestapo-Beamten vor Regensburger... Regensburger wurde ins Lager Große Hamburger Straße gebracht. Er gehörte zu den wenigen Gefangenen, denen es gelang, vom Zug nach Auschwitz abzuspringen, nachdem er das morsche Holz eines alten Güterwaggons zertrümmert hatte" (Auszug aus: Peter Wyden, Stella, S. 298fexterner Link - Peter Wyden war ein früherer Schulkamerad von Stella Goldschlag, der 1992 ein Buch über sie veröffentlichte). Unter welchen Umständen es Paul Regensburger gelang, nach seiner Flucht die Zeit bis Kriegsende zu überleben, ist nicht bekannt.

Nach dem Krieg reiste er - vermutlich inzwischen verheiratet mit Elvira Regensburger - erstmals 1948 nach New York, noch immer als deutscher Staatsbürger. Im selben Jahr stellte er auch einen Rückerstattungsantrag vor der Wiedergutmachungsbehörde für das Hotel Will in der Kurhaussstraße 12 in Bad Kissingen, in dem die Familie in den 1930er-Jahren ein renommiertes Sanatorium betrieben hatte. Die Familie verlor das Anwesen durch Zwangsversteigerung, ohne jemals dafür Geld bekommen zu haben.  Auch in den folgenden Jahren reiste das Ehepaar wiederholt zwischen den USA und Deutschland hin und her. Da Paul Regensburger 1948 im US-Sozialversicherungsindex aufgeführt ist, ist das Ehepaar wahrscheinlich in die USA ausgewandert.  


Quellenangaben




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