Personendaten


Rosenau Simon Hermann

Nachname
Rosenau
Vorname
Simon Hermann
Geburtsdatum
19.01.1861
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Salomon Rosenau und Fanny geb. Süßer
Geschwister: Karoline verh. Österreicher, Nathan, Flora verh. Straus, Albert, Hermann, Sigmund
Ehefrauen: Luise, dann Paula Feuchtwanger
Kinder: Ida verh. Bock, Hermann Sigmund Rosenau, Felicie verh. Wolff
aus 2. Ehe: Arthur

Adresse

Kurhausstraße 10

Beruf/Ämter
Juwelier, Gold- und Silberschmied
Emigration/Deportation

März 1933 emigriert nach Paris/Nizza
Oktober 1943 interniert im Sammellager Drancy und deportiert nach Auschwitz

Sterbeort/Sterbedatum
Auschwitz - genaues Todesdatum unbekannt

Biografie


Der Juwelier Simon Hermann Rosenau (teilweise auch als Hermann Simon Rosenau in den Quellen bezeichnet) stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in Bad Kissingen, deren Wurzeln sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Er wurde am 19. Januar 1861 als viertes Kind des Kaufmanns Salomon Rosenau und seiner Ehefrau Fanny Süßer geboren.  

In erster Ehe war Rosenau mit der aus Fürth stammenden Luise Feuchtwanger verheiratet. Am 26. Dezember 1892 schlossen sie in Zell am Main den Bund fürs Leben. Aus dieser Verbindung gingen drei Kinder hervor: 1893 Ida, ein Jahr später Hermann Sigmund und 1896 Tochter Felicie. Knapp zwei Jahre nach der Geburt von Felicie starb deren Mutter Luise am 6. August 1898 in München. Nach Ablauf des Trauerjahres heiratete Simon Hermann Rosenau deren fünf Jahre jüngere Schwester Paula Feuchtwanger in Eyb bei Ansbach. Nach jüdischer Tradition war es häufig so, dass der Witwer eine Schwester seiner verstorbenen Frau heiratete, weil man der Ansicht war, dass eine Tante die Kinder besser betreut als ein Fremder. Aus dieser Ehe stammte Sohn Arthur.

Neben seinem Juweliergeschäft und dem Wohnhaus in der Kurhausstraße 10 in Bad Kissingen, in dem die Rosenaus auch eine Kurpension betrieben, besaß Simon Hermann Rosenau noch ein Juweliergeschäft und ein Wohnhaus in München. In den Adressbüchern der Stadt Bad Kissingen firmierte er in den 1920er Jahren als Hofjuwelier. Die Familie hielt sich während der Kursaison von April bis September meistens in Kissingen auf, sonst in München. Nach dem Tod von Philipp Rosenau, dem Sohn seines berühmten Cousins und Juweliers Simon Rosenau übernahm er 1927 dessen Geschäft unmittelbar neben dem Eingang zum Kurgarten. 

Hermann Simons Enkeltochter Kate, die regelmäßig ihre Sommerferien im Haus ihrer Großeltern verbrachte, beschreibt ihren Großvater als jemand, dem Routine und Disziplin wichtig waren, der aber auch sehr liebevoll und unternehmungslustig mit seinen Enkeln umgehen konnte: "Für mich war mein Großvater mein Held. Er nahm mich mit auf unzählige Spaziergänge, besonders in Kissingen, in den Wald, um nach Maiglöckchen, Walderdbeeren und Champignons zu suchen. Die Pilze haben wir nie nach Hause mitgebracht, weil er befürchtet hatte, sie könnten giftig sein. Wir haben sie jedes Mal zur Kasse im Casino in Kissingen gebracht" (ebd. - Kap. 8).

Als Rosenau im September 1932 wie jedes Jahr zurück nach München ging, konnte er nicht ahnen, dass er seine Geburtsstadt nicht wiedersehen sollte. Als er wie gewohnt im März 1933 mit seiner Familie nach Bad Kissingen gehen wollte, erhielt er vom dortigen NSDAP-Ortgsruppenleiter Karl Renner einen Telefonanruf, in dem er ihm mit seiner Verhaftung durch die Nationalsozialisten drohte, falls er nach Bad Kissingen kommen sollte. Renner besaß selbst ein Juweliergeschäft und sah nach der "Machtergreifung" die Chance gekommen, seinen Konkurrenten, den er hasste, weil er auf dessen Erfolg neidisch war, (vgl. ebd. - Kapitel 9) auszuschalten. Auch Simon Rosenaus jüngster Sohn Arthur hatte in München einen Telefonanruf erhalten, in dem man ihm angedeutet habe, "man werde ihn aufhängen" (aus den Akten des Wiedergutmachungsprozesses 1957), und ein naher Verwandter der Rosenaus in Bad Kissingen war bereits Anfang März misshandelt worden.

Angesichts der bedrohlichen Lage verließ Rosenau Ende März 1933 mit seiner Ehefrau und seinen beiden Söhnen fluchtartig Deutschland und lebte zunächst in Paris, dann in Nizza. Am 1. September 1933 erging gegen Simon Hermann Rosenau ein „Reichsfluchtsteuerbescheid“. Da er „flüchtig“ und bereits außer Landes war, erließ die zuständige Finanzbehörde gegen ihn einen Steuersteckbrief und beschlagnahmte sein Vermögen. Die Reichsfluchtsteuer musste seit 1931 von allen Personen mit einem bestimmten steuerpflichtigen Einkommen oder Vermögen bezahlt werden, die ihren Wohnsitz im Deutschen Reich freiwillig aufgaben. In der NS-Zeit wurden die steuerpflichtigen Vermögensgrenzen stark herabgesetzt. Damit waren mit der Reichsfluchtsteuer vor allem Juden betroffen, die aus Furcht vor dem NS-Regime ihr Heimatland verlassen wollten. Im Spätsommer 1933 sahen sich Simon Hermann Rosenau und seine Familie einer besonders gehässigen Diffamierungskampagne mit der Überschrift „Juwelier Rosenau hetzt aus Paris gegen das neue Deutschland“ in der NS-Zeitung „Fränkisches Volk“ ausgesetzt. Am 20. September verschärfte die Zeitung ihren Angriff auf Rosenau und dessen Familie. Voller Zynismus forderte das NS-Blatt gegen Ende des Artikels ihre Deportation in das Konzentrationslager Dachau bei München.

Diese Drohung des NS-Presseorgans sollte sich leider für die Rosenaus bewahrheiten. Als 1942 die Alliierten in Nordafrika landeten, besetzten deutsche Truppen auch das südliche Frankreich und damit begannen auch hier die Deportationen. Am 23. Oktober 1943 wurden Simon Hermann Rosenau und seine Frau Paula  im Lager Drancy interniert, von wo aus sie fünf Tage später am 28. Oktober mit dem 61. Konvoi nach Auschwitz deportiert wurden.  Dort wurden sie wahrscheinlich unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Der genaue Zeitpunkt ihres Todes ist unbekannt. Simon Hermanns Sohn Hermann war schon kurz vorher deportiert worden und wurde ebenfalls in Auschwitz ermordet.

Simon Hermann Rosenaus Enkelin Kate Kallenbach schreibt in ihrer Familiengeschichte: "Mein Großvater war 83 als er deportiert wurde. - hundert Prozent gesund und er schwamm noch täglich im Mittelmeer. Welch Tragödie, dass er nicht einige Monate früher eines natürlichen Todes sterben konnte... Es war mehr als traurig miterleben zu müssen, dass [er und seine Familie] zu den allerersten gehörten, die Hitlers Umklammerung entkamen, nur um in Südfrankreich für die Deportation gefasst zu werden" (Kate L. Kallenbach, My memoirs - a letter to my son, Kapitel 9, S. 15).  

Paula Rosenau und ihre Familie
Paula Rosenau (links) daneben (hintere Reihe) Hermann Sigmund und Ida sowie Ehemann Simon Herrmann. In der ersten Reihe vor ihr Arthur und Felicie (Lizzy). Die Kinder Hermann, Ida und Felicie stammte aus der 1. Ehe ihres Mannes mit ihrer verstorbenen Schwester Luise
Simon-Hermann-Rosenau-und-seine-Frau-Paula
Das letzte Foto des 83jährigen Simon Hermann Rosenau und seiner Frau Paula aufgenommen in Nizza kurze Zeit vor der Deportation nach Auschwitz

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Silbernes Teeservice aus der Werkstatt Simon Herrmann Rosenau in München (siehe Gravur im Boden der Gefäße), das dieser 1913 seiner Tochter Ida zur Hochzeit schenkte. Das Teeservice ist heute im Besitz des Urenkels Gary Kallenbach


Quellenangaben


Bad Kissinger Stolpersteine/Stolpersteinlisteexterner Link
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenzexterner Link
Yad Vashem Zentrale Datenbank…externer Link
Münchner Gedenkbuchexterner Link
Oberstes Rückerstattungsgericht Nürnberg, Dritter Senat, Entscheidungen Nr. 576-632, Band VII, 1957, S. 59)
Kate L. Kallenbach, My memoirs - a letter to my son, Kapitel 9 (Familiengeschichte; Kate L. Kallenbach ist die Enkelin Simon Hermann Rosenaus)

Bildnachweise


© Gary Kallenbach



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