Personendaten
Seelig Alfred
Eltern: Isaak Seelig und Klara geb. Friedmann
Geschwister: Rosa, Jakob, Hedwig, Regina verh. Tachauer
Ehefrau: Hedwig geb. Pollak
Kinder: Herbert
März 1939 emigriert in die USA
Biografie
Alfred Seelig kam im Mai 1888 als jüngstes Kind von Isaak und Klara Seelig geb. Friedmann in Bad Kissingen zur Welt. Sein älterer Bruder Jakob fiel 1918 im Ersten Weltkrieg und die beiden älteren unverheirateten Schwestern Rosa und Hedwig führten bis 1938 ein koscheres Hotel in Bad Kissingen, das großes Ansehen genoss. Beide wurden nach Polen deportiert und ermordet. Die älteste Schwester Regina verh. Tachauer konnte nach England emigrieren und überlebte.
Alfreds Vater Isaak war Schochet in Bad Kissingen und vermittelte seinen Kindern eine tiefe religiöse Bindung. So war es nicht verwunderlich, dass sich Alfred für einen religiösen Beruf entschied. Er wurde Lehrer und Kantor und war seit 1909 als israelitischer Religionslehrer in Bad Orb tätig. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Kriegsfreiwilliger teil (vgl. Hanno Müller, Juden in Friedberg, S. 282). Im Oktober 1918 heiratete Alfred Seelig in Worms die im hessischen Egelsbach geborene Hedwig Pollack.
Als 1920 seine Mutter starb, hielt Alfred Seelig eine bewegende Abschiedsrede. Im Oktober desselben Jahres nahm Alfred Seelig eine Stelle als Lehrer, Kantor und Schochet im hessischen Friedberg (Wetteraukreis) an und übte diese Tätigkeit „19 Jahre lang aufopfernd und mustergültig“ (Ebd.) aus. Seit Januar 1937 unterrichtete Alfred Seelig an der Jüdischen Bezirksschule in Bad Nauheim. Seine Frau Hedwig engagierte sich aktiv in der Jüdischen Gemeinde, so übernahm sie 1932 den Vorsitz eines jüdischen Frauenvereins („Frauen Kippe Gemiluth Chesed“), der sich um das Bestattungswesen und die Unterstützung Hilfsbedürftiger kümmerte (Alemannia Judaica Friedberg). Ihr gemeinsamer Sohn Herbert besuchte die Jüdische Schule in Friedberg, an der sein Vater unterrichtete.
Während des Novemberpogroms wurde Alfred Seelig Zielscheibe des gewaltsamen NS-Terrors: „Im November 1938 wurde ich wie viele meiner Glaubensgenossen nach dem Lager Buchenwald verschleppt, wo ich bei grausamster Behandlung fünf Wochen leiden musste. Als ich am 17. Dezember entlassen wurde, fand ich mein Heim und meine Synagoge zerstört und völlig ausgeraubt. Nicht ein Kleidungsstück, noch Leib- und Bettwäsche als auch Lebensmittel waren vorhanden, als ich aus dem Konzentrationslager zurückkehrte“ (Hans-Helmut Hoos, Kehilla Kedoschah - Spurensuche, Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Friedberg, 2009, S. 231 zitiert nach Ebd.).
Um dem NS-Terror zu entrinnen, emigrierte Alfred Seelig im März 1939 mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten. Die Familie lebte 1940 laut US-Census in Covington, Kenton, Kentucky und 1946 in Cincinnati/Ohio. Alfred Seelig starb im April 1964 in Covedale, Hamilton County, er wurde 75 Jahre alt. Seine Frau überlebte ihn noch um zwanzig Jahre, sie starb im August 1984. Ihr Sohn Herbert verstarb im August 2013 im Alter von 93 Jahren in Ohio (Datenbank Legacy, Obituary).
Quellenangaben
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S.713ff
Hanno Müller, Juden in Friedberg, 2018, S. 282
Alemannia Judaica Friedberg
Seelig Alfred in the US-Census 1940, Datenbank Ancestry
Datenbank Legacy Obituary
Datenbank Ancestry,Worms, Deutschland, Heiratsregister 1876-1923
Datenbank Ancestry, New Yorker Passagierlisten
Datenbank, Kentucky, Einbürgerungsregister, 1906-1991
Datenbank Ancestry, Findagrave memorial
Datenbank Ancestry,USA, Find A Grave-Index, 1600-heute, Hedwig Seelig
Bildnachweise
© Sammlung M. Kingreen
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