Personendaten


Sieber Johanna

Nachname
Sieber
Geburtsname
Michel
Vorname
Johanna
Geburtsdatum
01.06.1906
Geburtsort
Edelfingen bei Mergentheim
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Abraham und Minna Michel
Geschwister: Heinrich und Jakob
Ehemann: Stefan Sieber

Adresse

Schulgasse 3

Beruf/Ämter
Friseuse
Emigration/Deportation

Dezember 1939 Inhaftierung in Ravensbrück
1942 deportiert nach Bernburg a.d. Saale

Sterbeort/Sterbedatum
Bernburg a.d. Saale - 14.04.1942

Biografie


Johanna (Hanni) Sieber geb. Michel wohnte nur kurze Zeit in Bad Kissingen.

Sie wurde am 1. Juni 1906 geboren und wuchs als zweites von fünf Kindern in der Händlerfamilie Abraham Michel und Minna geb. Widawski in Edelfingen und Würzburg auf. Ihr Vater war von Beruf Buchbinder. Hanni besuchte die Schule im Ursulinerkloster in Würzburg und ließ sich dann als Friseuse ausbilden. 1923 ging sie zunächst in die mittelfränkische Stadt Fürth und war dort und nachfolgend in Würzburg, Bad Kissingen, Bremen und Hamburg in ihrem Beruf tätig.

Ab Oktober 1927 hielt sich die junge Friseuse in der unterfränkischen Kurstadt Bad Kissingen auf, ihr Arbeitgeber war Fritz Reußenzehn, der in der Kirchgasse einen Friseursalon mit Massage- und Fußpflegepraxis führte. Bereits im Mai 1928 zog die damals noch ledige Hanni weiter nach Leipzig.

Im Jahr 1929 kam sie dann nach Ochsenfurt, wo sie schon bald Stefan Sieber kennenlernte, den sie 1931 heiratete. Stefan Sieber, der als Monteur beschäftigt war, war katholisch, so dass sich das Ehepaar auch katholisch trauen ließ. Johanna trat dann 1933, vielleicht auch erst 1935 offiziell zum katholischen Glauben über (widersprüchliche Angaben in den Quellen). Sie arbeitete auch in Ochsenfurt weiterhin als Friseurgehilfin, bis im Dezember 1938 ihr Leben eine verhängnisvolle Wendung nahm. 

Die Gestapo Würzburg nahm Ermittlungen gegen sie und einen nichtjüdischen Bekannten auf, denen sie sexuelle Beziehungen vorwarf. Dieser Verstoß gegen die "Nürnberger Rassegesetze" wurde von den NS-Behörden als "Rassenschande" gebrandmarkt und unerbittlich bestraft. Die Verhörprotokolle zeigen, wie schonungslos und entwürdigend sich Polizei, Gestapo und Justiz im NS-Staat in die Privatsphäre der Menschen einmischten, um ihre Rassenideologie durchzusetzen. Der beschuldigte Bekannte wurde nach seiner Vernehmung im Amtsgerichtsgefängnis Ochsenfurt in Untersuchungshaft genommen und von der Großen Strafkammer des Landgerichts Würzburg im Mai 1939 wegen "Rassenschande" zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und fünf Monaten verurteilt. Die hochschwangere Johanna Sieber blieb zunächst von Haft verschont, sie brachte ihr Kind am 6. Dezember 1938 zur Welt. Ihr Ehemann Stefan stellte im März 1939 für sich und seine Frau einen Antrag auf Erstellung eines Reisepasses, die Familie hoffte nach Kanada auswandern zu können. Doch die Behörden genehmigten nur für Stefan Sieber die Ausstellung des Reisepasses, für seine Ehefrau sei dies nicht möglich, " bevor nicht das Strafverfahren wegen Rassenschande abgeschlossen ist". Die Gestapo ordnete schließlich für sie "Schutzhaft" an, „mit Rücksicht auf ihre baldige Auswanderung wurde von einer Einlieferung in ein KZ Abstand genommen." Johanna Sieber war ab Juni 1939 im Amtsgerichtsgefängnis Ochsenfurt inhaftiert. Weshalb sie im Dezember 1939 dann doch ins KZ Ravensbrück deportiert wurde und die Auswanderungspläne nicht realisiert wurden, ist den Akten nicht zu entnehmen.

Johanna Sieber wurde am 14. April 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet, wohl im Rahmen der Aktion 14f13 zur "Sonderbehandlung" nicht mehr arbeitsfähiger KZ-Insassen. Gegenüber den Hinterbliebenen wurden die wahren Todesumstände verheimlicht, in der an den Ehemann weitergegebenen Todesnachricht wurden "Herzinsuffizienz bei Zellgewebeentzündung des linken Ober- und Unterschenkels und Sepsis" als Todesursachen angegeben. 

Johannas Mutter und ihr Bruder Heinrich wurden im November 1941 von Würzburg nach Riga deportiert. Ihr nach Palästina emigrierter Bruder Jakob widmete ihnen Gedenkblätter für die nationale Gedenkstätte Yad Vashem.


Quellenangaben


Bildnachweise




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