Personendaten
Cohn Jenny
Schönbornstraße 18a (alte Zählung)
November 1934 emigriert nach Haifa
Biografie
Jenny Cohn geb. Engel kam am 5. Juni 1892 in Bad Kissingen zur Welt. Ihre Eltern, Josef und Sophie Engel geb. Seligsberger, lebten seit 1890 in der fränkischen Kurstadt und unterhielten dort ein florierendes Kurhotel in der Schönbornstraße 18 (heute 26), die „Villa Engel“. Jennys jüngere Schwester erblickte 1894 das Licht der Welt. Ihr Vater Josef befand sich in seinen letzten Lebensjahren in einer Nervenheilanstalt und starb 1920 im Alter von nur 55 Jahren.
Jennys Cousin Philipp Leopold Seligsberger, der zwischen 1914 und 1924 mehrfach seine Verwandten in Bad Kissingen besuchte, schildert in seiner Autobiografie, wie die paradiesische Atmosphäre in der „Villa Engel“ durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs getrübt wurde. Seine Cousine Jenny hatte sich nach Kriegsbeginn freiwillig als Krankenschwester gemeldet, um verletzte Soldaten im Lazarett in Bad Kissingen zu pflegen.
Philipp Seligsberger beschreibt sie als intelligent, engagiert und unermüdlich in ihrem Einsatz für die Verletzten. Auch ihren späteren Mann, den Fabrikanten Siegfried Cohn, hatte sie als verletzten Soldaten im Lazarett in Bad Kissingen kennen gelernt und gepflegt. Nach ihrer Heirat zog sie mit ihm 1918 nach Berlin, wo am 22. April 1920 ihre Tochter Rosa Ruth zur Welt kam.
Nachdem ihr Mann 1932 gestorben war, kehrte Jenny im Juli mit ihrer Tochter Rosa Ruth nach Bad Kissingen zurück. Dort blieb sie noch 2 Jahre, bevor sie mit ihrer mittlerweile 14jährigen Tochter im November 1934 nach Haifa auswanderte. Ihre Mutter Sophie war kurz zuvor im Juli 1934 gestorben.
Die Gestapo Würzburg veranlasste im März 1943, dass Jenny Cohns Vermögen, das sich noch auf einem Auswanderersperrkonto in Deutschland befand, an den NS-Staat überging. Es handelte sich um einen Betrag von ca. 700 Reichsmark und Wertpapiere im Wert von 5000 Reichsmark.
Jenny Cohn blieb nicht in Israel. Sie wanderte in den 1950er Jahren nach Nordamerika aus. Im Juni 1953 ging sie in Neapel an Bord des Schiffs "Constitution" und reiste nach New York ab. Auch ihre Tochter Ruth wanderte dorthin aus. Genauere Angaben zum Wohnort fehlen bisher. Zuletzt lebte Jenny Cohn in Mexiko, wo sie im November 1962 im Alter von 70 Jahren verstorben ist.
Quellenangaben
Beck/Walter, Jüdisches Leben in Bad Kissingen, S. 142
Datenbank Familytree
Meldeunterlagen Stadt Bad Kissingen
StAW Gestapo 102, Jenny Cohn
White, Philipp S, A Coat of Many Colors. Autobiografie mit einem Vorwort von Ruth E. White, Berkeley 2008
Datenbank Ancestry, New York, Passagierlisten, 1820-1957
Datenbank Ancestry, Distrito Federal, Mexiko, zivile Sterberegister, 1861-1987
Bildnachweise
© Ruth White
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