Personendaten


Stern Thekla

Nachname
Stern
Geburtsname
Heimann
Vorname
Thekla
Geburtsdatum
03.08.1891
Geburtsort
Schwanfeld
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Isaak Heimann und Elisa geb. Stern
Geschwister: Salomon, Minna, Emil Max, Malchen Neter, Karl, Sara, Hermann, Bertha verh. Hofmann, Suzmann, Irma und Jettchen verh. Stein 
Ehemann: Josef Stern
Kinder: Ludwig und Anna

Adresse

Hemmerichstraße 12 (heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Eisenwarenhändlerin
Emigration/Deportation

April 1942 deportiert von Bad Kissingen nach Krasniczyn

Sterbeort/Sterbedatum
Umgebung Lublin - Todesdatum unbekannt

Biografie


Thekla Stern wurde am 8. August 1891 als erstes von zwölf Kindern des Pferdehändlers Isaak Heimann und seiner Ehefrau Elisa geb. Stern in Schwanfeld geboren. Ihre Großmutter väterlicherseits Therese geb. Schwed stammte aus einer alteingessenen jüdischen Familie Bad Kissingens, deren Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Thekla besuchte in Schwanfeld die siebenjährige Volksschule. Ihr Abschlusszeugnis aus dem Jahr 1905 charakterisiert sie als äußerst fleißige und begabte Schülerin.

Im März 1920 heiratete Thekla in Schwanfeld den 30-jährigen Josef Stern aus Steinach und zog mit ihm nach Bad Kissingen in die Kapellenstraße 18d, wo ihr Ehemann ein Handelsunternehmen für Eisenwaren und Landmaschinen aufbaute. Ein Jahr später wurde Sohn Ludwig geboren, 1924 kam Tochter Anna (genannt Anni) zur Welt. Zu dieser Zeit wohnte die Familie bereits in ihrem Haus in der Hemmerichstraße 29 (heute Nr.12).

Doch das glückliche Familienleben währte nicht lange: Nachdem Josef Stern im Oktober 1929 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, musste Thekla in der schwierigen Zeit der Weltwirtschaftskrise das Geschäft fortführen und die Familie allein versorgen. In der NS-Zeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation infolge der Boykottmaßnahmen zusätzlich, auch wenn ihr Bruder Hermann sie finanziell etwas unterstützte. Sicher fiel ihr auch die Trennung von ihrem Sohn nicht leicht. Ludwig verließ als 15-Jähriger die Kissinger Realschule, um in der Nähe von Augsburg eine Banklehre zu beginnen. 1938 musste Thekla Stern endgültig von ihm Abschied nehmen. Über Holland gelang ihm 1939 die Einreise in die USA.

Wegen einer Lappalie wurden Thekla Stern und ein nichtjüdischer Landwirt aus Ramsthal im März 1941 angezeigt. Der Ramsthaler Landwirt hatte trotz des Risikos, denunziert zu werden, den Mut, Thekla Stern 14 Eier in die Wohnung zu bringen. Der Bad Kissinger Oberbürgermeister Adalbert Wolpert leitete die Strafanzeige der Kissinger Kripo an die Würzburger Gestapo weiter. Diese forderte die Staatsanwaltschaft Schweinfurt auf, ein Strafverfahren gegen den Ramsthaler Landwirt einzuleiten und auch auf Thekla Stern auszudehnen "und gegen diese eine empfindliche Freiheitsstrafe zu beantragen" (StAW Gestapo 15361). Welche Konsequenzen dies für die beiden hatte, ist der Gestapoakte nicht zu entnehmen.

Nach seiner Emigration in die Vereinigten Staaten versuchte Theklas Sohn Ludwig alles, um Mutter und Schwester nachholen zu können, doch ohne Erfolg. Thekla wandte sich Hilfe suchend an ihre Geschwister, die bereits in die USA emigriert waren. Sie hoffte, dass ihre Verwandten die Überfahrt bezahlen und die für die Einreise notwendige Bürgschaft übernehmen würden. In ihren Briefen an Ludwig beklagte sie manchmal die Härte ihrer Geschwister. Trotz ständiger Desillusionierung gab Thekla Stern nicht auf.

In ihrem letzten Brief vom Oktober 1941 tröstete die Mutter den Sohn. Er solle den Glauben, bald wieder zusammen zu sein, nicht aufgeben, und mit ihr weiterhin in Briefkontakt bleiben: „Heute ist der 23., und ich hatte noch Deinen Brief abwarten wollen. Du sollst aber Nachricht von mir haben, denn ich will Dir schreiben, solange es mir möglich ist. Und sollte es mir nicht möglich sein, so warte in Geduld." Thekla Sterns Ringen um die Einreise in die USA blieb erfolglos. Sie konnte sich und ihre Tochter nicht retten. Beide wurden am 24. April 1942 über Würzburg ins Ghetto Krasniczyn bei Lublin deportiert, wo sie als verschollen gelten.

Auch Theklas jüngere Schwestern Malchen verh. Neter und Jettchen verh. Stein wurden mit ihren Familien deportiert und ermordet.

4 Elisa-Heimann-mit-Kindern
Thekla Stern geb. Heimann (links neben ihrer Mutter Elisa stehend) mit ihren jüngeren Geschwistern

515_Thekla-Sterns-Ehemann-Joseph
Thekla Sterns 1929 gestorbener Ehemann Josef
515_Thekla Stern mit ihren Kindern
mit ihren beiden Kindern Ludwig und Anni

                   

House-where-Ludwig-Stern-lived-in-Bad-Kissingen
Wohnhaus der Familie Stern, Hemmerichstraße 29 (heute 12)


Quellenangaben


Bildnachweise


© Therese Stern-Lawrence



Zurück zur Liste