Personendaten


Hartkopf Gertie

Nachname
Hartkopf
Geburtsname
Strauß
Vorname
Gertie (Gertud)
Geburtsdatum
08.01.1904
Geburtsort
Michelstadt/bei Erbach
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Aaron Strauß und Lina geb. Lindheimer
Geschwister: Max
Ehemann: Friedrich Wilhelm Hartkopf
Kinder: Helmut Wilhelm

Adresse

Ludwigstraße 8 (alte Zählung)

Beruf/Ämter
Hausmädchen
Emigration/Deportation
Sterbeort/Sterbedatum
Ingelheim - 28.04.1986

Biografie


Gertie (Gertrud) Hartkopf geb. Strauß (unterschiedliche Schreibweise in den Quellen: auch Straus und Strauss) lebte nur wenige Monate in Bad Kissingen.

Sie kam am 8. Januar 1904 als Tochter des Viehhändlers Aaron Strauß und dessen Ehefrau Lina geb. Lindheimer im hessischen Michelstadt bei Erbach zur Welt.

Im November 1924 zog die zwanzigjährige, noch ledige Gertie Strauß von dort nach Bad Kissingen und war bei Familie Stern in der Ludwigstraße als Hausmädchen angestellt. Bereits im Februar 1925 ging sie wieder in ihre Heimatstadt zurück.

Spätestens 1928 lebte Gertie Strauß in Ingelheim und heiratete dort im März 1929 den in Ingelheim geborenen Protestanten Friedrich Wilhelm Hartkopf. Im August 1929 kam ihr einziges Kind Helmut Wilhelm zur Welt. Durch die Heirat mit einem nichtjüdischen Ehemann konnte Gertie die NS-Zeit in Deutschland überleben, da sie nach NS-Kriterien in einer sogenannten „privilegierten“ Mischehe lebte. Gleichwohl wurde die Situation in den letzten Jahren der NS-Zeit auch für sie immer prekärer. Sie beschreibt ihre Situation während der NS-Zeit in ihrem Wiedergutmachungsantrag mit folgenden Worten: "Ich stammte aus guten Vermögensverhältnissen. Nur dem Umstande, dass mein Ehemann nichtjüdischer Abstammung war, habe ich es zu verdanken, dass ich in Ingelheim bleiben konnte. Zwar hatte ich viele Nachteile, jedoch konnte ich mich bis Kriegsende während des Nazi-Regimes in Ingelheim bewegen. Ich war von allen Veranstaltungen ausgeschlossen, hatte teilweise Beschränkung in der Ausgehzeit und war während des Krieges im Lebensmittelbezug beschränkt worden. Einen sogenannten ‘Judenstern’ brauchte ich nicht zu tragen" (Heinz-Otto Haag, "Ich gebe ihnen einen Namen" - Stolpersteine in Michelstadt, 2013, S.111ff). Ihr Sohn Helmut konnte als "Halbjude" keine höhere Schule besuchen, und zwei Versuche ihrer Eltern, ihn ein Handwerk lernen zu lassen, wurden abgelehnt, so dass er sich während der NS-Zeit mit einer Stelle als Hilfsarbeiter begnügen musste (Ebd.).

Gerties Eltern Aaron und Lina Strauß und ihr jüngerer Bruder Max wurden 1942 aus Michelstadt deportiert und ermordet.  

Gertie Hartkopf lebte auch nach dem Krieg weiter in Ingelheim und stellte als Alleinerbin einen Wiedergutmachungsantrag für das Unrecht, das ihren Eltern und ihrem Bruder in Michelstadt widerfahren war. Zwar erhielt sie 1949 das Elternhaus zurück, der weitere Rechtsstreit zog sich jedoch noch Jahrzehnte hin und ist ein Beispiel dafür, "mit welchen juristischen Spitzfindigkeiten die größtenteils aus der NS-Zeit übernommene Justiz versuchte, die Ansprüche der Antragssteller zurückzuweisen" (Details beschrieben in: Otto-Heinz Haag, S.114ff).

Gerties Ehemann Friedrich Wilhelm starb im August 1968 in Ingelheim, sie lebte dort noch bis April 1986 und verstarb im Alter von 82 Jahren.


Quellenangaben


Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Gedenkblätter Gertie Hartkopf für Eltern und Bruder, Zentrale Datenbank Yad Vashemexterner Link
Heinz-Otto Haag, "Ich gebe ihnen einen Namen" (Jes. 56/5) - Stolpersteine in Michelstadt, 2013, SBN- Nr. 3-924583-51-X, S.111ff 
Informationen Nadine Gerhard, M.A. Stadtarchivarin Ingelheim, Mail vom 08.01.2020



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