Personendaten


Wolff Felicie

Nachname
Wolff
Geburtsname
Rosenau
Vorname
Felicie (Lizzi)
Geburtsdatum
05.09.1896
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Simon Hermann Rosenau und Luise geb. Feuchtwanger
Geschwister: Hermann, Arthur, Ida verh. Bock
Ehemann: Hans Wolff
Kinder: Georges

Adresse

Kurhausstraße 10

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

1933 emigriert nach Frankreich
Dezember 1942 emigriert in die Schweiz

Sterbeort/Sterbedatum
Paris -

Biografie


Felicie (Lizzi) Wolff stammt aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in Bad Kissingen, deren Wurzeln sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Felicie kam am 5. September 1896 als drittes Kind des Juweliers Hermann Simon Rosenau und seiner erster Frau Luise geb. Feuchtwanger in Bad Kissingen zur Welt. Die Familie besaß sowohl in München als auch in Bad Kissingen ein Juweliergeschäft und Wohnhaus und verbrachte die Sommersaison in Bad Kissingen, die Wintermonate in München.

Felicie Rosenau heiratete 1921 in München den Kunsthändler Hans (Henry) Wolff. Ihr Sohn Georges kam dort 1924 zur Welt. Die Wolffs hielten sich in den Sommermonaten in Bad Kissingen auf und wohnten im ersten Stock des stattlichen Anwesens von Felicies Vater Hermann Simon in der Kurhausstraße 10. Hans Wolff führte nicht weit entfernt davon am Eingang zum Kurpark ein Antiquitätengeschäft. Die Wintermonate verbrachte die Familie regelmäßig in München und wohnte dort in der Holbeinstraße 7 in Bogenhausen, einem bis heute noblen Stadtteil der bayrischen Hauptstadt. Als ihrem Vater unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers telefonisch vom Bad Kissinger Kreisleiter Karl Renner die Verhaftung angedroht wurde, falls er wieder nach Bad Kissingen kommen würde, und ihr Halbbruder Arthur in München telefonisch mit dem Tod bedroht wurde, kehrte die Familie nicht mehr nach Bad Kissingen zurück, sondern emigrierte bereits im März 1933 nach Paris. Auch die Familie Wolff emigrierte zur gleichen Zeit nach Paris, wo ihre finanzielle Situation zunächst sehr schlecht war. Hans Wolff war dort für das Flüchtlingskomitee tätig.  

Ihre Nichte Kate Kallenbach geb. Bock hat Felicie im Dezember 1934 in Paris besucht und beschreibt ihre Tante als außergewöhnliche Frau: "Ich glaube, ich habe in den zehn Tagen, die ich in Paris verbracht habe, mehr über Kunst von ihr gelernt als jemals zuvor... Sie war eine ganz besondere Frau. Ich liebte meine Tante Lizzi so sehr, dass ich sie wie eine zweite Mutter ansah. Sie hat sich lange Geschichten über Reisen ausgedacht. Die erzählte sie Georges (Felicies Sohn) und mir und hielt jeden von uns an der Hand. Wir haben von ihr viel über weit entfernte Orte gelernt. Sie hatte eine lebhafte Phantasie und einen wunderbaren Sinn für Humor" (Kate L. Kallenbach, My memoirs - a letter to my son, Kapitel 11).

Die Wolffs waren noch in Paris, als Deutschland 1940 Frankreich angriff und deutsche Truppen in Belgien einmarschierten. Hans (der sich inzwischen Henri nannte) trat der französischen Fremdenlegion bei. Felicie und ihr damals 15-jähriger Sohn Georges trafen sich mit ihm an einem nicht bekannten Ort und gelangten gemeinsam über die Schweizer Grenze. Dort wurden sie als Flüchtlinge in einem Lager interniert und mussten dort die Kriegsjahre verbringen und wurden nicht sehr gut behandelt. Die Männer wurden von den Frauen getrennt und Felicies Mann musste zuerst Bäume im Wald fällen und dann Zwangsarbeit in einer Konservenfabrik leisten. Als der Krieg vorüber war, schafften es die drei, aus dem Lager und zu Fuß über die Berge nach Frankreich zu entkommen. Der inzwischen etwa 19-jährige Georges trug seine Eltern buchstäblich über die Berge, weil sie völlig erschöpft waren, und schließlich erreichte die Familie Paris. In der ersten Zeit fehlte es ihnen an allem, so dass Felicies Schwester Ida, die nach Südafrika emigriert war, regelmäßig Lebensmittelpakete schickte. Henri Wolff fand aber dann eine Beschäftigung. Er nahm an den Auktionen des Hôtel Drouot teil, des größten und berühmtesten französischen Auktionshauses, und erhielt Provisionen von wohlhabenden Kunden. Dadurch kam die Familie allmählich wieder zu Wohlstand (vgl. ebd.)

Nach 1948 wurden die Wolffs regelmäßig von Felicies Schwester Ida Bock und ihrem Mann Julius besucht, und verbrachten mit ihnen ihren Urlaub in Paris oder gemeinsam in der Schweiz Die beiden Schwestern waren sehr eng befreundet und so war der plötzliche Tod von Felicie und ihrem Mann ein großer Schock für Ida Bock.

Über das Todesdatum von Felicie Wolff gibt es unterschiedliche Angaben. Nach Angaben eines von Uri Rosenan erstellten Familienstammbaums auf Ancestry starb Felicie Wolff im Februar 1961 in Paris im Alter von 64 Jahren, im selben Monat, in dem auch ihr Ehemann Hans Wolff verstorben ist. Nach Auskunft von Gary Kallenbach, einem Enkel von Felicies Schwester Ida, sind beide bereits 1958 gestorben (Mail G. Kallenbach, 21.04.2020).

Simon-Herrman-familie
Felicie Rosenau (vorne rechts) mit Vater Simon Herrmann, seiner 2. Ehefrau Paula und ihren Geschwistern links vorne Halbbruder Arthur dahinter ihre Geschwister Hermann Sigmund und Ida (Bilddatum ca. 1903)

Felicie-und-Hans-(Henry)-Wolff
Felicie Wolff und ihr Ehemann Hans (Henry)
Georges-Wolff
Felicie Wolffs Sohn Georges
Felicie Wolff-Flims-Schweiz-1956 Kopie
vorne links Felicie Wolff, dahinter ihr Ehemann Hans (Henry) Wolff, neben ihr Schwester Ida verh. Bock


Quellenangaben


Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
H.-J. Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 671
Münchner Gedenkbuch
Datenbank Ancestry, Schweiz, jüdische Ankünfte, 1938-1945externer Link
Familienstammbaum Uri Rosenan, Datenbank Ancestryexterner Link
Datenbank Genicomexterner Link
Mail Gary Kallenbach, 21.04.2020

Bildnachweise


© Gary Kallenbach



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