Personendaten


Straußer Isidor

Nachname
Straußer
Vorname
Isidor
Geburtsdatum
26.10.1873
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Simon Straußer und Agatha (Agathe) Sara geb. Löwengart
Geschwister: Jakob, Moses
Ehefrau: Laura geb. Gutmann
Kinder: Siegfried (Simon)

Adresse
Beruf/Ämter
Metzgermeister/Gastwirt/Hotelier
Emigration/Deportation
Sterbeort/Sterbedatum
Schweinfurt - 19.11.1940

Biografie


Isidor Straußer wurde am 26. Oktober 1873 in Bad Kissingen geboren, lebte hier aber nur kurze Zeit. Bereits im Jahr 1874 ist die Familie Straußer nach Schweinfurt gezogen.

Isidors Vater war der Euerbacher Metzgermeister Simon Straußer . Mit seiner zweiten Frau Agatha (Agathe) Sara geb. Löwengard hatte er drei Söhne: Jakob, der 1869 noch in Euerbach geboren wurde und Moses sowie Isidor, die 1871 bzw. 1873 in Bad Kissingen das Licht der Welt erblickten.  

1874 zog die Familie nach Schweinfurt um, wo Isidors Vater in der Langen Zehntstraße 1 ein Anwesen erwarb und eine Metzgerei eröffnete. Bald stellte er dies jedoch auch auf Gastronomie um und er erhielt die Erlaubnis zum Betrieb einer israelitischen Gastwirtschaft mit Herberge, die ungefähr 30 Jahre im Familienbesitz war. Nach dem Tod Simon Straußers 1899 hatten dessen dritte Ehefrau Ricka (Rebekka) geb. Hofmann und Isidor den Betrieb weitergeführt.

Restauration-Straßer
Straußer-Inserat
Die Konzession endete für dieses Anwesen, da Isidor diese im Jahr 1907 auf das Hotel Central am Rossmarkt übertragen ließ. Isidor Straußer hatte dort 1905 ein Anwesen erworben und errichtete nach dem Abriss eines alten Brauhauses, ein Hotel, das Central-Hotel, in dem entsprechend der Familientradition auch eine Metzgerei betrieben wurde. Es war gleichzeitig das rituelle Speisehaus für die jüdische Gemeinde in Schweinfurt, in dem nach jedem Viehmarkt die jüdischen Händler einkehrten. 

Isidor Straußer nahm auch als Kanonier am Ersten Weltkrieg teil und kämpfte beispielsweise 1916/1917 in der Schlacht um Verdun mit; seine Vorgesetzten bescheinigten ihm eine "sehr gute" Führung.

"1922 bereits wurde das Anwesen an die AOK verkauft und das Hotel Central schloss seine Pforten für immer. Es muss eine äußerst beliebte und schmucke Lokalität gewesen sein" (Informationen von der Website "Schweinfurtführeexterner Linkr").

Hotel Central Isidor Strausser

Im Februar 1904 hatte Isidor Straußer die aus Niederwerrn stammende Viehhändlertochter Laura (in anderern Quellen auch Sara Agatha genannt) geb. Gutmann geheiratet. Im Dezember desselben Jahres wurde ihr Sohn Siegfried (Simon) geboren. Isidors Ehefrau starb im Oktober 1931 mit 52 Jahren. Sie hatte an der Seite ihres Mannes das renommierte koschere Hotel Central geleitet und wird in einem Nachruf der jüdischen Zeitschrift "Der Israelit" als "warmherzige, liebenswürdige Menschenfreundin" gewürdigt, die sich auch große Verdienste durch eifrige Betätigung als Mitglied der Frauen-Chewra (Frauenverein) für die Allgemeinheit erworben habe (Alemannia Judaica Schweinfurtexterner Link).

Der Witwer Isidor Straußer musste dann die zunehmende Ausgrenzung und Entrechtung der jüdischen Bürger miterleben und wurde am 10. November 1938 (nach der Pogromnacht) zusammen mit seinem Sohn Siegfried von der Gestapo verhaftet. Zehn Tage später ließ man ihn wieder frei, während sein Sohn Siegfried ins KZ Dachau verbracht wurde. Isidor Strauß engagierte sich in seinen letzten Lebensjahren auch in der Israelitischen Kultusgemeinde von Schweinfurt und wurde im Dezember 1938 als Verwaltungsmitglied in die Gemeindeverwaltung gewählt.

Isidor Straußer plante mit seinem Sohn Siegfried und seiner Schwiegertochter Klara auf die Philippinen zu emigrieren, die Pläne wurden jedoch nicht realisiert, vielleicht weil er gesundheitlich nicht mehr dazu in der Lage war. Der inzwischen 67-jährige Isidor Strauß erlag am 19. November 1940 in Schweinfurt einem Hirnschlag und wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof in Schweinfurt begraben.

Isidors Bruder Moses war bereits 1898 in Schweinfurt gestorben, sein ältester Bruder Jakob wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet (siehe Biografie Jakob Straußer).

Isidors Sohn Siegfried konnte im Februar 1939 auf die Philippinen fliehen, wohin wenige Monate später auch seine Ehefrau Klara geb. Thanhauser folgte. 1946 siedelte das Ehepaar in die USA über. Die dramatischen Umstände der Emigration werden beschrieben in: Frank Ephraim, Escape to Manila. From Nazi Tyranny to Japanese Terror, Urbana – Chicago 2003)externer Link.


Quellenangaben


Bildnachweise


Foto Hotel Central © Website "Schweinfurtführer", Hotel Centralexterner Link
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