Personendaten
Rabinowitz Jakob
Theresienstraße 11/12 (alte Zählung)
emigriert in die Niederlande
im Frühjahr 1939 emigriert nach Palästina
Biografie
Jakob Rabinowitz hielt sich nur für kurze Zeit in Bad Kissingen auf. Er kam am 17. Juli 1896 in Jerusalem als Sohn von Shmaryahu Schmerl Rabinowitz und dessen Frau Pessel geb. Zweber zur Welt. Auch seine Eltern waren in Jerusalem geboren worden, das damals zum Osmanischen Reich gehörte, und lebten dort in einem europäisch geprägten Umfeld. Die Familie gehörte zum „Alten Jischuw“, der vielleicht 20.000 Seelen zählenden frühen, vorzionistischen Besiedlung in Palästina, meist orthodoxen Juden, die in den Städten Safed, Tiberias, Hebron und Jerusalem lebten. Jakobs Vater, dessen Vorfahren aus Litauen stammten, war Weinhändler und die Mutter stammte aus einer ungarischen Gelehrtenfamilie.
Um die Jahrhundertwende verließ Familie Rabinowitz Palästina und zog nach Frankfurt/Main, weil Vater Schmerl das Klima nicht vertrug. In Frankfurt betrieb Jakobs Vater ein Importgeschäft mit koscheren „Palästina-Weinen“ und „feinen alten Cognacs“.
Nachdem bereits seine jüngeren Brüder Baruch und Josef 1918 für kurze Zeit in Bad Kissingen gelebt hatten, zog Jakob Rabinowitz im Juli 1919 in die fränkische Kurstadt und war in der Theresienstraße bei Familie Jeidel, den Besitzern des Hotel Ehrenreich, als Hauslehrer gemeldet. Möglicherweise gab er dort den Kindern jüdischer Ärzte und Geschäftsleute, die während der Kursaison in Bad Kissingen wohnten, privaten Unterricht. Bereits im September 1919 meldete sich Jakob Rabinowitz wieder nach Frankfurt ab.
Dort heiratete er im April 1921 die aus dem polnischen Nowy Sącz stammende Lina Lustig. Das Ehepaar zog nach Fürth und betrieb in der Marienstraße 37 einen Weißwarenhandel. Ihre beiden Kinder Ruth und Leo wurden 1925 und 1928 in Fürth geboren.
Als sich die Situation während der NS-Zeit für jüdische Bürger immer mehr verschärfte, emigrierte die Familie spätestens 1937 ins niederländische Gravenhage und dann nach Le Hague. Im März/April 1939 - wenige Wochen vor dem Einmarsch deutscher Truppen - bekam die Familie ein Ausreisevisum nach Palästina und konnte somit noch rechtzeitig dem NS-Terror entkommen.
Über das weitere Leben von Jakob Rabinowitz und seiner Familie ist nur bekannt, dass sie 1946 die Staatsbürgerschaft Palästinas erhielten. Auch Jakobs Brüdern Josef und Isaak gelang mit ihren Familien die Flucht nach Palästina.
Quellenangaben
Stadtarchiv Bad Kissingen, polizeiliche Wohnungsmeldung
Heiratseintrag, Hessen, Deutschland, ausgewählte Heiratsregister 1849-1930
Peter Frank, Die Marienstraße in Fürth und ihre früheren jüdischen Bewohner, S.9
Jakob Rabinowitz in: Adressbücher aus Deutschland und Umgebung,1815-1974
Datenbank Israel's archives are going online, Eintrag des Sohnes Leo
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