Personendaten
Rabinowitz Baruch
Maxstraße 10
Biografie
Baruch Rabinowitz lebte nur kurze Zeit in Bad Kissingen. Er kam am 11. April 1898 in Jerusalem als Sohn von Shmaryahu Schmerl Rabinowitz und dessen Frau Pessel geb. Zweber zur Welt. Seine Eltern waren in Jerusalem geboren worden, das damals zum Osmanischen Reich gehörte, und lebten dort in einem europäisch geprägten Umfeld. Die Familie gehörte zum „Alten Jischuw“, der vielleicht 20.000 Seelen zählenden frühen, vorzionistischen Besiedlung in Palästina, meist orthodoxen Juden, die in den Städten Safed, Tiberias, Hebron und Jerusalem lebten. Baruchs Vater, dessen Vorfahren aus Litauen stammten, war Weinhändler und die Mutter stammte aus einer ungarischen Gelehrtenfamilie.
Um die Jahrhundertwende verließ die Familie Rabinowitz Palästina und zog nach Frankfurt/Main, weil Vater Schmerl das Klima nicht vertrug. In Frankfurt betrieb Baruchs Vater ein Importgeschäft mit koscheren „Palästina-Weinen“ und „feinen alten Cognacs“.
Baruch besuchte die Realschule der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Frankfurt und anschließend das Jüdische Lehrerseminar in Köln, an dem er im März 1915 erfolgreich seine Religionslehrerprüfung ablegte. Bis November 1915 unterrichtete er in Köln und anschließend war er als Religionslehrer an der Israelitischen Volkschule in Frankfurt tätig. Seine Vorgesetzten bescheinigen ihm "Eifer, Pflichttreue und guten unterrichtlichen Erfolg" (Zeugnis von Dr. Emanuel Carlebach, Seminardirektor in Köln, 5. November 1915).
Kurze Zeit später bewarb er sich für die Religionslehrerstelle in Bad Kissingen. Die Stelle war während der Kriegsjahre verwaist, da der langjährige Kantor und Religionslehrer Ludwig Steinberger zum Kriegsdienst eingezogen war. Für die dortige Kultusgemeinde war es sehr schwer für diese Zeit einen Ersatz zu finden. Doch im letzten Kriegsjahr waren die Bemühungen der Gemeinde erfolgreich. Die unterfränkische Regierung genehmigte "ausnahmsweise... für die Dauer der Einberufung des israelitischen Religionslehrers Ludwig Steinberger zum Heeresdienste den Religionsunterricht an der israelitischen Religionsschule in Bad Kissingen zu erteilen. Gegen dessen Verwendung als Vorsänger, Schächter und Vorbeter besteht keine Erinnerung".
Baruch Rabinowitz zog im Februar 1918 nach Bad Kissingen und wohnte hier mit kurzen Unterbrechungen bis Anfang 1919 in der Maxstraße 10, unter derselben Adresse wie auch sein jüngerer Bruder Josef, der 1918 für kurze Zeit die Kissinger Realschule besuchte. In den Bad Kissinger Meldeakten ist als Beruf "Lehrer" angegeben. Seine Tätigkeit in Bad Kissingen sollte ein kurzes Intermezzo bleiben. Ludwig Steinberger wurde nach Kriegsende aus dem Heer entlassen und konnte seinen Dienst wieder antreten. Baruch Rabinowitz erhielt noch im November 1918 seine Kündigung vom Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Samuel Hofmann ausgestellt, die am 31. 12. 1918 wirksam wurde.
Baruch Rabinowitz muss wohl wenige Jahre später nach Palästina ausgewandert sein. Er arbeitete als Lehrer in Tel Aviv und heiratete im Januar 1926 in Jerusalem die dort lebende Nechama Rachel Werner. Sie starb im Juli 2000. Über Baruch Rabinowitz weiteres Schicksal ist bisher nichts bekannt.
Quellenangaben
Stadtarchiv Bad Kissingen, polizeiliche Wohnungsmeldung
Datenbank Ancestry, Certificate of Marriage
Datenbank Genicom, Nechamah Rachel Rabinovitz (Werner)
Datenbank Myheritage, Heiratsurkunde
Findmitteldatenbank Bayerisches Staatsarchiv Würzburg, Jüdische Gemeindearchive in Bayern/Gemeinden in Unterfranken/Gemeinde Bad Kissingen Personalakte zur Stelle des Religionslehrers und Kantors. Signatur CAHJP, Gemeinde Bad Kissingen D-Ba1-14 Erscheinungsort Gemeinde Bad Kissingen Erscheinungsjahr 1912-1917
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